Deutschlandweit Tausende Todesfälle - Kliniken in der Region: Wir schneiden bei Infektionsrate im Vergleich gut ab Keime machen viele Bayreuther krank

Von Peter Rauscher
 Foto: red

Multiresistente Krankheitserreger, die mit Antibiotika nur schwer oder gar nicht bekämpft werden können, befallen in Bayreuth und Wunsiedel mehr Menschen als in den meisten anderen Gegenden Deutschlands. Die Bewohner des Landkreises Wunsiedel sind davon bundesweit am meisten betroffen, die Bewohner der Stadt Bayreuth liegen bundesweit an fünftschlechtester Stelle.

 
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Die neuen Daten gehen zurück auf die Auswertung von Abrechnungsdaten aller deutschen Krankenhäuser durch die Wochenzeitung „Die Zeit“, „Zeit Online“, die Funke-Mediengruppe und das Rechercheteam CORRECT!V. Deren Ergebnis: Die Zahl der Toten durch Infektionen mit multiresistenten Erregern liegt deutlich höher als die offiziell vom Bundesgesundheitsministerium angegebenen Zahlen. Ärzte hätten bei gestorbenen Patienten im vergangenen Jahr mehr als 30 000-mal eine Behandlung der drei meistverbreiteten Keime MRSA, ESBL oder VRE abgerechnet. Ob all diese Menschen auch tatsächlich an den Keimen gestorben sind, lässt sich aus den Daten nicht ablesen. Experten seien sich aber sicher, dass die Zahl der Infektionstoten deutlich höher liegt, als das Gesundheitsministerium angibt. Statt 7500 bis 15 000 Toten gebe es „mehr als 30 000 bis 40 000 Todesfälle, wahrscheinlich weit mehr“, wird Professor Walter Popp zitiert, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene.

Der Landkreis Wunsiedel ist bundesweit Schlusslicht der Statistik. Im vergangenen Jahr wurden auf 1000 Patienten aus dem Landkreis 19,8 Behandlungen von multiresistenten Keimen abgerechnet, nirgendwo in Deutschland waren es mehr. In drei Jahren stieg die Zahl um gut 150 Prozent.

Die Stadt Bayreuth belegt mit 14,9 Fällen auf 1000 Patienten bundesweit den fünftschlechtesten Platz. Hier stieg die Zahl der Fälle seit 2010 um knapp 35 Prozent. Der Landkreis Bayreuth kommt auf 11,2 Behandlungen, der Landkreis Kulmbach schneidet mit 5,1 Behandlungen auf 1000 Patienten vergleichsweise gut ab.

Eine Erklärung für diese regionale Häufung bietet die Statistik nicht. Allgemein heißt es, die Verbreitung multiresistenter Keime sei deutlich angestiegen. Vor allem junge, alte und immunschwache Menschen sterben an diesen Keimen.

Dr. Klaus von Stetten, Leiter des Gesundheitsamtes am Landratsamt Bayreuth, kommentiert die regionalen Häufungen in Wunsiedel und Bayreuth nicht und will die Daten erst prüfen lassen. In Stadt und Landkreis Bayreuth seien im vergangenen Jahr zwölf Fälle an Erkrankungen wegen Infektionen mit multiresistenten Keimen gemeldet worden. Der weltweite Anstieg sei auch auf verbesserte Untersuchungen zurückzuführen.

Der Keim werde überwiegend in Krankenhäusern und Pflegeheimen übertragen, weniger im häuslichen Bereich und in der landwirtschaftlichen Tierzucht. Eine Rolle spielt auch der unsachgemäße Einsatz von Antibiotika, nach Ansicht von Stettens aber weniger in der Tierhaltung als in der Humanmedizin. Für die Krankenhäuser in Bayern gelte ein landesweites Hygienekonzept. In der Region Bayreuth werde in jedem Akutkrankenhaus mindestens einmal jährlich eine Kontrollbegehung durchgeführt. „Mit der Umsetzung von Änderungsvorschriften sind wir bei den Akutkrankenhäusern vor Ort zufrieden“, teilte von Stetten dem Kurier auf Anfrage mit. Genaue Zahlen über Patienten mit multiresistenten Keimen nennen weder das Klinikum Bayreuth noch das Klinikum Kulmbach oder die Sana-Klinik in Pegnitz. Vergleiche seien schwierig, es sollten keine Ängste geschürt werden, hieß es. Das Klinikum Kulmbach sieht sich im bundesweiten Vergleich im besten Drittel. Das Klinikum Bayreuth teilte mit, 94 Prozent der Träger des MRSA-Keims seien dies bereits vor der Aufnahme gewesen, mit sechs Prozent im Krankenhaus erworbenen Fällen nehme das Klinikum einen sehr guten Platz im deutschlandweiten Vergleich ein.

 

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