Regierungspräsident Wenning feiert mit engagierten Oberfranken Neue Stiftungen: Was die Gründer antreibt

Von Katharina Wojczenko

Sie hat ein Herz für Tiere, er eins für Kinder. Acht neue Stiftungen wurden 2015 in Oberfranken gegründet. Zwei davon in Bayreuth. Eine von Irene Markgraf. Und die 350. von Friedhelm Sellheim. Warum sie Anderen etwas zurückgeben wollen, lesen Sie hier.

 
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Regierungspräsident Wilhelm Wenning hat ihnen und anderen Stiftern am Mittwoch bei einer Feierstunde für ihr Engagement gedankt.

"Die Tiere haben mir über schwere Zeiten geholfen", sagt Irene Markgraf. Die Witwe des Bayreuther Bauunternehmers Rainer W. Markgraf, heute Gesellschafterin und Stiftungsratsvorsitzende der Firma, will ihnen etwas zurückgeben. Sie hat im Jahr 2015 eine der acht neuen Stiftungen in Oberfranken gegründet.

Irene Markgraf (69) ist eine Frau für den großen Auftritt. Sie trägt nach eigener Aussage nur Mohnrot, Pink, Aquamarin und Orange. Wenn sie auf Österreichisch loslegt, ist sie nicht zu überhören. Mit ihrer Meinung hält sie bis heute nicht hinterm Berg. Aber ohne Tiere wäre es ihr dreckig in ihrem Leben gegangen: "Sie haben mich getröstet, waren immer lieb zu mir." Auf dem Bauernhof in Niederösterreich, wo sie aufwuchs, war das sonst nur die Großmutter, sagt sie.

"Meine Mutter hatte mich nicht gewollt. Die Tiere waren immer für mich da."

Der Vater wurde 1947 in Budapest verhaftet und in ein Lager in Sibirien gebracht. Er war Russe. Markgraf war damals drei Monate alt. Sie wuchs bei ihrer Mutter in Niederösterreich auf, in der sowjetischen Besatzungszone. "Meine Mutter hatte mich nicht gewollt, die anderen Kinder haben mich bespuckt", erinnert sich Markgraf. "Aber die Tiere waren immer für mich da."  Wenn sie nicht bei ihnen im Stall war, trieb sie sich in Wald und Wiesen herum. Sammelte Schlangeneier ein, damit die Igel sie nicht fraßen. Wenn sie einen Vogel mit gebrochenem Flügel fand, schiente sie ihn.

"Tiere kommen immer zum Schluss und werden nur ausgenützt", sagt Markgraf. Mit ihrer Irene-Markgraf-Stiftung will sie einen Gnadenhof errichten, wo Tiere einen schönen Lebensabend verbringen können - und einen neuen Besitzer finden, "wenn's sich ergibt".

Stiftungskapital für den Gnadenhof: aktuell 1,2 Millionen Euro

Der genaue Standort steht noch nicht fest. Aber mehr als 20 Autominuten darf er nicht von Bayreuth, wo der Hauptsitz der Firma ist, entfernt sein, weil sie jeden Tag von dort aus vorbeischauen will. 1000 Quadratmeter Außenfläche, 1000 Quadratmeter Gebäude, Stallungen. "Ich habe in meinem Leben etwa 650 Pferde gepflegt und 350 geritten", sagt sie. Bis zu 20 Millionen Euro soll das Stiftungskapital betragen. Aktuell sind es laut Markgraf 1,2 Millionen Euro. 

Geld für städtische Kindertagesstätten

Friedhelm Sellheim (72) hat zwar weniger Geld zur Verfügung, aber ein ebenso großes Ziel: Er will Bildung und Erziehung in Bayreuth fördern. Mit der Friedhelm-und-Helga-Sellheim-Stiftung will der pensionierte Versicherungsbeamte hauptsächlich die Ausstattung der städtischen Kindertageseinrichtungen künftig unterstützen. 2014 starb seine Frau Helga an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Idee mit der Stiftung entwickelten sie gemeinsam in den sechs Wochen, die ihnen zwischen Diagnose und ihrem Tod blieben.

"Wir haben spät geheiratet und keine eigenen Kinder", sagt Sellheim. "Und in den Kindertagesstätten ist immer Bedarf." Der Grundstock sind 50.000 Euro, die von einem Sparvertrag frei wurden. "Ich habe alles, was ich brauche, und kann sogar in den Urlaub fahren", sagt er. Bis die Stiftung aber Geld ausschüttet, werden noch mindestens zwei Jahre vergehen. Schuld sind die niedrigen Zinsen.

Wenning: Niedrige Zinsen machen es Stiftern schwer

Die machen es Stiftern derzeit nicht leicht, sagte Regierungspräsident Wilhelm Wenning. Als Vorsitzender der Oberfrankenstiftung kann er ein Lied davon singen. "Die Vermögenserträge sind in den vergangenen Jahren gesunken, die Zuschussanträge haben zugenommen." Ein guter Anlageberater sei wichtig. Umso mehr freue er sich, dass Menschen wie Markgraf und Sellheim sich dennoch engagieren. Das geänderte Stiftungsrecht komme ihnen entgegen: Für 2016 sind schon neun weitere Stiftungen in Arbeit.

In der Stadt Bayreuth gibt es aktuell 64 rechtsfähige Stiftungen. Zwei davon wurden  2015 errichtet. Im Landkreis blieb die Zahl von 25 Siftungen im Jahr 2015 unverändert.

Tipp: Menschen, die eine gemeinnützige Stiftung gründen wollen, hilft Norbert Hübsch von der Regierung von Oberfranken unter Tel. 0921/604-1728 oder per Email an norbert.huebsch@reg-ofr.bayern.de.

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