Geschäftsbetrieb läuft weiter, Sanierungskonzept wird wohl Arbeitsplätze kosten Pegnitzer Maschinenbauer Putzin meldet Insolvenz an

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Da herrschte noch Optimismus: 2008 wurde das Putzin-Zweigwerk im Gewerbegiet Pegnitz-West bei Neudorf eingeweiht - eine Millioneninvestition.Foto: Archiv/Klaus Trenz Foto: red

Das dritte und zugleich kleinste Standbein der Pegnitzer Maschinenbauherrlichkeit wackelt: Die Firma Putzin hat Insolvenz angemeldet. Was noch nicht das Aus bedeuten muss, denn es soll ein Sanierungskonzept folgen. Ein Konzept, das Arbeitsplätze kosten wird.

 
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Die Tatsachen: Die Putzin Maschinenbau GmbH hat vor einigen Tagen den Insolvenzantrag gestellt. Mit Wirkung zum 11. Juni wurde der in Bamberg ansässige Rechtsanwalt Robert Wartenberg zum Insolvenzverwalter bestellt. Gestern Nachmittag fand eine Betriebsversammlung statt, in der die Mitarbeiter über das Geschehen informiert wurden.

Die Vorgeschichte: Dass im Hause Putzin nicht alles zum Besten steht, zeichnete sich schon Mitte Mai ab. Da löste Jens-Hendrik Schmidt Ralf Putzin, Sohn des Firmengründers Herbert Putzin, der im Juni 2014 starb, als Geschäftsführer ab. Schmidt (35), vorher technischer Leiter bei Putzin, sagte damals im Kurier-Gespräch, die wirtschaftliche Lage sei alles andere als rosig, zumal im Bereich der Lohnfertigung kaum noch vernünftige Gewinnmargen zu erzielen seien. Zudem sind in den vergangenen Jahren wichtige Kunden weggebrochen. Stammkunden, die von den „Großen der Branche weggekauft wurden“. Und, so Schmidt: Man wolle die Kernkompetenz des Unternehmens und dessen Fertigungstiefe beibehalten – und zudem neue Geschäftsfelder erschließen. Und nicht zuletzt sei geplant, den alten Firmensitz an der Wilhelm-Busch-Straße aufzugeben und das gesamte Putzin-Geschehen am zweiten, 2008 eingeweihten Standort im Gewerbegebiet Pegnitz-West bei Neudorf zu konzentrieren.

Die aktuelle Lage: Sie ist alles andere als gut – „es ziehen dunkle Wolken auf“, so Jens-Hendrik Schmidt gestern auf Anfrage. Nein, dass die Situation so dramatisch sei, habe sich bei dem Wechsel in der Geschäftsführung noch nicht absehen lassen: „Wir konnten das nicht zu hundert Prozent richtig einschätzen.“. Man habe dann Unternehmens- und Finanzberater ins Boot geholt. Das Ergebnis dieser Überprüfung von außen war verheerend – es blieb in der Konsequenz nur der Insolvenzantrag. Doch Schmidt gibt sich optimistisch: „Der Geschäftsbetrieb soll in vollem Umfang weiterlaufen.“

Die Firma hat außerdem einen Antrag auf Eigenverwaltung gestellt, sprich: Sie will die Geschäfte wie das Insolvenzverfahren in Eigenregie gestalten. Schmidt hofft ein noch zu erstellendes Sanierungskonzept: „Das muss, das wird es geben.“ Und, klar, das werde auch Einschnitte mit sich bringen. Will heißen: Nicht alle der zurzeit rund 65 Arbeitsplätze werden erhalten bleiben.

Was der Insolvenzanwalt sagt: Robert Wartenberg von der Kanzlei Raab und Kollegen in Bamberg hält eine Nachfrage nach den Perspektiven für den Maschinenbauer für verfrüht: „Das ist unfair, ich bin da erst seit zwei Tagen drin, fragen Sie mich in einer Woche wieder.“ Ob der Antrag auf Eigenverwaltung wirklich sinnvoll ist oder nicht, müsse sich erst zeigen. Wartenberg: „Das ist schon ein zum einen neues und zum anderen sehr besonderes Verfahren, das hohe Ansprüche an die Betroffenen stellt.“ Wie die Lage des Unternehmens konkret ist, wie die Zukunftsaussichten sind, welche Einschnitte es bei der Belegschaft gegen wird – all dies werde er frühestens in der kommenden Woche beurteilen können.

Was die Stadt dazu sagt: Zweiter Bürgermeister Wolfgang Nierhoff – er vertritt den zurzeit urlaubenden Uwe Raab – zeigte sich auf Nachfrage fast schon entsetzt über die Nachricht, die er erst vom Kurier erfuhr: „Das ist höchst traurig, da kann man nur hoffen, dass es irgendwie weitergeht, dass möglichst viele Jobs erhalten bleiben.“ Das Familienunternehmen Putzin habe viel für die Stadt geleistet, allein schon, wenn man das _Engagement von Ralf Putzin für den EVP betrachte.

Die Betriebsversammlung und der Ausblick: Am Montagnachmittag nun die Betriebsversammlung, in der alle Beschäftigten erfuhren, was Sache ist. Sie fand – natürlich – nichtöffentlich statt. Nein, so Jens-Hendrik Schmidt, die große Depression war nicht zu registrieren. Eher eine positive Grundstimmung, als der Insolvenzverwalter bekanntgab: Die Zwischenfinanzierung für das Ausfallgeld der kommenden drei Monate ist gesichert. Worauf Schmidt wert legt: Der Insolvenzantrag habe nichts damit zu tun, dass die Banken der Firma den Hahn zugedreht habe: „Das war eine Eigeninitiative von mir. Das hat auch was mit Haftungsgründen, mit dem Einhalten von Terminen zu tun.“ Fakt sei: Wir wollen das Familienunternehmen weiterführen.“

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