Neues Konzept fürs Festspielhaus

Das Bayreuther Festspielhaus von oben betrachtet. Foto: Nils Katzenstein Foto: red

Die Sanierung des Festspielhauses wird deutlich aufwendiger und damit teurer als bisher bekannt. Weil der Bauzustand deutlich schlechter sei, als 2013 vor Beginn der Fassadensanierung erkennbar war, soll nun ein komplett neues Konzept für das Festspielhaus her.

 
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Die Regierung von Oberfranken ist zuständig für die Koordinierung der Stellen, die die Festspielhaussanierung bezahlen. Das sind der Freistaat Bayern, der Bund, die Gesellschaft der Freunde Bayreuth, die Stadt Bayreuth, der Bezirk Oberfranken und die Oberfrankenstiftung. Sprecher Oliver Hempfling teilte dem Kurier auf Anfrage mit, eine Bestandsaufnahme über den Bauzustand des Festspielhauses durch das Büro Detlef Stephan habe ergeben, dass der Sanierungsbedarf „deutlich grundlegender“ sei, als 2013 abzusehen gewesen sei. Damals hatten sich die Geldgeber auf die Finanzierung der ersten zwei Bauabschnitte der Fassade des Haupthauses geeinigt. Es war von einem Kostenrahmen von 30 Millionen Euro die Rede. Da nun ein ganz neues Konzept für den Sanierungsbedarf erstellt werden soll, könne nicht von einer Kostensteigerung im Vergleich zur Finanzierungsvereinbarung 2013 gesprochen werden. Auf eine „vielfache Kostensteigerung“ hatte die oberfränkische CSU-Bundestagsabgeordnete Silke Launert den Kurier aufmerksam gemacht.

Anbau am Festspielhaus

Grundlage für die anstehenden Gespräche über bauliche Maßnahmen und deren Förderung mit öffentlichen Mitteln werde eine von der Bayreuther Festspiele GmbH beauftragte Kostenberechnung durch das Büro Detlef Stephan Architekten sein, die sich derzeit in der baufachlichen Prüfung bei der Bundesbauverwaltung, vertreten durch die Landesbaudirektion befinde, teilte Hempfling weiter mit. Für Aussagen über die konkrete Höhe der Kosten sei es noch zu früh. Hempfling gab auch an, dass ein Anbau am Festspielhaus Teil des neuen Konzepts sei.

Peter Emmerich, Pressesprecher der Festspiele, hat von einem Anbau noch nichts gehört. Es könne sich dabei höchstens um neue unterirdische Betriebsräume am östlichen Ende des Festspielhauses handeln, sagte er. Im Moment liege ein sehr dickes Gutachten vor. Welches offenbar so dick ist, dass es noch geraume Zeit in Anspruch nehmen wird, bis es alle Gesellschafter durchgearbeitet haben werden. Nun müsse man sich Gedanken über die Fragen machen: Was will man machen? Was sollte man machen? Was muss man unbedingt machen? Emmerich nennt Beispiele für wichtige Punkte, um die man bei der Sanierung nicht herumkommen wird: Brandschutz, barrierefreier Zugang, energetische Sanierung, Statik und Arbeitssicherheit. Diese Punkte sind offenbar Pflicht.

Schlags kritisiert „plumpes Wahlkampfmanöver“

Unterdessen stimmt Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (BG) auf einen enormen Anstieg der Kosten ein. Auf Kurier-Anfrage schreibt sie: „Alle Gesellschafter sind sich ihrer Verantwortung für das Festspielhaus bewusst, auf Grund der finanziellen Dimensionen sind jedoch Bund und Freistaat in einem Maße gefordert, das über den jeweiligen Gesellschafteranteil hinausgeht.“ Wer sich gestern unter den Mitgliedern des Kulturausschusses der Stadt umgehört hat, erhielt ganz ähnliche Aussagen. Georg Kämpf (BG) sagte: „Hoffentlich gibt es gute Gründe für die Erhöhung.“ Aber natürlich werde man zustimmen. Franz-Peter Wild (CSU) bemerkte, dass man alles, was man ins Festspielhaus investiere, doppelt und dreifach zurückbekomme.

Stefan Schlags von den Grünen hingegen nahm Silke Launert, die sich um das Direktmandat für den Wahlkreis Bayreuth bemüht, ins Visier und attestierte ihr angesichts ihres Vorstoßes „plumpes Wahlkampfmanöver. Dass die Sanierung des Festspielhauses kein Schnäppchen ist, war sicher allen außer Frau Launert bewusst, genauso, dass die Aufrechterhaltung des Festspielbetriebes eine zusätzliche Erschwernis darstellt“. Umso bedauerlicher seien die Reaktionen in den Kommentarspalten und sozialen Netzwerken im Internet. Auf der Kurier-Homepage schreibt ein User: „Ist doch immer das Gleiche. Vorher wird alles schön geredet und möglichst niedrig gehalten, damit die Bürger nicht aufmucken und dann kommt der große Hammer durch die Hintertüre.“

Keine Summe

Auch für Georg Freiherr von Waldenfels, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde Bayreuth, kann die Kostenexplosion kaum eine Überraschung gewesen sein. „Man hat ja schon länger diskutiert und vereinbart, dass man den nächsten Schritt bespricht, sobald das Gutachten da ist.“ Vergangene Woche war Verwaltungsratssitzung, „und wir sind informiert worden, dass dieser nächste Schritt noch ganz andere Kosten bedeuten kann.“ Allerdings will auch er keine Summen nennen, da gebe es noch viel zu besprechen, eine richtige Kalkulation liege auch noch nicht vor. Der Geschäftsführung obliege es nun, zu einer Versammlung der vier Gesellschafter einzuladen. Waldenfels geht davon aus, dass das schnell passiert. roko/we/ck

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