Staatliches Bauamt baut zum ersten Mal in seiner Geschichte Wohnungen statt Ämtergebäude, Kirchen oder Kasernen Bayreuther Bauamt baut Sozialwohnungen

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Auf diesem Grundstück an der Ecke Röntgen-/Leuschnerstraße soll ein Gebäude mit 18 kleinen Wohnungen entstehen. Das Grundstück ist im Besitz des Freistaats Bayern. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Wohnungspakt Bayern macht es möglich: Das Staatliche Bauamt Bayreuth steigt im Auftrag des Freistaats in den Wohnungsbau ein. In den sozialen Wohnungsbau. Auf einem Grundstück in Bayreuth wird ein Wohngebäude mit 18 kleinen Wohnungen entstehen. Eines von zwei derartigen Projekt in Oberfranken. Das andere entsteht in Bamberg.

 
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Für das Staatliche Bauamt ist das ein Novum, sagt der Leiter der Hochbauabteilung, Christof Präg, auf Anfrage unserer Zeitung. "Normalerweise bauen wir für Hochschulen, die Justiz, die Polizei, das Technische Hilfswerk oder erfüllen unsere staatliche Baupflicht im Rahmen von Kirchensanierungen. Wohnungsbau wird normalerweise über die Wohnungsbaugesellschaften der Kommunen oder private Träger und  Investoren abgedeckt." Jetzt jedoch müssen 14 von 22 Staatlichen Bauämter in Bayern ran: "Es gibt einen Etat in Höhe von 70 Millionen Euro, mit dem vor allem Kleinwohnungen gebaut werden sollen. Wie die schlussendlich belegt werden sollen, wissen wir nicht. Wir planen und bauen."

Unterfranken und Niederbayern bauen schon

Wie Präg sagt, haben die Bezirke Unterfranken und Niederbayern schon vorgelegt und mit dem Bau von zwei Wohngebäuden in dem Sofortprogramm des Wohnungspakts Bayern in Karlstadt und Straubing begonnen. Für Oberfranken-Ost, für den Bereich ist das Staatliche Bauamt Bayreuth zuständig, hat die Regierung für Oberfranken, wie in den sieben anderen Regierungsbezirken auch, mehrere Grundstücke untersucht. "Es waren mehrere Grundstücke zwischen Bayreuth und dem Fichtelgebirge in der Prüfung. In Bayreuth hat man jetzt ein passendes Grundstück gefunden." Das klare Ziel: sozialer Wohnungsbau. "Asyl definitiv nicht."

Grundstück gegenüber der Studiobühne

Das Grundstück, das in Bayreuth für das Projekt gefunden wurde, ist eine staatliche Liegenschaft zwischen der Ludwig-Thoma- und der Leuschnerstraße gegenüber der Studiobühne. Das Vorhaben entspreche den Vorgaben des Bebauungsplans der Stadt, "es gab auch schon erste Abstimmungsgespräche mit der Stadt", sagt Präg. Die Planung für das Projekt ähnelt der in den anderen beiden Regierungsbezirken. "Dreigeschossige, relativ einfache Bauweise. Pro Stockwerk sechs kleine Wohnungen mit je 45 Quadratmetern Fläche." Gebaut werden soll so schnell wie möglich. Deswegen soll es eine "Leistungsprogrammausschreibung geben, die man sich von einem Generalunternehmer anbieten lässt. Das ist jedoch noch nicht ausgeschrieben worden. Deshalb können wir zu den Kosten des Gebäudes noch keine Aussagen machen". Die Stadt Bayreuth wird im Rahmen eines Zustimmungsverfahrens vom Staatlichen Bauamt beteiligt, das Bauamt muss also kein Bebauungsplanverfahren durchlaufen, wie es sonst üblich ist.

Staatlicher Auftrag: Planen und bauen

Das Bauamt habe den staatlichen Auftrag, "das Haus zu planen und zu bauen. Noch nicht klar ist, an wen wir das Haus einmal übergeben. Das muss das Innenministerium noch klären", sagt Präg. Das Bauamt selbst könne diese Wohnungen nicht bewirtschaften. Während in anderen Regierungsbezirken auch Gebäude mit der Struktur von Studentenwohnheimen geplant und gebaut werden, lege die Struktur mit Kleinwohnungen für Bayreuth nahe, dass für sozial schwache Menschen gebaut werde. Oder für Menschen, denen Altersarmut drohe.

Überraschung bei Wohnungsbaugenossenschaft

Überrascht reagiert Markus-Patrick Keil, der geschäftsführende Vorstand der Gemeinnützigen Bayreuther Wohnungsbaugesellschaft (GBW), auf Nachfrage unserer Zeitung auf die Tatsache, dass der Freistaat selber so ein Projekt stemmt. "Normalerweise läuft so etwas über die Kommune und ihre Wohnungsbaugesellschaften. In Bayreuth denke ich da eher an die Gewog oder an uns. Denn üblicherweise sind wir ja in genau dieser Schiene unterwegs, wenn es um sozialen Wohnungsbau geht." Auch der Gewog-Geschäftsführer Uwe Prokscha sagt: „Das Projekt ist uns nicht bekannt.“

"Brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum"

Der Stadtbaureferent der Stadt, Hans-Dieter Striedl, sagt auf Anfrage, er kenne das Projekt des Staatlichen Bauamts "in den Grundzügen. Das Bauamt hat uns das Vorhaben vorgestellt". Planungsrechtlich sei gegen das Bauprojekt nichts einzuwenden. "Es liegt weitgehend im Bebauungsplan. Und wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum." Dass nicht die Kommune oder eine ihrer Genossenschaften baue, liege an der ersten drei Säulen des Wohnungspakts Bayern: "Hier baut der Freistaat auf eigenem Grundstück selbst." Die beiden anderen Säulen bilden Förderprogramme für Kommunen oder Wohnungsbaugenossenschaften. Ob es dadurch schneller gehe, bleibe abzuwarten: "Der Freistaat spart natürlich eine Reihe von Vorleistungen: Verhandlungen, Grundstückserwerb, das hat er alles selber in der Hand. Ebenso wie die spätere Belegung." Andere Grundstücke seien in Bayreuth auch in der Prüfung gewesen, sagt Striedl. Etwa das ehemalige Kasernen-Grundstück an der Leibnizstraße. Oder die Freifläche an der Rathenaustraße. "Aber ich glaube nicht, dass die Wohnungsnot mit diesem einen Gebäude, das da entstehen soll, behoben ist."

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