Katholische Pfarrei würde mit Unterstützung der Stadt gerne Menschen aus Kriegsgebieten aufnehmen Pegnitz wartet auf Flüchtlinge

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Warten darauf, ob nun Flüchtlinge nach Pegnitz geschickt werden oder nicht (von links): zweiter Bürgermeister Wolfgang Nierhoff, Kirchenpflegerin Ursula Reinhardt und Pfarrer Peter Klamt. Zur Verfügung stehen im ersten Stock des Pfarrhauses eine knapp 90 und im Dachgeschoss eine rund 160 Quadratmeter große Wohnung. Foto: Trenz Foto: red

Sie sitzen in einem Boot. Und sie sitzen gemeinsam in der Warteschleife fest. Kirchenpflegerin Ursula Reinhardt von der katholischen Pfarrei Herz Jesu und die Stadt Pegnitz müssen sich in Geduld üben. Sie wollen helfen. Sie wollen Menschen, deren Leben bedroht ist, eine Bleibe bieten. Sie wollen im Pfarrhaus zwei Wohnungen für Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Doch dazu müssen erst einmal welche in unsere Region vermittelt werden. Darauf warten sie jetzt.

 
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Ursula Reinhardt hat ein Konzept. Sie hat ermittelt, was mit und vor allem in den Wohnungen geschehen muss, damit sie für diesen Zweck geeignet sind. Da geht es um Entrümpeln und Entsorgen. Da geht es jedoch vor allem um Sanitäranschlüsse in den Bädern, um die Überprüfung der Elektrik, um neue Fußböden. Sie hat dazu mit einer ganzen Reihe von Handwerkern gesprochen – „und die Resonanz war durch die Bank positiv“. Denn die heimische Firmenwelt sei bereit, auch kurzfristig tätig zu werden. Und sie macht richtig günstige Preise. Ursula Reinhardt rechnet ihnen das hoch an.

Aufträge kann sie noch nicht erteilen. Auch wenn man das handwerkliche Wirken aus Spendengeldern bezahlen könnte. „Aber erst muss die Gegenfinanzierung gesichert sein“, sagt sie. Sprich: Es muss eine Zusage auf dem Tisch liegen, dass Flüchtlinge nach Pegnitz geschickt werden. Dass damit auch Mieteinnahmen gewährleistet sind.

> Was nicht geht: Nun, das Landratsamt Bayreuth hat inzwischen die Räume besichtigt. Hat dabei festgestellt, dass die Räumlichkeiten für Asylbewerber nur mit großem Aufwand nutzbar wären. „Da geht es um viele Menschen, die in einen Raum gepfercht werden, da muss jeder Bereich einzeln abgesichert sein.“ Da scheitere allein schon an der Brandschutzverordnung, „das können wir nicht leisten“. Ganz abgesehen von einer Vielzahl an zusätzlichen Anschlüssen, Wasch- und Kochgelegenheiten – „das geht einfach nicht“.

> Was geht: Bleibt für Pegnitz „nur“ eine zweite Gruppe von Flüchtlingen. Die sogenannten Kontingent-Flüchtlinge. Ein furchtbarer Begriff, sind sich Reinhardt und zweiter Bürgermeister Wolfgang Nierhoff, der zurzeit den urlaubenden Uwe Raab vertritt, einig. Aber so heißt das halt nun mal im Behördendeutsch. Gemeint sind damit in erster Linie Flüchtlinge aus Syrien, die über den Libanon oder – jetzt verstärkt – über die Türkei versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Für diesen Personenkreis reichen Räume, die „funktionsfähig“ sind, sagt Reinhardt. Da sei der Instandsetzungsaufwand wesentlich geringer. Weil es sich um Familien handle, nicht um große Flüchtlingsgruppen. Familien, die vom Bund aus eingeflogen und hier „verteilt“ werden.

Das jüngste Kontingent der Flüchtlinge kam am Dienstag an, alle Flüchtlinge sind bereits untergebracht. Beim nächsten Kontingent könnte dann auch Pegnitz berücksichtigt werden. Einen Aufnahmestopp kann sich Wolfgang Nierhoff nicht vorstellen: „Die Lage wird ja immer schlimmer für diese Menschen, wie die letzten Tage zeigen.“ Er geht davon aus, dass die Wohnungen im Pegnitzer Pfarrhaus auch kurzfristig benötigt werden. Dann sei schnelles Handeln angesagt. Auch was Hilfestellung durch die Stadt angeht: „Dann müssen Verwaltung und Stadtrat rasch reagieren und schauen, was leistbar ist, auch aus finanzieller Sicht.“

Was Reinhardt und Nierhoff freut: Nachdem das Vorhaben bekannt wurde, erlebten beide eine nahezu uneingeschränkte Zustimmung. Und eine Welle der Hilfsbereitschaft. „Viele rufen an, wollen Möbel oder auch Waschmaschinen stiften.“ Auch die Kirchenverwaltung stand einhellig hinter dem Projekt, betont Reinhardt – „sonst hätte ich das nicht gemacht“. Das, was sie macht, ist für sie eine Herzensangelegenheit. Fünf Jahre war sie für die Aktion „Menschen für Menschen“ des kürzlich gestorbenen Karl-Heinz Böhm aktiv, „diese Schule hat mich geprägt“. Und: „Da ist Aufgabe der Kirche, dafür sind wir doch da.“

Auch Wolfgang Nierhoff sieht es als selbstverständlich an, hier zu helfen: „Es geht um Menschen, die dort weg müssen, weil sonst ihr Leben in Gefahr ist.“ Reinhardt ergänzt: „Wir können nicht die ganze Welt retten, aber wir können zumindest Einzelnen konkret helfen, ihr Schicksal zu meistern.“

Sollten keine Flüchtlinge nach Pegnitz geschickt werden, bleiben die Wohnungen erst einmal so, wie sind. Und werden generalsaniert, wenn genügend Geld da ist. Um sie dann zu vermieten. Doch zunächst hoffen die Kirchenpflegerin und der zweite Bürgermeister einfach darauf, dass ihr Angebot berücksichtigt wird. Wenn es so weit ist, „dann brauche ich weitere Unterstützung, dann brauche ich Menschen, die mit den Flüchtlingen zu Behörden und zum Einkaufen gehen.“ Doch vorerst ist da die Warteschleife.

Worauf Nierhoff Wert legt: „Die Stadt hat vor vielen Jahren ja auch Flüchtlinge aus dem Iran aufgenommen – viele sind heute integriert. Warum solle dies nicht auch mit Menschen aus Syrien oder Afghanistan möglich sein ...

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