Die Kulmbacherin Lieselotte Pöhlmann (91) hat die Stadt in jenen Tagen nicht verlassen. Noch heute wohnt sie im Herzen Kulmbachs in der Langgasse. „Ich bin als Arbeitsmaid zum Kriegsdienst verpflichtet worden. Gearbeitet habe ich in der Stadtkämmerei, in der Buchbindergasse 5.“ Ihr Freund, ein Fluglehrer aus Cham, sei bei Rundflügen öfters über das Gebäude geflogen. „Ich bin dann auf den Balkon gegangen. Er konnte tatsächlich sehen, was ich hatte.“
In den letzten Kriegstagen sind nur noch wenige Männer in der Stadt, erinnert sich die Seniorin. Bei einem Angriff verstecken sich die Frauen in einem Luftschutzkeller in der Karl-Jung-Straße. „Unser Hund ist vorm Haus durch den Luftdruck durch die Luft geschleudert worden.“ Der Vater rückt mit der Feuerwehr aus, um nach Verletzten zu sehen. „Heute bin ich ein freierer Mensch“, sagt Lieselotte Pöhlmann. „Ich bin vom Luftschutzkeller befreit – und von allem anderen.“
Über die Nachkriegstage wissen Heinz Kürschner (75) und Werner Falkenberg (77) noch vieles: Wie die Kinder zum Kohlensammeln zum Güterbahnhof geschickt wurden, wie die Menschen im Kriegsgefangenenlager im Pörbitscher Weg hungerten. Andere stranden als Flüchtlinge in Kulmbach. Und brauchen lange, bis sie sich in der neuen Heimat wohlfühlen.
„Geschichte“, sagt Müller, „wird immer von den Siegern geschrieben.“ Und mahnt: „Das erste Opfer jeden Krieges ist die Wahrheit.“
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