Happy Birthday, Pfarrer Franz Reus!

Von Hans-Jochen Schauer
Pfarrer Franz Reus (früher Pegnitz, heute Weisendorf/Oberlindach) wird am Sonntag, 4. September, 80 Jahre alt. Foto: red Foto: red

Franz Reus gießt Blumen, zupft Unkraut, erntet Salat. „Der Garten ist sein Ein und Alles“, sagt Schwester Teresa Zukic (52). Für den langjährigen Pegnitzer Dekan und Pfarrer bedeutet das Stück Natur vor dem Haus in Weisendorf, einem kleinen Ort nördlich von Herzogenaurach, Entspannung, Erholung und Ausgleich. Der katholische Geistliche feiert am Sonntag seinen 80. Geburtstag.

 
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Reus hat sich aber noch lange nicht auf das Altenteil zurückgezogen. Teresa, die zusammen mit Schwester Claudia Fischer und Reus in der „Kleinen Kommunität der Geschwister Jesu“ lebt, berichtet von den vielfältigen Tätigkeiten, denen Franz Reus nachgeht.

Gebürtiger Pottensteiner

Unter der Woche hilft der gebürtige Pottensteiner in der Pfarrei Hannberg aus und unterstützt Pfarrer Lars Rebhan. Im Schnitt sind es rund zehn Gottesdienste, die er pro Monat hält. Jetzt, wo der Pfarrvikar in den Ruhestand verabschiedet worden ist, übernimmt Reus mehr Dienste. Er hat nun die Muße und ausreichend Zeit, die Predigten vorzubereiten. „Er macht sich viele Gedanken, die Leute sind begeistert“, hat Teresa festgestellt. „Sie sind froh, dass wir hier sind. Wir erfahren viel Resonanz“, sagt Reus. Die Kleine Kommunität habe das Pfarrleben bereichert „und wir haben hier viele Freunde gefunden“.

Ein richtiger Hausvater

Auch im Haus macht er sich nützlich und schlichtet Holz. „Er ist ein richtiger Hausvater“, sagt Teresa. Sie und Claudia haben mit Reus bereits in Pegnitz in der Kleinen Kommunität zusammengelebt. Vor fünf Jahren haben sie das Pfarrhaus verlassen und sind gemeinsam nach Mittelfranken gezogen.

An der Seite der quirligen, humorvollen und stets vor Optimismus sprühenden Teresa ist Reus gefordert. „Es gibt keinen Tag, wo er hier rumsitzt“, sagt seine langjährige Begleiterin. Reus ist eine Art Privatsekretär, der für die Vortragsreisende, Buchautorin und Lebensratgeberin die Termine absprechen und koordinieren muss. Am Computer und Smartphone organisiert er die Auftritte. Er beschäftigt sich intensiv und ernsthaft mit diesen Kommunikationsmitteln. „Er sucht keine Pokémons“, meint Teresa scherzhaft.

Im Herbst steht für sie wieder eine Vortragstour auf dem Programm – 80 Auftritte sind bis Mitte Dezember geplant. Ohne die Hilfe von Franz Reus würde sie das Programm, mit allem was dazu gehört, nicht schaffen. Bei den Fahrten ist er meistens an ihrer Seite. „Wir sind viel unterwegs“, sagen beide. Rund 70 000 Kilometer legen sie jährlich im Auto zurück. Und auch beim Verpacken und Versenden der Bücher packt er mit an. Gespannt sind sie, wie das neueste Werk von Teresa bei den Lesern ankommt. „Von der Zärtlichkeit Gottes“ lautet der Titel des am 13. September im Herder-Verlag erscheinenden Buches.

Reus liest gern

Außer der Arbeit im Garten gibt es noch etwas, was dem Geistlichen guttut: Lesen. Zeitungen, Magazine, Bücher – gedruckt oder online auf einem Tabletcomputer. Am liebsten liest er im Wintergarten auf einem bequemen Stuhl. Im Urlaub war es leichte Kost, ein Krimi. Aber auch das Buch „Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“, hat ihm neue Einsichten beschert. Reus kommt kurz auf das zweite Kapitel zu sprechen. „Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.“ Seine Zeit als Pfarrer sei strapaziös gewesen, habe viel Kraft gekostet. Wenn er wählen könnte, würde er sich für ein interessantes Leben entscheiden – und das sei anstrengend.

Seine Belesenheit, sein Wissen und seine Reflexionen schätzen auch die Gläubigen in Weisendorf. „Jede Predigt bereitet er mit viel Freude vor“, sagt Teresa.

Glücklich ist Reus, dass er, Teresa und Claudia in einer wunderbaren Pfarrei leben können. Froh ist er über das Haus, das sie in Weisendorf gefunden haben („wie geschaffen für uns“). Und nicht zuletzt sein Garten ist für ihn Labsal und spiritueller Rückzugsort. „Ein kleines Paradies“, wie er sagt. In ihm kann er seine Gedanken schweifen lassen. Er blickt zurück auf Pegnitz, wo er von 1977 bis 2011 als Pfarrer und lange Jahre auch als Dekan tätig war. „Unser Wirken war schon gesegnet.“

Franz Reus, der im März sein 50-Jähriges Priesterjubiläum gefeiert hat, spürt jetzt nicht mehr den Druck wie früher als aktiver Pfarrer. Er sieht die Welt und die Menschen nun gelassener. „Ich habe die Freiheit, das zu leben, was ich leben will.“ Teresa ist froh, dass es ihrem Begleiter gesundheitlich gut geht.

Zusammen waren sie vor kurzem im Urlaub in Istrien und Südtirol in Lana. Sie schwammen im Meer und wanderten in der Bergwelt der Dolomiten. Teresa, die das Schreiben ihres Buches viel Kraft gekostet hat, konnte sich ausruhen. Auch bei Reus hat der Aufenthalt Geist, Körper und Seele gestärkt. „Ich habe mich bestens erholen können.“ Nur richtige Gipfeltouren hat er nicht mehr unternommen; dafür sei er zu alt. „Er fühlt sich jung“, sagt dennoch Schwester Teresa. „Das Leben ist eine Herrlichkeit“, zitiert Franz Reus den Dichter Rainer Maria Rilke. Und er fügt entspannt hinzu: „Ich lebe gern und lebe noch länger.“

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