Geheime Beziehungen
Wieder nämlich mischt man Wagner, Mahler und Brahms in einem kompakten Programm zusammen. Eine Ouvertüre, vier Lieder und eine Symphonie: zusammen ergibt das ein Konzertprogramm geheimer Beziehungen. Wenn im Finalsatz der 1. Symphonie Johannes Brahms’ ein Choral ertönt, wird zudem dem Ort selbst – der Kirche in St. Georgen – Reverenz erwiesen. Der Sturm aber, der schon durch den ersten Satz wehte, ja tobte, erinnert erstaunlicherweise an das Meerestosen, mit dem Richard Wagner 1840 seine Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer“ reichlich ausgestattet hat. Unter der Leitung Dorian Keilhacks können die 90 Musiker, die wieder aus 29 Staaten angereist sind, nicht anders denn als jugendlich spielen. Es ist schlichtweg betörend, mit welcher Energie sie nicht allein den jugendlichen Wagner, sondern auch den Brahms bringen; das Allegro wird hier zu einer schier mitreißenden dramatischen Ouvertüre, die fast vergessen lässt, dass Brahms seine Musik stark konstruktiv angelegt hat. Und wenn das Adagio des Schlusssatzes in das berühmte Alphornmotiv mündet, geht buchstäblich die Sonne auf – Gänsehaut! Ungeachtet einiger jugendlicher Patzer, die nur ein Beckmesser ankreiden würde, weil sie, wie Brahms gesagt hätte, „jeder Esel hört“, betört das Orchester mit Macht – und zartester Lyrik. Schlicht betörend bleiben, nicht allein im vergleichslos sehnsüchtig-ruhigen Andante und seiner vom Orchester und den Solisten dahingezauberten Klangpracht, Brahms’ Lieblichkeiten.