Doch halt: Wir befinden uns in Bayreuth, nicht in Rom, Florenz oder Paris. Wir sitzen in der Schlosskirche, wo das Vokalensemble „Notre Dame“, vier Solisten, ein Klavier und ein Harmonium unter der Leitung Christoph Krückls im Auftrag des Osterfestivals ein Werk zur Aufführung brachten, das nur die als „unkirchlich“ bezeichnen könnten, die dem Abend fernblieben. Denn Rossinis „Petite Messe solennelle“, ein sogenanntes Alterswerk, gilt bei Puristen immer noch als unernst, obwohl doch selbst Bach sich nicht scheute, sog. „weltliche“ Töne in seine Kirchenkantaten einzulassen. Wer’s nicht glaubt, vergleiche nur das Duett „Wir eilen“ aus der Kantate BWV 78 mit der „vitam venturi“-Passage der längenmäßig und formal durchaus nicht „kleinen“ Messe.