"Der Gemeinderat hat darüber anschließend überhaupt nicht mehr beraten", sagt Krauß. Ihm missfällt, dass die Mehrheit der Räte vermutlich ohne jede Kenntnis der Sachlage über den Flächennutzungsplan abgestimmt hat. Für diese Vermutung spricht, dass nach der Sitzung ein ratloser Ratskollege bei ihm zu Hause auftauchte und ihn darum bat, das Flächenproblem zu erklären.
Stabiler Zaun muss her
Sollte es bei dem beschlossenen Flächennutzungsplan bleiben, fürchtet die Familie Krauß um ihre Pferde. "Das sind Fluchttiere", sagt Krauß. Sollten das angrenzende Baugebiet Frauenbach erst einmal bewohnt sein, müsste Vorsorge getroffen werden, so dass die Tiere nicht auf die Nachbargrundstücke laufen können. Dazu wäre ein stabiler, 1,80 Meter hoher Zaun erforderlich, den Krauß im Wohngebiet aber gar nicht errichten darf. Das wäre nur auf einer als Dorfgebiet bezeichneten Fläche möglich. So befürchten Krauß und seine Frau, die heranrückende Wohnbebauung werde ihre Pferdehaltung verdrängen.
Der Kurier befragte den Hummeltaler Bürgermeister Patrick Meyer zum Flächennutzungsplan und den Festsetzungen Dorfgebiet und Wohngebiet. Meyer bleibt hart und sagt unmissverständlich: "Wo noch nie Dorfgebiet war, kann plötzlich kein Dorfgebiet entstehen." Der Flächennutzungsplan müsse die Bereiche klar darstellen und weise den Bereich in Krauß' Nachbarschaft seit 1992 als Wohngebiet aus. Punkt.
Einwendung nicht behandelt
Der Bürgermeister äußerte sich auf Nachfrage auch zu dem Vorwurf, die Gemeinderäte seien nicht ausreichend informiert worden. "Das Problem war ja nicht neu", so Meyer. Jeder habe Zeit genug gehabt, sich anhand der Sitzungsunterlagen damit vertraut zu machen. In der Sitzung Anfang Februar habe Ewald Krauß sogar persönlich dargelegt, worum es gehe.
Dem hält Krauß entgegen, der Gemeinderat habe über den Einwand und den Wunsch, den Flächennutzungsplan für die 1000 Quadratmeter große Parzelle zu ändern, überhaupt nicht beraten. Dazu sei aber ein Schreiben seines Schwiegervaters Hans Reim aufgrund der öffentlichen Auslegung bei der Gemeinde eingegangen. Das Schreiben hätte in der Sitzung behandelt werden müssen. "Wenn nicht jetzt, dann wann?", fragt er.
Der Kurier fragte den Bürgermeister auch, ob das Problem seit der jüngsten Sitzung erledigt ist. Dazu sagte Meyer, der Flächennutzungsplan und der Bebauungsplan würden in der Mai-Sitzung beschlossen. Dann wäre letztmals die Gelegenheit, das Thema aufzugreifen.
Im Einklang nebeneinander
Das kann Ewald Krauß nicht zufriedenstellen. Seine Meinung: Baugebiete sollten so erschlossen werden, dass nicht nur immer die alteingesessenen Bürger Nachteile dadurch haben oder sogar verdrängt werden. "Beide Seiten sollten im Einklang nebeneinander leben können", wie er sagt.
Gerhard Hagen, Sprecher der Freien Wähler im Gemeinderat, will das Problem erneut auf die Tagesordnung heben. Für Hagen ist es durchaus möglich, die von Krauß gewünschte 1000-Quadratmeter-Fläche als Dorfgebiet auszuweisen. Wie die Abstimmung ausgeht, ist ihm allerdings auch schon klar. Zuletzt hatten nur die vier Freien Wähler dafür, jedoch zehn Gemeinderäte von CSU-OL, SPD und Bürgerforum dagegen gestimmt.
Der politische Konflikt hat auch eine menschliche Seite. Die Familie Krauß und die Meyers wohnen seit vielen Jahren nebeneinander. Die Meyers betreiben auf dem Grundstück unterhalb die Gaststätte Seemannsruh und eine Pension. Dass ihm die Änderung des Flächennutzungsplan verwehrt wird, kann Ewald Krauß nicht nachvollziehen. Der Streit um die Parzelle treibt einen Keil zwischen die Nachbarn.