Premiere: Gemächliche Mordermittlung

Von Ulrike Sommerer

Fast schon zu Beginn ist klar: Der war’s. Lawrence Redding ist der Mörder. Er gibt es ja sogar zu. Und dann dauert es doch drei lange Stunden, bis er endlich überführt ist. Ja, Redding ist der Mörder. Ups. Jetzt haben wir es verraten. „Mord im Pfarrhaus“, der erste Miss-Marple-Fall von Agatha Christie feierte umjubelte Premiere auf der Trebgaster Naturbühne. Ein Applaus, den sich vor allem zwei Darstellerinnen verdient haben.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Nachdem wir jetzt schon ausgeplaudert haben, das Redding (Gerd Kammerer) der Mörder ist, können wir auch gleich die ganze Geschichte erzählen: Redding bringt einen ungeliebten Oberst um (wer war eigentlich die Leiche? Im Programm ist für diese Rolle niemand aufgeführt und die Leiche war dann auch einfach weg) und dann noch ein paar mehr Leute, die ihm gerade nicht in den Kram passen. Er gibt das alles zu und führt so den Inspektor (Walter Richter) auf die Spur, dass es Redding doch nicht gewesen sein kann. Miss Marple (Sonja Bayer) findet natürlich heraus, wie es wirklich war. Bis es jedoch soweit ist, vergeht sehr viel Zeit mit vielen und langen und langsamen Gesprächen und Begegnungen.

Für Tempo sorgt einzig die (fränkische) Haushaltshilfe Mary (Patricia Lerner). Wenn sie auf die Bühne kommt, und man wartete regelrecht auf ihre Auftritte, lacht das Publikum. Ihr erfrischendes Spiel rettet den Abend, ebenso wie das von Sonja Bayer als Miss Marple. Miss Marple zu spielen dürfte keine leichte Aufgabe sein, hat doch wohl jeder im Publikum Margaret Rutherford im Kopf, ja genau, die aus den schwarz-weiß-Filmen. Sonja Bayer entspricht diesem Bild natürlich nicht. Und doch schafft sie es, Miss Marple auf ganz eigene Weise zu verkörpern. Bayer und Lerner legen in Mimik und kleine Gesten Witz, sorgen in diesen kleinen Momenten für Lacher, Charme und Leichtigkeit.

Regisseurin Heidi Lehner lässt den Akteuren der Bühne viel Zeit für die Aufklärung des Mordfalls, sie setzt auf Gemächlichkeit, die dem kleinen Dorf von Miss Marple entsprechen dürfte und auch der Zeit, in die sie die Handlung verlegte: Die 50er Jahre. Knickerbocker und Petticoats prägen das Bild auf der Bühne (Kostüme: Wolfram Müller-Broeder und Sigrid Seehuber).

Am Ende ist der Mörder überführt und das Premierenpublikum jubelt. Es ist der Lohn für die Bemühungen der Akteure.

Die nächsten Aufführungen von „Mord im Pfarrhaus“ sind am 28. Mai, 15 Uhr, 3. Und 11. Juni, jeweils 20.30 Uhr.