Schichtdienst als Vorteil
Warum nicht mehr junge Menschen den Pflegeberuf ergreifen, können sie nicht recht verstehen. Aus ihrem Bekanntenkreis haben sie gehört, dass der Schicht- und Wochenenddienst abschreckt und dass manche sich vor Ausscheidungen von Pflegebedürftigen grausen. Für Jenny Weggel ist der Schichtdienst aber eine willkommene Abwechslung, weil man zum Beispiel auch mal an Vormittagen was erledigen könne. Die Bezahlung in der Ausbildung sei gut, und zum Thema Ekel sagt Kristina Görl: „Das betrifft nur einen Bruchteil unserer Arbeit. Ich wollte immer schon in die Pflege, weil es mir extrem Spaß macht zu sehen und mitzuhelfen, dass es Menschen besser geht.“ Das Fazit der Beiden: Sie fühlen sich jetzt besser vorbereitet auf den Berufsalltag. Und Weggel sagt: „Ich weiß jetzt, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe.“
Drei Fragen
Der neue Gesundheitsminister Jens Spahn hat gerade angekündigt, die Lage von Pflegekräften zu verbessern. Fragen an Pflegedirektorin Angela Dzyck zur Lage am Klinikum Bayreuth:
Wie ist die personelle Situation in der Pflege am Klinikum Bayreuth?
Angela Dzyck: Bayreuth ist im Vergleich zu weiten Teilen des Landes noch in der verhältnismäßig komfortablen Situation, Pflegekräfte in ausreichendem Maß zu haben. Unser Problem ist allerdings, dass sehr viele Mitarbeiter älter sind und der Nachwuchs ein bisschen fehlt. Aktuell ist Bayreuth aber noch gut aufgestellt.
Wie steht es denn um den Pflege-Nachwuchs?
Dzyck: Es gibt schon Schülerinnen und Schüler. Ob es genügend sind, ist eine Frage der Relation. Unser guter Status in der Pflege in Bayreuth wird nicht ewig anhalten. Insofern könnten es mehr Schüler in unseren fünf Berufsfachschulen sein. Auch, weil manche beginnen und wieder abspringen. Die Kursstärken müssen steigen, um einen größeren Pool zur Verfügung zu haben. Ich hatte in diesen Tagen ein Gespräch mit einem unserer Schulleiter. Er sagt, dass die Anzahl der Bewerbungen im Vergleich zu den vergangenen zwei, drei Jahren wieder anzieht. Insofern ist es momentan noch okay.
Was hält junge Leute davon ab, in die Pflege zu gehen?
Dzyck: Das Bild, das die Pflege in der Gesellschaft hat. Wer Pflege in Anspruch nimmt, schätzt die Menschen, die diesen Beruf ausüben. Aber immer mit dem Nachsatz: Ich könnte das nicht. Die nicht günstigen Arbeitszeiten, die ungünstigen Rahmenbedingungen und die politische Entwicklung, die professionelle Pflege zum Teil mit Laienpflege gleichsetzt, hält viele davon ab, sich für den Beruf zu entscheiden. Um es einfach zu sagen: Wenn die anderen Party machen, gehen Pflegekräfte zum Dienst. Pflege ist nicht mehr schick, das ist unser Problem. Wir müssen die Pflege gesellschaftlich wieder aufwerten.
Die Fragen stellte Peter Rauscher