Nur büffeln? Nicht für die besten Azubis

Von Christina Holzinger
 Foto: red

Erst die Praxis, dann die Theorie: Zwei Bayreuther gehören zu den besten Auszubildenden der Bayerischen Bauindustrie. Und das obwohl, sie lieber als Baustellenleiter arbeiten möchten.

 
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Straßenbauer aus Leidenschaft

Der Beruf des Straßenbauers ist für Sebastian Schinner jeden Tag ein neues Erlebnis. Der 20-jährige Mehlmeiseler entschied sich nach seinem Realschulabschluss für diesen Beruf, weil ihm „handwerkliche Arbeit schon immer sehr gefallen hat“.

Schinners Faszination für den Straßenbau begann mit einem Schnupperpraktikum bei Markgraf. „Nachdem ich mehrere Tage mit auf eine Baustelle durfte, war mir klar, dass das eine Option für mich ist“, sagt er. Doch bereits in der Bewerbungsphase rieten die Freunde und Familienmitglieder des 20-Jährigen von dem Beruf ab. „Selbst meine Mutter hat mich damals gebeten, mir das nochmal zu überlegen“, sagt Schinner.

Im ersten Ausbildungsjahr erlernte der 20-Jährige alles, was man am Bau können muss: Fliesen verlegen, mauern und verputzen. Erst im zweiten und dritten Ausbildungsjahr spezialisierte er sich auf den Straßenbau. Vergangenes Jahr schloss er seine Ausbildung mit einem Notendurchschnitt von 1,3 ab. Im Herbst diesen Jahres folgt eine Weiterbildung zum Techniker. Auch künftig will der Mehlmeiseler in der Baubranche bleiben, auch wenn er nach dem Abschluss als Bautechniker auf leitender Ebene arbeiten will.  

Lieber schuften als nur büffeln

Weil Benedikt Freiberger körperliche Arbeit mag, entschied sich der Geseeser gegen sein Wirtschaftswissenschafts-Studium und wurde – Maurer. Die Uni ganz sein lassen wollte er aber auch nicht. Parallel zur Ausbildung studiere er Bauingenieurswesen. Jetzt wurde er als einer der vier besten Auszubildenden der Bayerischen Bauindustrie ausgezeichnet.

Neben der Ausbildung zu studieren, war für Freiberger sehr fordernd, aber lohnend: „Als reiner Student hat man zwar mehr Freizeit, ist aber auch finanziell schlechter gestellt.“ Zu Beginn war Freiberger einer von rund 150 Studenten, darunter zehn duale Studenten, die gleichzeitig eine Ausbildung machen und studieren. Mittlerweile sind nur noch 80 Studenten in seinem Studiengang. Aber: „ein dualer Student bricht in der Regel nicht ab“, sagt Freiberger.

Was Freiberger an seinem dualen Studium schätzt: „Man lernt das Arbeiten“. Er schreibt nicht nur Abrechnungen und beaufsichtigt Baustellen, sondern arbeitet auch bei über 30 Grad neun Stunden vor Ort mit. „Mir war es wichtig, auch mal selbst die Arbeit zu machen, die ich später von meinen Arbeitern fordern werde“, sagt Freiberger.

Während er zu Beginn seiner Ausbildung nur „Depperlesarbeit“ machen konnte, wie Freiberger es nennt, ist er heute schon für kleine Baustellen verantwortlich. Auch nach dem Bachelorabschluss im März nächsten Jahres möchte Freiberger „seiner Firma“ treubleiben: „Für einen dualen Studenten wie mich wird da hoffentlich Platz sein.“  

Zwei Berufe – eine Leidenschaft                                          

Obwohl der Beruf des Maurers und der des Straßenbauers auf den ersten Blick nicht viel gemein haben, teilen sich Schinner und Freiberger eine Macke: Wann immer sie eine Baustelle sehen, müssen sie stehen bleiben und die Arbeit der Konkurrenz begutachten. „Bei der Tiefgaragen-Baustelle in Kulmbach musste ich gleich schauen, welche Maschinen eingesetzt wurden und welche Arbeiter da vor Ort sind“, sagt Freiberger. Schinner ergänzt: „Meine Freunde sagen schon immer, dass ich mal abschalten soll, aber der Kontrollblick kommt automatisch.“

Imageproblem der Bauindustrie

Nicht nur die Auszubildenden, sondern auch die Firmen haben häufig mit dem schlechten Ruf der Bauindustrie zu kämpfen. Halil Tasdelen, der Verantwortliche für die gewerbliche Ausbildung bei Markgraf, sagt: „Viele Menschen unterschätzen die Karrieremöglichkeiten, die die Baubranche bietet." So unterstützt Markgraf Mitarbeiter wie Schinner dabei, sich beruflich weiterzubilden. Denn ihnen ist es wichtig, dass „sie ihre Ausbildung bei Markgraf machen, dort arbeiten und sich weiterbilden und möglichst auch bei Markgraf in Rente gehen", wie Tasdelen sagt.

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