Als das Theater saniert werden musste, lebte ein Regensburger Kino neu auf Paradebeispiel für das Reichshof

Von Frank Schmälzle
650 Besucher haben im Regensburger Velodrom Platz. Eigentlich sollte es nur während der Sanierung des Theaters bespielt werden. Heute ist es aus dem Kulturleben der Stadt nicht mehr wegzudenken. Foto: Theater Regensburg/Jochen Quast Foto: red

Peter Schütz ist schon lange dabei. Seit 1. Januar 1984. Der Leiter der Werkstätten des Theaters Regensburg hat in über 30 Jahren viel erlebt. Auch einen „echten Glücksfall“. Die Erfolgsgeschichte des Velodroms. Dieses Theater sollte eine Übergangslösung sein. Und gehört heute fest zur Regensburger Kulturszene.

 
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Die Parallelen zu Bayreuth sind deutlich. Das Theater in Regensburg bröckelte, es musste saniert werden. Das war Mitte der 1990er Jahre. Eine Situation wie an der Bayreuther Stadthalle jetzt. Die Sanierung des Regensburger Theaters dauerte drei Jahre, in Bayreuth sollen es vier werden. Regensburg brauchte eine Ausweichspielstätte für sein Theater. Auch Bayreuth braucht Ausweichquartiere. Regensburg hat ein altes, leerstehendes Kino wiederbelebt. Ein solches Kino gibt es auch in Bayreuth. Das Reichshof am Marktplatz.

Ein Mäzen stieg ein

Peter Schütz erinnert sich. Zu allererst an Oswald Zitzelsberger. Einen ehemaligen Unternehmer, der einen Narren an dem denkmalgeschützten Gebäude gefressen hat. Mit dem Velodrom, einer 1898 erbauten Radrennbahn , die auch als Saal für Versammlungen, Feste und Konzerte diente, hat er begonnen. Inzwischen hat Zitzelsberger eine ganze Reihe historischer Gebäude in Regensburg aufgemöbelt.

Das Velodrom, sagt Schütz, hatte Zitzelsberger damals für eine symbolische Mark gekauft und mit Zuschüssen der Stadt gerettet. Denn Anfang der 1970er Jahre wurde das Kino geschlossen. Wegen Baufälligkeit.

„Das Ganze lief wie am Schnürchen“, sagt Schütz. Als die Sanierung des Theaters in Regensburg begann, war das Velodrom fertig. Das Theater zog um, der Spielbetrieb ging nahtlos weiter. Mit einer großen Bühne statt der Filmleinwand. Mit einem Orchestergraben. All das ginge im Reichshof auch.

Das Publikum liebt sein Velodrom

Eigentlich sollte das Velodrom nur eine Übergangslösung sein. Und nach dem Umbau des Regensburger Theaters wieder an den Eigentümer zurückfallen. Daraus aber wurde nichts. Weil das Velodrom zu erfolgreich war. Heute, sagt Schütz, ist es eine weitere, feste Spielstätte des Regensburger Theaters. Genutzt vor allem für Musicals und Schauspiel. „Zu Zeit läuft bei uns ,Jesus Christ Superstar’.“ Und das zwei- bis dreimal pro Woche. Beim Publikum ist das Theater beliebt: Die Auslastung des Velodroms liegt laut Schütz bei über 80 Prozent. Finanziert wird der Spielbetrieb über den Gesamtetat des Theaters Regensburg. Schütz sagt: Das Velodrom ist zu einem festen Bestandteil der Regensburger Kulturszene geworden. Die Übergangslösung ist zur Institution geworden.

Das Reichshof hat Potenzial

Fragt man Axel Gottstein vom Bayreuther Kulturverein Events und Festival, ist auch das eine Parallele zu Bayreuth: Er traut dem Reichshof eine ähnliche Karriere zu. Er glaubt daran, dass Bayreuth über die Sanierung der Stadthalle hinaus ein Kulturort mitten in der Stadt gut tut.

Übrigens: Die Regensburger Kulturszene ist in den vergangenen Jahren aufgeblüht. Neben dem Theater und dem Velodrom gibt es dort inzwischen eine Podiumsbühne mit 180 Plätzen und ein Kinder- und Jugendtheater.

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