Nürnberg: Offenbar Serientäter unterwegs

Symbolfoto: Patrick Seeger/dpa Foto: red

Die beiden ermordeten Prostituierten in Nürnberg sind wahrscheinlich vom selben Täter getötet worden.

 
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„Aufgrund der Obduktionsergebnisse und der Auffindesituationen an den Tatorten gehen die Ermittler von einem Zusammenhang beider Gewaltverbrechen aus“, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Todesursache sei in beiden Fällen „Gewalt gegen den Hals“ gewesen.

Genaueres wollte ein Polizeisprecher aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht sagen. „Es besteht der Verdacht, dass es sich um den gleichen Täter handelt“, sagte er. Ob es sich bei dem zweiten Verbrechen ebenfalls um Mord handelte oder ob von Totschlag auszugehen sei, sei noch offen.

Erst seit kurzem in Nürnberg

Am Abend des 24. Mai war eine 22-jährige rumänische Prostituierte im Osten der Stadt ermordet worden. Die Feuerwehr fand die leblose Frau in einer brennenden Wohnung; sie starb kurze Zeit später. Bei dem zweiten Opfer handelte es sich um eine 44-jährige Chinesin. Sie war am Pfingstmontag am anderen Ende der Stadt getötet worden.

Nach Angaben der Polizei waren beide Frauen erst seit kurzem in Nürnberg gewesen. Beide Taten ereigneten sich in sogenannten Modellwohnungen. Meist handele es sich dabei um Einzimmer-Apartments in Mehrfamilienhäusern, die von den Prostituierten für kurze Zeit angemietet werden, sagte der Sprecher. Die Frauen hielten sich oft nur für kurze Zeit in einer Stadt auf und reisten europaweit herum.

Schwierige Ermittlungen

Die „Modellwohnungen“ seien der Polizei in der Regel bekannt. In Nürnberg gebe es davon rund 180. Insgesamt gebe es in der Frankenmetropole rund 240 „bordellartige Betriebe“. Neben den Modellwohnungen gehören dazu Laufhäuser und Bordelle. Durchschnittlich halten sich nach Polizeiangaben in Nürnberg etwa 600 Prostituierte auf - im gesamten Jahr bis zu 1300.

Das letzte tödliche Verbrechen an einer Prostituierten in Nürnberg gab es im Jahr 2003. Die Ermittlungen gestalteten sich oft schwieriger als in anderen Fällen, weil die Aussagebereitschaft im Rotlichtmilieu „nicht die beste“ sei, sagte der Sprecher. Hinzu komme der ständige Wechsel der Prostituierten in der Stadt und dass sich alles in der Anonymität abspiele. In der Regel gebe es zudem keine Vorbeziehung zwischen den Frauen und ihren Freiern.

30-köpfige Soko

Ob es in den aktuellen Fällen vor den Taten zu sexuellen Handlungen kam, wollte der Polizeisprecher nicht sagen. Auch ob es sich beim Täter um einen Freier handeln könnte, ist bisher unklar. Konkrete Hinweise auf einen Tatverdächtigen fehlen bisher. Einen Mann, den die Polizei nach dem ersten Verbrechen festgenommen hatte, ließ sie kurz darauf wieder frei. Nun ermittelt eine 30-köpfige Sonderkommission.

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