Vom Bier bis zu den Toiletten: Berufsfachschüler stellen alles auf den Prüfstand Pegnitzer Flinderer unter der Testlupe

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Einer muss inkognito bleiben (rechts), denn er will selbst mittesten: Die Schüler im zweiten Ausbildungsjahr zum Fachmann für Eurohotelmanagement wollen beim Flinderer herausfinden, wo es leckeres Essen gibt, wo das Bier schön kühl oder eher lauwarm ist – und wo man lange aufs Essen warten muss. Foto: Münch Foto: red

Sie schlüpfen in die Rolle der Restauranttester Christian Rach und Frank Rosin. Während der kommenden Flinderer-Zeit werden Schüler der Berufsfachschule für Hotelmanagement die 14 teilnehmenden Gaststätten und die beiden Brauereien auf Herz und Nieren testen. Unangemeldet. Inkognito.

 
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„Die Idee dazu hatte unser Lehrer Winfried Desnoyer“, erzählt Nicolas Frank. Der 25-Jährige stellt zusammen mit seiner Mitschülerin Stella Dubrikow (21) das Projekt vor, das im Rahmen des Fachs Qualitätsmanagement durchgeführt wird. Auslöser war ein Kurier-Bericht über massive Internetkritiken, was die Qualität der Speisen und Getränke in der Flindererzeit angeht. Die Schüler, die sich im zweiten Ausbildungsjahr zum Fachmann für Eurohotelmanagement befinden, haben nun einen Bewertungsbogen mit diversen Kriterien erarbeitet. Da geht es zum einen um das Ambiente. Wie sind Raumdekoration und -aufteilung, wie riecht es in der Gaststube, wie sieht die Kleidung des Servicepersonals aus, wie ist die Speisekarte gestaltet, sind die Toiletten sauber? Aber auch, ob es Speisekarten in Fremdsprachen gibt, wie der Außenbereich aussieht, ob es ein separates Rauchereck, störende Mülleimer und einen Spielplatz gibt, wollen die jungen Leute wissen.

In der Rubrik Getränke geht es um die Auswahl und Präsentation und speziell auf den Flinderer zugeschnitten um Präsentation, Geschmack und Temperatur des Bieres. Bewertet wird auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. „Wir werden darauf achten, ob die Getränke abgestanden sind und der Apfelsaftparagraf – also ob ein nichtalkoholisches Getränk günstiger als ein alkoholisches ist – eingehalten wird“, erklärt Frank. Von großem Interesse für die Schüler ist natürlich, welches Flindererbier in den jeweiligen Wirtschaften ausgeschenkt und ob das auch publik gemacht wird.

Ein kritischer Blick gilt auch den Speisen. Auswahl an vegetarischen und fleischhaltigen Gerichten, Präsentation und Konsistenz sowie Geschmack stehen auf dem Bewertungsbogen. Wissen wollen die angehenden Hotelfachleute, ob eine typisch-fränkische Flindererküche angeboten wird. „Es nehmen ja auch ein Chinese und ein Italiener teil. Wie gehen die damit um“, interessiert Dubrikow. Und auch auf den Einsatz regionaler Produkte wird geschaut. Wie wollen sie das kontrollieren? „Das kann man bei der Bedienung im Gespräch ganz unverfänglich erfragen“, sagt Frank. Die letzte Rubrik nimmt das Thema Dienstleistung in den Fokus. Wie belastbar ist das Personal, ist es überhaupt ausgebildet? „Das sieht man zum Beispiel beim Servieren, da gibt es einfach Grundregeln“, so Frank. Weiter geht es mit Begrüßung, Wartezeiten und Auffassungsgabe. Kann sich das Personal die Bestellung merken oder muss es nachfragen? Bewertet wird die Rechnung auf Nachvollziehbarkeit oder ob beispielsweise die Steuer ausgewiesen ist. „Ganz wichtig ist auch die Hygiene“, sagt Dubrikow. Wie ist das Erscheinungsbild des Personals, wäscht es sich die Hände, sind die Tische sauber?

Für alle Kriterien gibt es vier Bewertungsmöglichkeiten von sehr gut über gut bis mittelmäßig und verbesserungswürdig. Am Ende der Flindererzeit werden alle Testbögen von den Schülern ausgewertet und bei einem Themenabend, zu dem die Gastwirte eingeladen werden sollen, vorgestellt. „Uns geht es bei dem Projekt nicht darum, jemanden an den Pranger zu stellen“, betont Frank. Vielmehr soll rausgefunden werden, was gut ist und wo noch was gemacht werden kann. „Das ist ja auch die Aufgabe unseres zukünftigen Jobs, zu erkennen und zu bewerten“, so der 25-Jährige.

Die Kosten für das Projekt sind mit rund 700 Euro veranschlagt, sagen die Schüler. Dafür werden noch Sponsoren gesucht. Und natürlich hoffen sie zum Abschluss auf eine gute Note.

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