Kündigungsschreiben wurde 2004 von Himmelkron nach Bayreuth geschickt Odyssee: Brief war neun Jahre lang unterwegs

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 Foto: red

Zwischen Bayreuth und Himmelkron liegen gerade mal 13 Kilometer. Eine Entfernung wie ein Katzensprung. Aber scheinbar nicht für die Post. Denn um ein in Himmelkron in den Briefkasten  geworfenes Kündigungsschreiben nach Bayreuth zu transportieren, benötigten die gelben Briefbeförderer sage und schreibe neun Jahre. Das im Juli 2004 abgeschickte Schreiben traf dieser Tage beim Empfänger in Bayreuth ein. Allerdings hatte der Verfasser eine falsche Postleitzahl verwendet.

 
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Der Name des Schülers kam Cornelia Zaumseil zwar bekannt vor, so recht an ihn erinnern konnte sie sich jedoch nicht. Deshalb schaute die Leiterin des Bayreuther Nachhilfeinstitutes Studienkreis in ihren Unterlagen nach und stieß auf eine Überraschung. Der im Kündigungsschreiben genannte Schüler aus Himmelkron hatte letztmals im Sommer 2004 die Dienste des Studienkreises in Anspruch genommen.

"Der Junge kam dann nicht mehr zur Nachhilfe", erinnert sich die Geschäftsführerin. Weil aber keine Kündigung von Seiten der Eltern einging, buchte man die Beiträge auch weiterhin von deren Konto ab. So lange, bis ein erboster Anruf bei Cornelia Zaumseil einging, dass man doch fristgerecht und schriftlich das Vertragsverhältnis gekündigt und deshalb kein Verständnis dafür habe, dass das Institut weiterhin die Beiträge abbuche. "Wir haben dann, um Ärger mit den Eltern zu vermeiden, den Vertrag beendet, obwohl bei uns nie eine Kündigung eingegangen ist", sagt Cornelia Zaumseil.

Umso überraschter sei sie jetzt gewesen, als das Schreiben jetzt zwischen der Post lag. Ein Blick auf den Poststempel bestätigte ihre Vermutung, dass das Schreiben mehrere Jahre unterwegs gewesen sein muss.  "Ich habe sofort beim Vater des Jungen in Himmelkron angerufen und ihm die freudige Überraschung mitgeteilt, dass seine Kündigung nun doch noch eingegangen ist".

"Das kan man gar nicht glauben, dass der Brief fast zehn Jahre später zugestellt wird", wundert sich Ernst Kolb, der Verfasser des Kündigungsschreibens. Sein Sohn, mittlerweile ein junger Mann mit abgeschlossener  Berufsausbildung, habe sich wie er auch darüber gewundert,  wo der Brief wohl zwischenzeitlich abgeblieben sein mag. Eine Antwort werden Vater und Sohn wohl nie erhalten, weil es keine Erklärung dafür gibt. Sagt Dieter Nawrath, Sprecher der Deutschen Post in München. "Es ist schwer bis gar nicht zu sagen, warum der Brief so lange unterwegs war. Vielleicht ist er irgendwo dazwischen gerutscht oder unter einem Möbel verschwunden. Oder er hat versehentlich eine falsche Richtung eingeschlagen", sagt Nawrath.

Bei 64 Millionen Sendungen jeden Tag könne schon mal ein Brief verloren gehen, meint der Post-Sprecher. Aber dass er neun Jahre lang irgendwo herumliegt, das könne er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Für alle Betreiligten sei das natürlich äußerst ärgerlich. Da sei es doch zumindest ein kleiner Trost, dass auf die Post Verlass ist, wenn auch mit Verspätung.

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