Neues Wohngebiet in Pettendorf Pferdehalter befürchtet Verdrängung

Von

Es geht um Bauland, Pferdehaltung und gute Nachbarschaft. Im Hummeltaler Ortsteil Pettendorf gibt es deshalb Reibereien. Der junge CSU-Bürgermeister Patrick Meyer liegt mit dem Gemeinderat Ewald Krauß von den Freien Wählern im Clinch. Beide kennen sich seit Jahrzehnten und so hat der kommunalpolitische Streit über einen Flächennutzungsplan auch eine menschliche Seite.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

In den nächsten Tagen wird sich Ewald Krauß enttäuscht an die Arbeit machen, und den elektrischen Weidenzaun an der gepachteten Weide am Unteren Ernteweg in Pettendorf zum Teil abbauen. Seit mehreren Jahren züchten er und seine Frau dort Pferde. Doch die Zeit geht zu Ende. Nach dem Willen des Gemeinderats werden die Wiesen, die an die Weide angrenzen, zum Baugebiet Frauenbach, das die Gemeinde in Kürze erschließt. 20 Häuser sollen dort entstehen. Für die Haltung von Pferden sieht es deshalb schlecht aus.

Maulkorb vom Bürgermeister

Ewald Krauß, der als Freier Wähler im Gemeinderat sitzt, konnte das in den Ratssitzungen Anfang Februar und Mitte März nicht abwenden. Bürgermeister Patrick Meyer schloss ihn in der März-Sitzung wegen persönlicher Beteiligung von der Beratung und der Abstimmung über den Flächennutzungsplan aus. Krauß durfte danach gar nichts mehr sagen, obwohl er der Ansicht war, seinen Ratskollegen hätte es bei ihrer Entscheidung durchaus geholfen, was er zu erklären hatte.

"Ich wollte den Beschluss des Flächennutzungsplans ja nicht verhindern", sagt Ewald Krauß. Doch mit dem Ergebnis ist er auch nicht einverstanden. Er und seine Frau Heike fühlen sich übergangen. Ihnen geht es um eine 1000 Quadratmeter große Fläche an der nördlichen Grenze ihre Grundstücks, wo sich die Pferde hauptsächlich aufhalten. Die Parzelle gehört gar nicht zum Baugebiet Frauenbach.

Von der Gemeinde überrumpelt

Die Spannungen zwischen Gemeinderat Krauß und Bürgermeister Meyer haben eine Vorgeschichte. Seit 1992 ist der Bereich am Unteren Ernteweg  allgemeines Wohngebiet. Eigentümer eines Teils davon ist Hans Reim, der Schwiegervater von Ewald Krauß. Dass aus seinem Grund Wohngebiet wurde, hat ihn Anfang der 90er Jahre schon überrascht. Noch heute fühlt sich Reim von der Gemeinde überrumpelt.

Die 1000 Quadratmeter große Parzelle, auf der sich die Pferde aufhalten, sollte nach Vorstellung der Familie als Dorfgebiet ausgewiesen werden. Dann wäre die Pferdehaltung dauerhaft möglich. Eben das wollte Krauß seinen Ratskollegen klar machen, doch soweit kam es nicht, weil ihm der Bürgermeister einen Maulkorb verpasste.

"Der Gemeinderat hat darüber anschließend überhaupt nicht mehr beraten", sagt Krauß. Ihm missfällt, dass die Mehrheit der Räte vermutlich ohne jede Kenntnis der Sachlage über den Flächennutzungsplan abgestimmt hat. Für diese Vermutung spricht, dass nach der Sitzung ein ratloser Ratskollege bei ihm zu Hause auftauchte und ihn darum bat, das Flächenproblem zu erklären.

Stabiler Zaun muss her

Sollte es bei dem beschlossenen Flächennutzungsplan bleiben, fürchtet die Familie Krauß um ihre Pferde. "Das sind Fluchttiere", sagt Krauß. Sollten das angrenzende Baugebiet Frauenbach erst einmal bewohnt sein, müsste Vorsorge getroffen werden, so dass die Tiere nicht auf die Nachbargrundstücke laufen können. Dazu wäre ein stabiler, 1,80 Meter hoher Zaun erforderlich, den Krauß im Wohngebiet aber gar nicht errichten darf. Das wäre nur auf einer als Dorfgebiet bezeichneten Fläche möglich. So befürchten Krauß und seine Frau, die heranrückende Wohnbebauung werde ihre Pferdehaltung verdrängen. 

Der Kurier befragte den Hummeltaler Bürgermeister Patrick Meyer zum Flächennutzungsplan und den Festsetzungen Dorfgebiet und Wohngebiet. Meyer bleibt hart und sagt unmissverständlich: "Wo noch nie Dorfgebiet war, kann plötzlich kein Dorfgebiet entstehen." Der Flächennutzungsplan müsse die Bereiche klar darstellen und weise den Bereich in Krauß' Nachbarschaft seit 1992 als Wohngebiet aus. Punkt.

Einwendung nicht behandelt

Der Bürgermeister äußerte sich auf Nachfrage auch zu dem Vorwurf, die Gemeinderäte seien nicht ausreichend informiert worden. "Das Problem war ja nicht neu", so Meyer. Jeder habe Zeit genug gehabt, sich anhand der Sitzungsunterlagen damit vertraut zu machen. In der Sitzung Anfang Februar habe Ewald Krauß sogar persönlich dargelegt, worum es gehe.

Dem hält Krauß entgegen, der Gemeinderat habe über den Einwand und den Wunsch, den Flächennutzungsplan für die 1000 Quadratmeter große Parzelle zu ändern, überhaupt nicht beraten. Dazu sei aber ein Schreiben seines Schwiegervaters Hans Reim aufgrund der öffentlichen Auslegung bei der Gemeinde eingegangen. Das Schreiben hätte in der Sitzung behandelt werden müssen. "Wenn nicht jetzt, dann wann?", fragt er.

Der Kurier fragte den Bürgermeister auch, ob das Problem seit der jüngsten Sitzung erledigt ist. Dazu sagte Meyer, der Flächennutzungsplan und der Bebauungsplan würden in der Mai-Sitzung beschlossen. Dann wäre letztmals die Gelegenheit, das Thema aufzugreifen.

Im Einklang nebeneinander

Das kann Ewald Krauß nicht zufriedenstellen. Seine Meinung: Baugebiete sollten so erschlossen werden, dass nicht nur immer die alteingesessenen Bürger Nachteile dadurch haben oder sogar verdrängt werden. "Beide Seiten sollten im Einklang nebeneinander leben können", wie er sagt.

Gerhard Hagen, Sprecher der Freien Wähler im Gemeinderat, will das Problem erneut auf die Tagesordnung heben. Für Hagen ist es durchaus möglich, die von Krauß gewünschte  1000-Quadratmeter-Fläche als Dorfgebiet auszuweisen. Wie die Abstimmung ausgeht, ist ihm allerdings auch schon klar. Zuletzt hatten nur die vier Freien Wähler dafür, jedoch zehn Gemeinderäte von CSU-OL, SPD und Bürgerforum dagegen gestimmt.

Der politische Konflikt hat auch eine menschliche Seite. Die Familie Krauß und die Meyers wohnen seit vielen Jahren nebeneinander. Die Meyers betreiben auf dem Grundstück unterhalb die Gaststätte Seemannsruh und eine Pension. Dass ihm die Änderung des Flächennutzungsplan verwehrt wird, kann Ewald Krauß nicht nachvollziehen. Der Streit um die Parzelle treibt einen Keil zwischen die Nachbarn.

Autor

Bilder