Parkgebühren: Ärger in Fleckl, Verwunderung in Pegnitz Pegnitzer Parksündern auf der Spur

Von Sarah Bernhard
Xaver Spanrad ärgerte sich über den Strafzettel am Parkplatz Ochsenkopf-Süd. Nicht, weil er ihn bezahlen muss. Sondern weil Parkgebühren Touristen abschrecken. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Vertreiben Parkgebühren die letzten verbliebenen Touristen? Die Meinungen in der Region sind geteilt. Einen ganz eigenen Weg geht Pegnitz: Dort muss man zwar keine Parkgebühren bezahlen, aber ein Bußgeld, wenn man zu lange stehenbleibt. Das stärke die Parkmoral, heißt es.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Dass etwas anders ist als sonst, merkte Xaver Spanrad nicht, als er auf den Ochsenkopf-Parkplatz in Fleckl fuhr. „Jahrelang habe ich da geparkt, mir ist nichts aufgefallen.“ Was sich verändert hat, merkt er erst, als er später zu seinem Auto zurückkommt – und einen Strafzettel über 19,90 Euro unterm Scheibenwischer hat. Denn seit dem Winter 2013/14 erhebt der Zweckverband zur Förderung des Fremdenverkehrs und des Wintersports dort eine Parkgebühr von zwei Euro pro Besuch. Und Spanrad hatte kein Ticket gelöst.

Dass er bezahlt, war nie die Frage. „Schließlich habe ich etwas falsch gemacht.“ Und doch ärgert er sich: „Es gibt doch sowieso kaum noch Übernachtungen im Fichtelgebirge. Wenn man jetzt an den Sehenswürdigkeiten auch noch Parkgebühren erhebt, kommt gar niemand mehr.“ Zumal man, wenn man sich etwa den Fichtelsee anschauen wolle, fürs Parken nochmal bezahlen müsse. 

Landratsamt: Es geht um Leistung - und Gegenleistung

Michael Benz, Sprecher des Landratsamts, und damit des Zweckverbands, sieht das anders: „Zwei Euro Parkgebühren für 24 Stunden ist sicherlich aufzubringen.“ Zumal die Parkplätze unterhalten, gesäubert und geräumt werden müssten. „Eine angebotene Leistung bedingt eine geringe Gegenleistung. Dies ist in unserem Land eigentlich nichts Ungewöhnliches.“

Auch einige Gemeinden in der Region verlangen von den Besuchern Parkgebühren, etwa Bayreuth und Kulmbach, Fichtelberg, Bad Berneck und Pottenstein. „Nicht der Stadtrat wollte die Gebühren einführen“, betont Jürgen Zinnert, Bürgermeister von Bad Berneck. „Sondern die Gastronomen und Einzelhändler, deren Parkplätze von Dauerparkern belegt waren.“

Gemütlich frühstücken in Bad Berneck

Touristen schrecke das keine ab. „Wir haben die Zeiten so angepasst, dass die Gäste abends in Ruhe ankommen und morgens in Ruhe frühstücken können“, sagt Zinnert: Morgens zahlt man in Bad Berneck ab zehn, statt ab neun. Und abends bis 18, statt bis 19 Uhr.

Auch Stefan Frühbeißer, Bürgermeister von Pottenstein, sieht keine negativen Auswirkungen auf die Tourismuszahlen: „Der größte Teil sieht die Notwendigkeit der zeitlichen Regulierung bei begrenzt verfügbaren Parkraum ein, zumal diese in größeren Orten und Städten zu deutlich höheren Gebühren erfolgt.“

Wir haben einen Ort vergessen? Sagen Sie uns Bescheid!

Die Stadt Pegnitz geht trotzdem einen anderen Weg: Dort hat man die Parkgebühren im März 2014 wieder abgeschafft. „Mit dieser Maßnahme wollen wir vor allem den Einzelhandel fördern und die Innenstadt attraktiver machen und beleben“, sagt Bürgermeister Uwe Raab. Seitdem müssen Parkscheiben eingelegt werden, die Höchstparkdauer beträgt eine Stunde.

Parkt man länger als 60 Minuten, wird’s seit kurzem auch in Pegnitz teuer: Zwischen 10 Euro für bis zu 30 Minuten und 30 Euro für über drei Stunden müssen trödelnde Einkäufer bezahlen. Um Geldmacherei gehe es bei dieser Maßnahme aber nicht, sagt Raab. Sondern um Verkehrserziehung. „Wir machen die Erfahrung, dass die Parkmoral mit der Intensität der Parküberwachung ansteigt.“

Fremde Sheriffs sind weniger korrupt

Pegnitz greift dabei gemeinsam mit Auerbach auf die Hilfe eines externen Unternehmens zurück: der Verkehrsüberwachung Oberpfalz Mitte. Zwischen 4000 und 9000 Euro pro Monat wird das voraussichtlich kosten und habe zwei Vorteile: Man spare sich die Personalverantwortung, zudem hätten „die Personen, die diese Dienstleistung erbringen, einen größeren Abstand zur hiesigen Stadtgesellschaft“ und könnten „neutraler auftreten“, sagt Raab.

Und auch Jürgen Zinnert aus Bad Berneck argumentiert mit geringeren Kosten. „Sonst müsste jede Gemeinde die Infrastruktur selber schaffen, sie bräuchte Personal für Überwachung, Abrechnung, einen Büro-Arbeitsplatz, Hard- und Software.“ Weil sich das nicht lohnt, überwacht das Personal der Stadt Marktleuthen die Bernecker Parkplätze mit.

Zweckverband darf keine Verstöße ahnden

Die Begründung aus dem Landratsamt, warum die Überwachung der beiden Parkplätze an den Ochsenkopf-Talstationen ausgelagert wurde, ist etwas einfacher: Das Personal des Zweckverbands darf Parkverstöße nicht ahnden.

Einnahmen bringen dem Zweckverband deshalb nur diejenigen Autofahrer, die brav ihre Gebühren zahlen. Die 19,90 Euro für Xaver Spanrads Strafzettel hingegen, die blieben nicht in der Region. Sie flossen an das Überwachungsunternehmen. In Düsseldorf.

Bilder