Nutella: Bayreuth schimpft auf Ferrero

Von Kati Auerswald und Thorsten Gütling
Seit Ferrero die Rezeptur des Brotaufstrichs Nutella geändert hat, hagelt es Kritik im Internet. Foto: Marcus Brandt/dpa Foto: red

Auf der Facebook-Seite des Kuriers hagelt es Kritik. Nutella schmeckt nicht mehr wie Nutella, heißt es. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe zeigt: Tatsächlich ist jetzt mehr Milchpulver im Glas. Weniger Nutella kaufen die Bayreuther deshalb aber noch lange nicht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Änderung der Rezeptur ist jetzt fast ein halbes Jahr her. Aus den Regalen der Supermärkte ist der Brotaufstrich nach alter Rezeptur längst verschwunden. Wer Restbestände ergattern will, muss tief in die Tasche greifen. Im Internet werden ältere Gläser für bis zu 25 Euro angeboten. Kurier-Leserin Anja Kändler schimpft im Netz: „Nach Rezeptänderung nicht mehr gekauft. Erstens schmeckt’s nicht mehr und zweitens ist sowas Verarsche.“ Und Leser Jürgen Vollmer schreibt: „Das Zeug schmeckt einfach nur noch widerlich. Und das sag ich nach mehr als 40 Jahren absoluter Nutella-Treue.“

Ferrero erklärt sich auf der Homepage

Auf der Nutella-Homepage erklärt Ferrero: Ja, es gab eine „Feinjustierung“, eine „geringfügige Anpassung“, wie es auch andere Marken regelmäßig täten. Man sei immer darauf bedacht, den Konsumenten ein bestmögliches Geschmackserlebnis zu bieten. Das bestätigten laufende Qualitätsprüfungen und zahlreiche, regelmäßige Geschmackstests mit Konsumenten. Laut Ferrero seien jetzt 1,2 Prozent mehr Milchpulver in Nutella enthalten und damit 0,4 Prozent mehr Zucker. Kosteneinsparungen seien nicht das Ziel der Rezeptumstellung, heißt es.

Handelsblatt unterstellt Kalkül

Das Handelsblatt will das nicht glauben. Die Zeitung schreibt: „8,7 statt 7,5 Prozent klingt auf den ersten Blick nicht viel. Ist es aber.“ In einem 450 Gramm-Glas steckten jetzt satte 16 Prozent mehr Milchpulver. „Für einen Industriebetrieb wie Ferrero, der gigantische Mengen verarbeitet, bedeutet das vor allem: viel Geld.“

Das Handelsblatt zitiert einen Experten für Rohstoffpreise bei der Landwirtschaftskammer mit den Worten: „Weil die Europäische Union Sanktionen gegen Russland verhängt hat, kaufen die Russen nicht mehr so viel Milch.“ Das drücke den Preis. Auch die Nachfrage aus China sei eingebrochen. Und weiter: „Die ganze Welt weiß, dass wir in Europa riesige Mengen auf Lager haben. Ferrero kann sich also im Moment günstig langfristig mit Magermilchpulver eindecken.“

Die Pressestelle schweigt

Auf Kurier-Nachfrage äußert sich die Pressestelle des Ferrero-Konzerns nicht zu den Vorwürfen. Auch das Handelsblatt und andere Medien schreiben, dass ihre Nachfragen unbeantwortet blieben.

In Bayreuths Läden angekommen ist die Kritik der Kunden derweil nicht. Die Verkaufszahlen hätten sich nicht geändert, heißt es auf Kurier-Nachfrage in den Pressestellen aller angefragter Discounter. Reaktionen von Seiten der Kunden – weder positive, noch negative – hab es nach er Rezeptumstellung nicht gegeben. Eine Pressesprecherin des Handelskonzerns Edeka sagte dem Kurier, ihr sei erst aufgefallen, dass sich Geschmack und Konsistenz von Nutella verändert haben, nachdem sie von Bekannten darauf aufmerksam gemacht worden sei. Andere Pressesprecher behaupten, von einer Rezeptänderung nichts zu wissen.

Nehmen Sie an unserer Umfrage teil

 

 

Bilder