Bernhard Köppel feiert runden Geburtstag und denkt noch nicht ans Aufhören Pegnitz: Vorzeigeunternehmer wird 70

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Er gilt als das Aushängeschild der Pegnitzer Firmenszene. Eine Rolle, in der er sich nicht gerne sieht. Er ist stolz auf das, was er mit seinen Mitarbeitern erreicht hat. Aber er mag es nicht,  in der Öffentlichkeit zu stehen. Und wenn es um sein Privatleben geht, macht er zu, das will er nicht nach außen breitgetreten sehen. Heute feiert der Unternehmer Bernhard Köppel seinen 70. Geburtstag.

 
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Eigentlich wollte der Mann, der in Erlangen geboren und in Pegnitz aufgewachsen ist, Journalist werden. „Ich habe den Neuanfang der Nachkriegszeit miterlebt, letztlich hat sich die Entwicklung der jungen Bundesrepublik parallel zu meiner eigenen Entwicklung vollzogen und da wollte ich als junger Mensch immer auch die Meinungsbildung beeinflussen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch es kam anders. Köppel baute 1966 sein Abitur am Pegnitzer Gymnasium, studierte dann Jura in Erlangen und München - und wurde Unternehmer. Das hat er nicht bereut. Denn:  „Meine Wunschvorstellung, Meinungen zu bilden, war – wie ich heute weiß – zu idealistisch.“

Wie es zum Begriff "Lügenpresse" kam

Inzwischen wisse er, dass es falsch sei, als Journalist „Meinung bilden“ zu wollen. Die Aufgabe eines Journalisten sei es vielmehr, „Meinungen abzubilden und dann zu analysieren“. Deshalb gerieten Journalisten, die Meinungen bilden wollen, allzu leicht in den Verruf, unglaubwürdig zu sein – und damit eben einer „Lügenpresse“ zu dienen. Köppel: „Und so erleben wir heute viele journalistische Defizite: ein Leser hat seine eigene Meinung und die will er nicht von Dritten ,verbildet’ wissen.“

Keine vierte Gewalt - "das ist illegitim"

Ein Journalist habe wiederzugeben und zu beschreiben, nicht mehr und nicht weniger. Der Versuch einer Beeinflussung des Lesers sei nicht legitim: Der Leser wolle als mündig empfunden werden. Und deshalb hält Köppel auch nichts von dem Satz, der Journalismus sei vierte Gewalt im Staat – „auch das ist nicht legitim“.

Immer da, aber kein Workaholic

Nach wie vor ist der nun 70-Jährige nahezu täglich am Sitz des Unternehmens Baier+Köppel – bekannt unter dem Kürzel Beka – in der Beethovenstraße anzutreffen. Ist er ein Workaholic? Nein, sagt Köppel. Er stehe vielmehr seinen Kollegen gleichrangig mit Erfahrung und Rat zur Seite. Drei Geschäftsführer hat das Unternehmen heute, mit jeweils klar getrennten Aufgabenbereichen im Innenverhältnis, betont Köppel.  Und ergänzt: „Entscheidungen mit Außenwirkung sind jeweils im Konsens im Vorfeld abgeklärt“. Eine moderne Geschäftsleitung funktioniere im Teamwork und kenne keine „ex-cathedra-Entscheidungen“.

Hier zählt nicht der kurzfristige Erfolg

Ein Grund, warum es bei Beka bereits seit 2010 eine erweiterte Geschäftsleitung gibt. Klar, als geschäftsführender Gesellschafter fühle er sich natürlich für die „gesunde Zukunft“ des Unternehmens verantwortlich. Und, auch klar: „Da muss auch schon einmal eine Entscheidung getroffen werden, die nicht einen kurzfristigen Erfolg, sondern eine langfristige Strategie durchsetzt.“ Hier zeige sich die Besonderheit eines mittelständischen Unternehmens. Weil hier nicht ein Vorstand zeitnahe, kurzfristige Erfolge innerhalb eines befristeten Vertrages vorweisen müsse. Ist er dann so etwas wie ein Patriarch der alten Schule im positiven Sinn? „Wenn Sie in dieser Vorgehensweise das Agieren eines Patriarchen sehen, dann - ja - will ich ein solcher sein.“

Eigneranteile bleiben in der Familie

Lässt sich die Struktur eines mittelständischen Unternehmens im Zeitalter der Globalisierung dauerhaft aufrecht erhalten? Köppel ist davon überzeugt. Und verweist erneut auf die Beka-Spitze mit drei Geschäftsführern und fünf Prokuristen. Die Firma sei „kompetent mit einer flachen Hierarchie ausgestattet“.Wenn einer aus dieser Riege - „das gilt auch für mich“ -  ausscheidet, dann werde er „fachkompetent ersetzt“. Die Eigneranteile der Familie Köppel blieben davon unberührt, „das hat damit nichts zu tun, das Unternehmen funktioniert davon unabhängig“.

