"Oldschool Society": Neonazis vor Gericht

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Vor dem Oberlandesgericht München beginnt am Mittwoch der Prozess gegen vier mutmaßliche Neonazis, die womöglich kurz vor einem Terroranschlag standen: Die drei Männer und eine Frau wollten laut Anklage der Bundesanwaltschaft vor knapp einem Jahr einen Nagelbombenanschlag auf ein Asylbewerberheim verüben.

 
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Unter den Namen Oldschool Society wollten sie demnach weitere Attentate verüben - den Sprengstoff hatten sie bereits, Flüchtlinge und Salafisten waren ihre Ziele.

Als in der vergangenen Woche Spezialeinheiten in Sachsen die rechtsextreme Gruppe Freital aushoben, erinnerten die Ermittler auch an die Oldschool Society. Kleine, extrem radikalisierte Gruppen von Rechtsextremen - so sind die Parallelen. Während die Gruppe Freital vor ihrem Auffliegen aber drei Anschläge verüben konnte, flog die Oldschool Society wohl nur zwei Tage vor dem ersten Anschlag auf.

Bei den vier Angeklagten handelt es sich um den 57 Jahre alten Andreas Thomas H., den 30 Jahre alten Markus W., den 37 Jahre alten Olaf O. und die 23 Jahre alte Vanessa G.. Während die Männer alle ursprünglich aus dem Ruhrgebiet kommen, stammt die junge Frau aus dem wegen rechtsextremer Übergriffe auf Flüchtlinge in die Schlagzeilen geratenen Freital.

Nach Auffassung der Bundesanwaltschaft haben alle vier Angeklagten eine rechtsgerichtete, nationalistische Gesinnung. Ende 2013, Anfang 2014 seien sie über soziale Netzwerke wie Facebook in Kontakt miteinander gekommen. Im August hätten sie dann eine WhatsApp-Chatgruppe gegründet, diese zum Schutz vor einem staatlichen Zugriff auf den Dienst Telegram verlagert. Dort sollen sie sich dann extrem schnell radikalisiert haben.

Zunächst kamen erste Regeln, dann ab Oktober 2014 eine straffe Satzung mit Sanktionen für Fehlverhalten und eine straffe Organisation mit Präsident und Vizepräsident. Nahe dem sächsischen Borna gab es in einer Kleingartenanlage laut den Ermittlern das erste Gruppentreffen, auf dem bereits der "bewaffnete Kampf gegen Salafisten" und ein "gewaltsames Vorgehen gegen Asylanten" erörtert worden sei - und auch, wer bereit wäre, ins Gefängnis zu gehen.

Von da an nahmen auch die Gewaltpläne der Anklage zufolge immer mehr Schwung auf. Für den 6. bis 8. Mai 2015 sei ein neues Treffen vereinbart worden, bei diesem sollten bereits "Aktionen" durchgeführt werden. Zwei der Angeklagten sollen dafür kurz davor in Tschechien große Menge an in Deutschland verbotenen Feuerwerkskörpern gekauft haben. Nach dem Kauf sollen sie besprochen haben, wie deren Gefährlichkeit etwa durch einen Mantel aus Nägeln erhöht werden könne.

"Fenster eingeschmissen und dann das Ding hinterher gejagt" - so sollte die Nagelbombe in einem bewohnten Flüchtlingsheim zur Explosion gebracht werden. Doch am 6. Mai vergangenen Jahres griff die offenbar bereits länger auf die Gruppe aufmerksam gewordene Polizei zu - die vier Angeklagten müssen sich nun wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung und Vorbereitung eines Explosionsverbrechens vor Gericht verantworten. Der Prozess soll bis Oktober dauern.

afp

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