Reus liest gern
Außer der Arbeit im Garten gibt es noch etwas, was dem Geistlichen guttut: Lesen. Zeitungen, Magazine, Bücher – gedruckt oder online auf einem Tabletcomputer. Am liebsten liest er im Wintergarten auf einem bequemen Stuhl. Im Urlaub war es leichte Kost, ein Krimi. Aber auch das Buch „Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“, hat ihm neue Einsichten beschert. Reus kommt kurz auf das zweite Kapitel zu sprechen. „Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.“ Seine Zeit als Pfarrer sei strapaziös gewesen, habe viel Kraft gekostet. Wenn er wählen könnte, würde er sich für ein interessantes Leben entscheiden – und das sei anstrengend.
Seine Belesenheit, sein Wissen und seine Reflexionen schätzen auch die Gläubigen in Weisendorf. „Jede Predigt bereitet er mit viel Freude vor“, sagt Teresa.
Glücklich ist Reus, dass er, Teresa und Claudia in einer wunderbaren Pfarrei leben können. Froh ist er über das Haus, das sie in Weisendorf gefunden haben („wie geschaffen für uns“). Und nicht zuletzt sein Garten ist für ihn Labsal und spiritueller Rückzugsort. „Ein kleines Paradies“, wie er sagt. In ihm kann er seine Gedanken schweifen lassen. Er blickt zurück auf Pegnitz, wo er von 1977 bis 2011 als Pfarrer und lange Jahre auch als Dekan tätig war. „Unser Wirken war schon gesegnet.“
Franz Reus, der im März sein 50-Jähriges Priesterjubiläum gefeiert hat, spürt jetzt nicht mehr den Druck wie früher als aktiver Pfarrer. Er sieht die Welt und die Menschen nun gelassener. „Ich habe die Freiheit, das zu leben, was ich leben will.“ Teresa ist froh, dass es ihrem Begleiter gesundheitlich gut geht.
Zusammen waren sie vor kurzem im Urlaub in Istrien und Südtirol in Lana. Sie schwammen im Meer und wanderten in der Bergwelt der Dolomiten. Teresa, die das Schreiben ihres Buches viel Kraft gekostet hat, konnte sich ausruhen. Auch bei Reus hat der Aufenthalt Geist, Körper und Seele gestärkt. „Ich habe mich bestens erholen können.“ Nur richtige Gipfeltouren hat er nicht mehr unternommen; dafür sei er zu alt. „Er fühlt sich jung“, sagt dennoch Schwester Teresa. „Das Leben ist eine Herrlichkeit“, zitiert Franz Reus den Dichter Rainer Maria Rilke. Und er fügt entspannt hinzu: „Ich lebe gern und lebe noch länger.“