Nach der Insolvenz Aufträge von der Ehefrau Pottensteiner Bauunternehmer zahlt Rechnungen nicht

Von
Am dritten Verhandlungstag gegen ein Bauunternehmen aus dem Raum Pottenstein sagten drei Handwerker aus, die noch auf Geld warten. Foto: Ronald Wittek Foto: red

„Da muss man schon eine Weile lesen“, sagte der Vorsitzende Richter am Landgericht Hof, Matthias Burghardt, am dritten Verhandlungstag gegen einen Bauunternehmer aus dem Raum Pottenstein und seine beiden Geschäftsführer. In der Anklage werden verschleppte Insolvenz und vorsätzlicher Betrug vorgeworfen. Zehn Einträge im Zentralregister hat der 64-jährige Hauptangeklagte.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wegen Steuerhinterziehung und Urkundenfälschung wurde er 1992 zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe und 720 000 Mark Geldstrafe verurteilt. Geldstrafen gab es für das unerlaubte Betreiben von Anlagen, den Missbrauch von Ausweispapieren, zweimal Beleidigung und zuletzt 2011 für 27 Fälle von Steuerhinterziehung. Zweimal ließ er Arbeiter ohne entsprechende Schutzkleidung Asbestarbeiten ausführen. Ein Jahr auf Bewährung gab es für das Einschleusen von Ausländern, ein Jahr und sechs Monate für Bankrott.

Keine Verträge und Leistungsverzeichnisse

Von mündlichen Auftragserteilungen berichtete ein Pegnitzer Schreiner, der seit 1982 Geschäfte mit dem Angeklagten macht. Es gab einen Anruf vom Bauleiter, dann ist er zum Vermessen zu den Baustellen gefahren, hat Innentüren und Fenster eingebaut. Leistungsverzeichnisse und Verträge gab es nicht, es wurden vorher keine Preise vereinbart. Ab Mitte 2009 habe es dann mit der Bezahlung manchmal länger gedauert, wurde vom Angeklagten mehr Skonto abgezogen. Gegen Ende des Jahres blieb das Geld dann ganz aus, so der Schreiner. Rund 25 000 Euro fehlen noch. Abnahmen habe es nie gegeben. Anfang 2010 habe er dann das Gespräch mit den beiden Geschäftsführern gesucht. Es gebe Probleme, man könne nicht zahlen, hieß es da. „Aber ich habe die Zusicherung bekommen, dass es immer weitergeht, ich Aufträge bekomme“, so der Handwerker. In seinen Rechnungen habe er oben etwas drauf geschlagen, weil er wusste, dass von der Firma unten was abgezogen werde, so der Schreiner zum Richter. Ab 2010 habe er dann Aufträge von der Ehefrau des Angeklagten bekommen, für Sanierungsarbeiten in Mietobjekten. „Das war ihr Haus und die Rechnungen gingen an sie“, so der Schreiner auf die Frage von Burghardt, wem die Häuser gehörten und wer zahlte. Aufträge zwischen 45 000 und 87 000 Euro gab es auch von einer Baufirma aus Egloffstein. Ansprechpartner waren hier ebenfalls die drei Angeklagten sowie ein weiterer Sohn und die Ehefrau des Hauptangeklagten.

Eigenmächtig das Skonto erhöht

Von schriftlichen Aufträgen berichtete vor Gericht ein Schreiner aus Marloffstein. Nachdem im Februar 2010 eine Rechnung über 8400 Euro nicht bezahlt wurde, habe er Fenstereinbauten bei einem Objekt in Nürnberg erst einmal eingestellt. Ähnliche Erfahrungen machte auch der Vertreter einer Rollofirma aus Waldsassen. Anfangs habe alles gut geklappt, ab Mitte 2010 sei es dann mit dem Bezahlen schleppend geworden. Die Baufirma habe eigenmächtig das Skonto auf teils zehn Prozent erhöht. Der Hauptangeklagte habe ihm immer wieder Geld versprochen, aber nichts kam. Aus dem Jahr 2009 sind noch fünf Rechnungen offen, so der Handwerker. Davon, dass gegen die Firma im Juni 2009 ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde, habe er nichts gewusst.

Ebenfalls vor Gericht wurde ein Sachverständiger gehört, der Grund und Immobilien der Baufirma in Speichersdorf bewertet hatte. In der Anklage wird dem mitangeklagten Sohn des Bauunternehmers vorgeworfen, diese an seinen Bruder unter Wert verkauft zu haben und somit Firmenvermögen aus der Insolvenzmasse geschafft zu haben. Der Bruder hatte 250 000 Euro für die 42 teils vermieteten Wohneinheiten gezahlt. Der Sachverständige kam auf einen Ertragswert von knapp 700 000 Euro und auf einen Sachwert von 783 000 Euro.

Auf der Homepage des Egloffsteiner Unternehmens von dem der Pegnitzer Schreiner nach der Insolvenz der Angeklagten Aufträge erhalten hatte, sind die beiden angeklagten Geschäftsführer eingetragen. Auf Kurier-Nachfrage teilte das Registergericht Bamberg heute mit, dass das Egloffsteiner Bauunternehmen am 27. Dezember 1989 im Handelsregister eingetragen wurde. Die letzte Veränderung war 1998, als der jetzt angeklagte Geschäftsführer und Sohn des Bauunternehmers als 20-Jähriger zum Geschäftsführer bestellt wurde. Am zweiten Verhandlungstag hatte die ehemalige Buchhalterin des Pottensteiner Bauunternehmens, die als Zeugin geladen war, angegeben, mittlerweile bei der Egloffsteiner Firma beschäftigt zu sein.

Der Prozess wird am kommenden Freitag fortgesetzt.

Autor

Bilder