Oberfranken: Proteste gegen "Bauernregeln"

Von Peter Rauscher
Eine der "neuen Bauernregeln" des Bundesumweltministeriums, Die Regeln wurden am 3. Februar veröffentlicht und sollen in 70 deutschen Städten plakatiert werden. Foto: Bundesumweltministerium/dpa Foto: red

Die Bauern in Oberfranken sind sauer auf Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Die SPD-Politikerin lässt auf Plakaten, mit Ansichtskarten und im Internet mit Reimen in Anlehnung an Bauernregeln für eine europäische Agrarwende werben. „Gibt’s nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur“ oder „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein“, lauten zwei der elf Sprüche.Das bringt Landwirte in Rage.

 
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„Viele unserer Mitglieder haben sich bei uns beschwert und uns aufgefordert, dagegen vorzugehen“, sagte Wilhelm Böhmer, Direktor des Bezirksverbandes Oberfranken im Bayerischen Bauernverband (BBV), dem Kurier auf Anfrage. Er kritisierte, dass sich eine Ministerin „auf Kindergartenniveau“ begebe statt das sachliche Gespräch zu suchen. Der Beruf der Landwirte werde mit dem Klopfen solcher Sprüche „ins Negative gezogen“.

Brief an die Abgeordneten

Böhmer sagte, der Bauernverband habe in einem Schreiben die SPD-Bundestagsabgeordneten Anette Kramme (Bayreuth) und Petra Ernstberger (Hof) aufgefordert, tätig zu werden. „Wir erwarten , dass diese Kampagne eingestellt wird“, sagte Böhmer. „Es ist ein Unding, dass so etwas auch noch aus Steuergeldern bezahlt wird.“ Nach Presseberichten soll die Kampagne bis zu 1,6 Millionen Euro kosten.

Ins Lächerliche gezogen

Nach Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hatte auch die Kulmbacher CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner Kritik an der Kampagne geübt. Zeulner sieht darin eine „Diffamierung eines Berufsstandes“.Hendricks mache Wahlkampf auf Kosten der Landwirte. "Besonders traurig finde ich es auch, dass durch diese Plakate die tatsächlichen Bauernregeln, die gerade im ländlichen Raum ein über Generationen überliefertes Kulturgut sind und auch mich als Kind sehr begleitet haben, an Wert verlieren und zu Wahlkampfzwecken missbraucht werden", schreibt Zeulner in einer Mitteilung. Die   Landwirte würden ins Lächerliche gezogen. Zeulner forderte jährlich einen runden Tisch an den Landratsämtern in ihrem Wahlkreis Kulmbach-Lichtenfels-Bamberg Land mit Vertretern der Landwirtschaft, den unteren Naturschutzbehörden und den Landräten, "um die Probleme auf kommunaler Ebene genau zu definieren und gemeinsam vor Ort Lösungen zu finden".

Auswirkungen "verheerend"

Der Hofer Landrat Oliver Bär (CSU) warnte Ministerin Hendricks vor "verheerenden Auswirkungen" ihrer Kampagne. Ein ganzer Berufsstand werde so an den Pranger gestellt. "Der Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft sollte uns allen etwas wert sein, wollen wir hinsichtlich der Versorgung nicht auf große Agrarfabriken angewiesen sein."

Hendricks: "Bewusste Fehldeutung"

Hendricks hatte die Kritik zurückgewiesen. Es sei „bewusste Fehldeutung“ zu behaupten, ihre spaßig gemeinte Plakatkampagne richte sich gegen die gesamte Landwirtschaft, heißt es in einem Brief von  Hendricks an ihren Kabinettskollegen Christian Schmidt. Der inhaltliche Kern der Botschaften sei von Kritikern „weder angezweifelt, geschweige denn widerlegt“ worden - stattdessen werde ein „Zungenschlag herbeigeredet“, den es auf den Plakaten nicht gebe.

Das sind Hendricks umstrittene Bauernregeln:

1. Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein.

2. Gibt's nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur.

3.Zu viel Dünger auf dem Feld geht erst ins Wasser, dann ins Geld.

4. Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm.

5. Zu viel Dünger, das ist Fakt, ist fürs Grundwasser beknackt.

6. Ohne Blumen auf der Wiese, geht's den Bienen richtig miese.

7. Steh'n im Stall zu viele Kühe, macht die Gülle richtig Mühe.

8. Gibt's nur eine Pflanzenart, wird's fürs Rebhuhn richtig hart.

9. Wenn alles bleibt so wie es ist, kräht bald kein Hahn mehr auf dem Mist.

10. Strotzt der Boden vor Nitraten, kann das Wasser arg missraten.

11.Bleibt Ackergift den Feldern fern, sieht der Artenschutz das gern.

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