Internes Strategiepapier: Mehr als 25 Prozent Entlassungen in einzelnen Filialen – Bayreuth wohl nicht betroffen Personeller Kahlschlag bei Karstadt

Von Peter Engelbrecht
Karstadt will bundesweit in den Filialen massiv Personal abbauen. Foto: red

Der angeschlagene Handelskonzern Karstadt will bis zum Jahr 2016 in einzelnen seiner bundesweit 83 Filialen mehr als 25 Prozent Personal abbauen. Das geht aus einem internen Strategiepapier hervor, das dem Kurier vorliegt. Das Unternehmen wollte dazu keine Stellungnahme abgeben.

 
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Die 32-seitige Liste mit dem Titel „Neue Struktur Vertrieb“ wurde am 7. Januar 2015 von der Unternehmensführung verfasst und trägt den Vermerk „Streng vertraulich!“ Das Papier ging an den Aufsichtsrat. Demnach soll sich die Personalbesetzung in den Filialen bis zum kommenden Jahr um 1271 auf 8170 Vollzeitbeschäftigte (rund 14 Prozent) reduzieren. Mit diesem Schritt sollen sich die Personalkosten von 372 auf 308 Millionen Euro vermindern.

Das Strategiepapier sieht vor, das Personal in drei Filialen um mehr als 25 Prozent, in 16 Filialen um 20 bis 24,9 Prozent und in weiteren 16 Filialen um 15,0 bis 19,9 Prozent zu reduzieren. In 26 Filialen ist demnach ein Personalabbau von zehn bis 14,9 Prozent vorgesehen. In weiteren 20 Filialen soll der Abbau null bis 9,9 Prozent betragen. Welche Filialen wie stark betroffen sind, ist unklar. Der Essener Konzernsprecher Stefan Hartwig wollte weder zum Strategiepapier noch zu dessen Inhalt eine Stellungsnahme abgeben. Dem Vernehmen nach soll es in der Filiale Bayreuth keine betriebsbedingten Kündigungen geben, die Filiale Bamberg soll zur Kategorie 5,0 bis 9,9 Prozent Personalabbau gehören.

Die genannten Einsparungen berücksichtigen nicht die Schließung von Filialen und Schnäppchencenter, heißt es in dem Papier. Demnach soll das Schnäppchencenter Dortmund und Bremen noch 2015 aufgelöst werden, das in Saarbrücken 2016. Der Standort Stuttgart soll nach Leonberg verlagert werden. Der Konzern will sich künftig auf die vier Primärstandorte Hamburg, Berlin, Köln und Leonberg sowie die sieben Sekundärstandorte Kiel, Hannover, Mülheim, Frankfurt, München. Dresden und Nürnberg konzentrieren. Zudem soll die Führungsstruktur in den Filialen verschlankt werden. Künftig soll eine Führungsebene abgebaut werden, dadurch erhofft sich der Konzern eine „schlanke und gestraffte Organisation“ sowie eine direktere Zusammenarbeit zwischen Filiale und Zentrale.

Bundesweit sollen sich die Mitarbeiter im Kundenbereich auf Verkauf, Warenservice oder Kasse spezialisieren. Zur „Grundbesetzung“ heißt es, dass während der gesamten Ladenöffnungszeit eine ständige Besetzung von einer Person pro Etage vorgesehen ist. In der Verwaltung der Filialen ist geplant, Aufgaben in die sogenannten Kopffilialen zu verlagern, die Filialen sollen keine kaufmännischen Leiter mehr haben.

Wie berichtet, will Karstadt insgesamt 2000 Stellen streichen. Finanzvorstand Miguel Müllenbach hatte jüngst die Notwendigkeit einer harten Sanierung bekräftigt. „Es besteht kein Zweifel daran, dass einschneidende personelle Veränderungen auf der Fläche in den Filialen und insbesondere auch im Service Center in Essen unausweichlich sind“, betonte er. Die Karstadt-Führung wolle zügig mit den Arbeitnehmervertretern die Verhandlungen darüber fortsetzen, „wo und wie die erforderlichen und notwendigen Einsparungen von Personal- und Sachkosten nun konkret umgesetzt werden sollen.“ Die Gewerkschaft Verdi hatte vor dem Abbau beim Verkaufspersonal gewarnt. „Wir brauchen Berater und keine menschenleeren Selbstbedienungsbereiche“, hieß es.

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