Partyfotograf gesteht Kindesmissbrauch

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Der Angeklagte und sein Verteidiger Wolfgang Schwämmer. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Er missbrauchte die Tochter einer guten Freundin, als er auf sie aufpassen sollte. Und das, obwohl er als verurteilter Kinderschänder gar keinen Kontakt zu Minderjährigen haben durfte. Jetzt hat der Angeklagte die Taten vor dem Landgericht Bayreuth gestanden.

 
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Sein Gesicht verbarg er unter der Kapuze seiner Regenjacke vor den Fotografen. Der schwere Mann, gelernter Buchhalter aus Berlin, stand nicht zum ersten Mal vor Gericht. Einmal wegen Untreue und – wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Besitz kinderpornografischer Fotos. Er hatte ein 13-jähriges Mädchen in München im Olympiapark missbraucht und ein weiteres Mädchen in einem Ort der Region. Das verschwieg er seiner Freundin. Und er verschwieg noch mehr: Dass er mehr als drei Jahre bekommen hatte, dass er im Gefängnis eine Therapie gemacht hatte, dass er früher rauskam und unter Bewährung stand und dass er striktes Verbot hatte, sich allein mit Minderjährigen in einem Raum aufzuhalten. Ausgesprochen wegen eines Vergehens, für das ihn der gleiche Richter 2005 verurteilt hatte, vor dem er erneut stand: Michael Eckstein.

Trotz der Vorgeschichte erschlich er sich 2008 das Vertrauen der Frau aus dem Landkreis Kulmbach über ein Internet-Portal. Angeblich wollte er eine fotografische Schwangerschafts-Studie machen. Sie besuchte ihn sogar im Gefängnis in Berlin, wo er ihr sagte, nur wegen Untreue gelandet zu sein. Später besuchte er die Frau immer wieder, genoss deren Vertrauen und so konnte er später auf deren sechsjährige Tochter „aufpassen“, die älteste von drei Kindern. Kurz vor Schulbeginn im vergangenen Jahr wartete er, bis die Mutter das Haus verlassen hatte und legte sich dann zu dem kleinen Mädchen. Insgesamt sind vier Fälle angeklagt. Außerdem fanden die Ermittler auf seinem Handy zwei kinderpornografische Fotos.

„Das stimmt leider.“ Mit hängenden Schultern, den Blick nach unten gerichtet, die Stimme  leise.

Wieso, warum, fragte Richter Eckstein, der Rückfall „in dieser fast schon affenartigen Geschwindigkeit“ gekommen sei? Für das Gericht steht „massiv im Raum“, dass der Angeklagte deswegen in Sicherheitsverwahrung kommen könnte. Trotzdem wollte er nichts zu den Gründen sagen, was ihn dazu trieb, kurz nach seiner Haftentlassung und seiner Therapie so schnell wieder rückfällig zu werden. Auch dem Gutachter gegenüber hatte er geschwiegen. Er wird sein Gutachten nach bloßer Aktenlage erstellen müssen.

Immer wieder fragte Richter Eckstein nach dem Warum, doch jedes Mal schwieg der Angeklagte. Erst kaufte er dem Mädchen Sachen für ihre Schultüte, am Abend missbrauchte er sie.

Wenn er bei der Familie zu Besuch war, durfte er im Kinderzimmer der Sechsjährigen schlafen. Das Mädchen war derweil bei ihrem Vater im Bett. Als die Kleine nicht schlafen konnte und der Vater weg war, kam sie zu ihm ins Bett. Ein Gewitter. „Weil sie Angst hatte“, sagte er. Und?, fragte der Richter. „Erstmal hat sie bei mir geschlafen.“ Er wartet. „Und ich habe sie an Bauch und Rücken gestreichelt.“ Und? Dann beschreibt er weitere Details seines Missbrauchs, der sich über eine halbe  Stunde hinzieht. Das Mädchen wacht auf. Dass sie es der Mama nicht sagen soll, „hab ich erwähnt“. Noch drei Mal musste das Kind länger als eine halbe Stunde leiden – und schwieg. Ob es ok für sie sei, hat der Angeklagte gefragt. Er senkt seinen Kopf tief auf seine Brust. Sie habe zugestimmt. Nach dem dritten Missbrauch ist er als Freund der Familie bei der Einschulung des Kindes dabei. Sogar Sachen für ihre Schultüte hatte er gekauft.

Die Mutter, schwanger mit ihrem vierten Kind, wendet den Blick ab, als der Angeklagte die Einzelheiten erzählte. Ihre sechsjährige Tochter macht zurzeit eine Therapie. Noch immer wacht sie nachts schreiend auf. Nach Informationen des Kuriers hat der Angeklagte der Familie als Entschädigung 1000 Euro angeboten.

Er war als Partyfotograf in der Szene der Region unterwegs. Um seine schlechte Finanzlage aufzubessern, habe er „Model-Aufträge“ aufgeführt. Die Mädchen seien „überwiegend volljährig“ gewesen, sagt er. Es waren aber auch Minderjährige dabei, Mädchen also, die er gar nicht hätte fotografieren dürfen. Und mit denen er gar nicht hätte allein sein dürfen.

Auch von dem sechsjährigen Mädchen soll er Fotos gemacht haben, bei denen sie teilweise nackt war. Dazu aber wollte er nichts sagen.

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