Den Darstellern ist juristisch kaum beizukommen - Auch Lebensmittelladen war Drehort Porno-Dreh bei Ikea könnte legal sein

Sex in der Ikea: Sie drehten einen Porno, während Familien auf Möbelschau waren. Dafür könnte eine Rostocker Firma könnte jetzt Ärger bekommen, heißt es beim Möbelriesen. Aber die Rechtslage macht das schwierig.

 
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Bei Ikea ist man „geschockt“. Eine Sprecherin sagt, „unsere Einrichtungshäuser sind familienfreundliche Orte sind und unsere Besucher sollen sich bei uns sicher und wohl fühlen.“ Doch das war an einem ganz normalen Tag nicht der Fall. Die Pornodarstellerin, die sich Lucy Cat nennt, eine junge Frau mit langen blonden Haaren, ging in eines der Möbelhäuser und drehte einen Porno. Das volle Programm. Während sich Familien nach Möbel umschauten, war die Schauspielerin Lucy Cat mit ihrem Partner in der Bäder-Abteilung. Wo sich später Kinder langweilen, wenn ihre Eltern nach Badeartikeln schauen und die Sachen auch anfassen, tauschten Cat und ihr Partner Körperflüssigkeiten aus. „Danach ging die Dame aus dem Showroom, ohne sich irgendwo die Hände zu waschen“, sagt Norbert Weinhold, ein Internet-Detektiv, der sich ehrenamtlich auf die Suche nach missbräuchlicher Verwendung von Privatfotos im Internet macht. Auch die Bäderabteilung haben die Porno-Dreher nicht gesäubert. Ein anderes Mal waren die Darsteller „Duftkerzen kaufen“.

Ikea überlegt sich „rechtliche Schritte“. Eine Sprecherin betont, „wir tolerieren solche Dinge selbstverständlich nicht.“ Die Rostocker Firma, mit der die Darstellerin zusammen arbeitet, war nicht zu erreichen. Inzwischen ist eines der Videos auch aus dem Netz genommen. Bis gestern hatten es sich 65.000 Leute angesehen, auf dem auch Preisschilder und Produkte des Möbelhauses zu sehen sind.

Und es war nicht das einzige. Auch eine andere Darstellerin hat während des laufenden Betriebes einen Film gedreht. Vanessa Kiss schlendert erst vorbei an Betten und Sofas mit den typischen Ikea-Namen wie Ektorp oder der PS-Kollektion aus Leuchten und Beistelltischen, und setzte sich in einer stilleren Ecke auf einen Ikea-Sessel. Tullsta, rot, Preis ab 95 Euro.

Die Schauspielerinnen waren nicht zu erreichen. Der Server von Cat steht in Kanada und gibt keine Kontakt-Adressen heraus. Und selbst wenn – den Schauspielerinnen juristisch ans Zeug zu flicken könnte schwierig werden.

Das hat auch die Rewe-Group gemerkt. Dort wurde in einer Penny-Filiale ein Porno gedreht, auch während der Öffnungszeiten. „Der Vorfall ist uns bekannt“, sagt Pressesprecher Andreas Krämer. „Es gibt exakt einen Fall“, in Rostock. Diesen habe man „eingehend geprüft“. Der Filialleiter hatte keine Genehmigung erteilt, sonst wäre er fristlos entlassen worden. Juristische Konsequenzen? Gab es nicht.

Auch wenn sich die Schauspielerinnen „Amateure“ nennen, drehen sie professionell. Sie wissen, was erlaubt ist und was nicht. Einer der in die Vorgänge eingebundenen Personen sagte dem Kurier, die Videos seien „clever“ gemacht. Es sei nicht klar, wann sie entstanden seien. Auch Hausfriedensbruch käme nicht in Betracht, schließlich sei es während der Öffnungszeiten geschehen. Selbst mit Erregung öffentlichen Ärgernisses sei den Beteiligten nicht beizukommen. Tatsächlich sieht man auf den Videos höchstens eine erwachsene Person, die nicht an dem Dreh beteiligt sein könnte. Selbst hygienische Gesichtspunkte seien schwer zu monieren. Denn auch „normale“ Kunden könnten ungewaschen die Waren anfassen. „Gegen die Pornos ist nichts zu machen“, sagt er.

Das stimmt, sagt der Bayreuther Anwalt Karsten Schieseck. Erregung öffentlichen Ärgernisses sei zudem kein Verbrechen, sondern nur eine Ordnungswidrigkeit. Und wo keiner, der nicht gestört wird, ist auch kein Richter. Hausfriedensbruch könnte es erst dann werden, wenn die Darsteller bereits erwischt worden sind und Hausverbot bekommen hätten.

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