Fast alles richtig gemacht

Flache Hierarchien hin oder her - hat Köppel nicht doch das letzte Wort bei wegweisenden Beschlüssen? „Wichtige Entscheidungen laufen über die Tische aller Geschäftsführer, also auch über meinen“, sagt er. Natürlich ist das Bearbeiten der Vorgänge eines Unternehmens mit weltweit über 1000 Beschäftigten - davon rund 800 in Pegnitz - eine Sache von vielen Fachleuten. Ohne Delegieren laufe da nichts. Gab es auch falsche Entscheidungen? Köppel ist überzeugt: „Grundlegende Dinge unseres Hauses und von mir waren in der Vergangenheit  mehrheitlich sicher richtig, sonst wären wir in den letzten 20 Jahren nicht einer der großen Drei in der Sparte Zentralschmieranlagen weltweit geworden.“ Er denkt da an den Einstieg in die Nutzfahrzeugbranche oder die Entscheidung, erneuerbare Energien wie die Windkraft in den Focus zu stellen.

Jetzt auch in Japan aktiv

Die Globalisierung und die damit verbundenen Firmengründungen und -zukäufe wie erst jüngst in den USA und Kanada seien wohl die wichtigsten Weichenstellungen der letzten Jahre gewesen. Wie auch ganz aktuell die Gründung einer Tochterfirma in Japan. Warum Japan? Köppel hält sich bedeckt, will das den Mitbewerbern nicht auf die Nase binden. Dort hätten eben große Konzerne ihren Sitz, die auch für Beka von Bedeutung sind.

Joint Ventures machen keinen Sinn

Was er nachträglich als fehlerhaft empfinde, seien „alle sogenannten Joint Ventures, also Engagements speziell im Ausland, welche nicht zu 100 Prozent unter unserer eigenen Flagge liefen“.Es habe sich immer wieder gezeigt, dass mehrere Kapitäne auf der Brücke keinen strikten Kurs gewährleisten, dass eben viele Köche den Brei verderben. „Wir sind inzwischen stark genug, ohne fremde Partner neue Einheiten einzurichten, sei es im Vertrieb oder auch in der Fertigung“.

Wachsen mit Verstand

Das belege auch die Entwicklung großer Konzerne. Das gelte auch für den Begriff Wachstum. Ein reines Wachstum an Umsatz sei nur dann ein Wachstum, wenn auch der Ertrag entsprechend wachse. Ein gewachsenes großes Unternehmen könne auch große Verluste einfahren. Köppel: „Dieses Risiko wollte ich nie eingehen – und bin mit dieser Philosophie trotzdem einer der Großen weltweit in unserem Kernbereich geworden. Aber eben auf gesunde Weise.“

Immer in der Nische bleiben

Zudem habe er immer darauf geachtet, dass sich Beka innerhalb der Nische der Wartungsautomatisierung und Zentralschmierung bewegt: „Dass wir zunehmend Marktquote erreichen, ist ein notwendiger Effekt, der aber unspektakulär und seriös erzielt werden kann“. Es hätten sich schon mehrere Konzerne in dieser Branche als Generalisten versucht – „dies ist aber immer noch zu unseren Gunsten gescheitert“. Seine Devise sei nach wie vor: „Nicht der Große schluckt den Kleinen, sondern der Schnelle den Langsamen.“

Nach Warteschleife: Jetzt wird in Wannberg erweitert

Die Firma Beka werde nicht nur ein Zentralschmierhersteller bleiben, sondern die Erweiterung in den Bereich Wartungsautomatisierung betreiben und trotzdem die Nische wahren. Dabei steht auch die Entwicklung neuer Technologien im Mittelpunkt, „Details kann ich aus verständlichen Gründen nicht offenlegen“. Parallel dazu werde auch der Ausbau des Zweigwerks in Wannberg „nach einer Warteschleife wegen erheblicher Überseeinvestitionen“ in diesem Jahr angepackt.

Ein echter Familienmensch

Gar keine Infos zum Privatmann Bernhard Köppel? Ein paar schon. „Ich muss mir jedenfalls keine neuen Hobbies suchen, wenn mich das Büro nicht mehr jeden Tag sieht.“ Er ist schon lange Zeit ein „intensiver Familienmensch“, die Literatur und Kunst haben ihn ein Leben lang begleitet.Und er verfolge „hochinteressiert und intensiv die Aktivitäten der Journalisten“. Denn er habe festgestellt, dass der Anteil derjenigen, die ihre Aufgabe verantwortungsbewusst und gekonnt wahrnehmen, „keinesfalls größer wird“.

Neugier ist alles

Eine ausgeprägte Neugier werde ihm nie verloren gehen. Weil: „Man braucht diese Basisneugier, um im Berufsleben und der Zeit danach erfolgreich bestehen zu können“, sagt der Vater eines Sohnes und einer Tochter.

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