Neuer Eigentümer bei BHS Tabletop

Von
Produktion der Porzellanfabrik BHS Tabletop. Foto: David Ebener, dpa Foto: red

Die Streubesitz-Aktionäre des Selber Porzellanherstellers BHS Tabletop dürften die jüngsten Entwicklungen aufmerksam verfolgt haben. Die Münchner Serafin-Gruppe hat unter anderem die Aktienpakete der bisherigen BHS-Großinvestoren Deutsche Bank, Münchner Rück und WMF gekauft. Könnte es nun zu einem Ausschluss der Minderheitsaktionäre – einem sogenannten Squeeze-out – kommen? Die Kleinaktionäre müssten dann ihre Anteile auch gegen ihren Willen abgeben.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Eine bedeutende Rolle könnte dabei die Share Value Stiftung in Frankfurt am Main spielen. Diese wollte sich am Montag auf Nachfrage unserer Zeitung jedoch nicht über ihre Beteiligung an der BHS Tabletop äußern. Hat die Stiftung ihre Anteile bereits verkauft? Kein Kommentar.

„Die Schwelle von 95 Prozent, ab der ein Squeeze-out möglich wäre, käme dann in Reichweite“

Sollte das nicht der Fall sein, könnte das in puncto Squeeze-out ein wichtiger Faktor sein, wie Thomas Walch, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), erklärte. Die Share Value Stiftung halte sieben Prozent der BHS-Anteile. Würde die Stiftung ihr Aktienpaket verkaufen, dann käme Serafin auf rund 93 Prozent, denn 86,05 Prozent der Anteile an Tabletop hat der Münchner Firmenverbund bereits erworben. „Die Schwelle von 95 Prozent, ab der ein Squeeze-out möglich wäre, käme dann in Reichweite“, erläuterte Walch.

Denkbar wäre ihm zufolge auch, dass Serafin jetzt oder später noch ein höheres Übernahmeangebot unterbreitet. „Damit könnte das Angebot zum Verkauf der Aktien für die verbliebenen Aktionäre des Streubesitzes attraktiver werden“, sagte der SdK-Sprecher. Und fügte hinzu: „Die Kleinaktionäre können zunächst entspannt abwarten, bis sie Post mit dem Übernahmeangebot von ihrer Bank bekommen.“

Schweigen bei der Serfin-Gruppe

Die Serafin-Gruppe hatte zunächst angekündigt, sie werde den Aktionären ein „freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot“ in Höhe von 14,20 Euro je BHS-Aktie unterbreiten. Aktionärsschützer Walch winkt ab. „Das Übernahmeangebot liegt unter dem Börsenkurs. Daher dürfte kein rationaler Investor dieses annehmen.“

Auch bei der Serafin-Gruppe herrscht Schweigen. Über die Strategie gegenüber den restlichen Aktionären könne man sich aus börsenrechtlichen Gründen nicht äußern, teilte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage mit. Wörtlich sagte er: „An einem Übernahmeangebot wird gearbeitet. Dieses erfolgt innerhalb der gesetzlichen Frist von vier Wochen.“

Erhalt der Standorte Selb, Schönwald und Weiden

Die Führung der BHS Tabletop AG hatte – wie berichtet – die neue Eigentümer-Struktur begrüßt. Das bekräftigte Vorstandsvorsitzender Christian Strootmann am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung: „Das war unsere Wunschlösung. In den Gesprächen hat sich schnell gezeigt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen.“ Er sei überzeugt, dass BHS mit der Serafin-Gruppe einen langfristig denkenden Investor gefunden habe, der die Unternehmensphilosophie von Tabletop teile.

Dazu gehöre das Konzept, in Nordbayern hochwertiges Porzellan für die Gastronomie und Außer-Haus-Verpflegung herzustellen. Und damit der Erhalt der Standorte Selb, Schönwald und Weiden. Knapp neun Millionen Euro will BHS Tabletop in diesem Jahr investieren. Allein 4,5 Millionen Euro sind für einen neuen Glühofen für die Produktion in Schönwald im Landkreis Wunsiedel veranschlagt. Dies hatte Strootmann als „100-prozentiges Bekenntnis zur Region“ bezeichnet.

Eine starke Marktposition

Die Serafin-Unternehmensgruppe mit Sitz in München ist in den Feldern Kunststoffverarbeitung und Konsumgüter aktiv. Der Aufbau weiterer Geschäftsbereiche sei geplant, heißt es auf der Internetseite des Firmenverbunds. Dort steht auch dessen Leitmotiv: „Verantwortung aus Tradition“.

Serafin beschäftigt 2900 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von 500 Millionen Euro. Geschäftsführer Philipp Haindl sieht die BHS Tabletop „hervorragend aufgestellt“. Sie verfüge über eine starke Marktposition. Darüber hinaus verbinde sie bayerische Industrie-Tradition mit einem „beeindruckenden weltweit funktionierenden Dienstleistungs- und Logistikkonzept“, ließ Haindl per Mitteilung wissen.

BHS Tabletop erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von 121 Millionen Euro. Das Unternehmen beschäftigt aktuell rund 1190 Mitarbeiter.

Autor

Bilder