Neu im Kino: The Hateful Eight

 Foto: red

Irgendwo im verschneiten Wyoming, einige Jahre nach dem Bürgerkrieg: Der Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russell), seine Gefangene Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) und zwei erst auf dem Weg zugestiegene Passagiere, der Ex-Soldat und nun ebenfalls als Kopfgeldjäger tätige Marquis Warren (Samuel L. Jackson) sowie Chris Mannix (Walton Goggins), der angibt, der neue Sheriff von Red Rock zu sein, sind unterwegs in einer Postkutsche. Wegen eines heftigen Schneesturms sind sie jedoch dazu gezwungen, in einer Hütte Zuflucht zu suchen. Dort sind schon andere. Und es kommt zu Spannungen in der Gruppe. Wie hat den Kureir-Kritikern das neue Tarantino-Werk gefallen?

 
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Linda Hurst (23) aus Bayreuth:

Enttäuscht wird man hier definitiv nicht

"Mir hat ,The Hateful Eight' insgesamt gut gefallen. Erwartet habe ich nichts, der Trailer hat auch nicht gerade viel verraten. Man wusste aber von vorneherein, dass der Film sehr sarkastisch und sehr brutal werden würde, da man ja schon ein paar Tarantino-Filme gesehen hat. Enttäuscht wird man hier definitiv nicht. Tarantino legt wie immer viel Wert auf die Dialoge. Sie treiben die "Handlung" an, die ja nur in dieser eingeschneiten Hütte spielt. Sie bekommen den meisten Platz im Film. Es hat aber Spaß gemacht, den Personen zuzuschauen, wie ihre Unterhaltungen immer derber werden. Meinen Humor haben die Dialoge auf jeden Fall getroffen. Tarantino hat es außerdem – trotz der vielen Charaktere – geschafft, jeder Figur seine Zeit zu geben. Stückchenweise erfährt man immer mehr von den Personen, die in der Hütte gefangen sind. Das Schöne ist: Man macht sich Gedanken, wer jetzt mit wem unter einer Decke steckt und wer gegen wen agiert. Mein einziger Kritikpunkt ist die Länge des Films. Es hätte niemandem weh getan, wenn man an der einen oder anderen Stelle etwas straffer erzählt hätte."

 

Malte Bartylla (24) aus Bayreuth:

Absoluter Hammer!

"Absoluter Hammer, was Quentin Tarantino mit ,The Hateful Eight' da abgeliefert hat. Er hat alles, was ich von einem Tarantino-Film erwarte. Ich glaube, er ist jetzt an einem Punkt angekommen, dass er sich wohlfühlt mit dem, was er macht. Er hat seinen Stil in den letzten Jahren perfektioniert, finde ich. Da sind zum einen die Dialoge. Die sind wie immer total abgedreht und nehmen den meisten Platz im Film ein. Das gehört dazu – genau das will man sehen. Und natürlich sind wieder einige Bezüge zu den alten Filmen dabei. Da gibt es einen Mr. Pink, da werden Zigaretten von Red Apple geraucht.Gut fand ich auch dieses Auf und Ab. Die Spannung steigt und steigt, dann hat man den Eindruck, dass Tarantino seine gesammte Munition verschossen hat und trotzdem bekommt er wieder die Kurve und setzt noch einen drauf. Das war schon Wahnsinn. Tarantino schafft es mit den Diaologen, eine besondere Spannung aufzubauen. Weil man durch sie auch viel von den Personen erfährt. Gefehlt hat nur ein Schauspieler: Christoph Waltz. Der Charakter des Henkers hätte perfekt zu ihm gepasst. Aber Tim Roth hat das ebenfalls gut gemacht. Und natürlich ist Samuel L. Jackson wieder das Highlight mit seinem schrägen Charakter."

 

Alexander Bauer im Auftrag der Kurier-Redaktion:

Tarantino bleibt sich treu

„Wann passiert denn endlich etwas? Diese Frage schwirrt einem beim Schauen von Quentin Tarantinos ,The Hateful Eight“ öfter durch den Kopf. Warum? Weil Tarantinos achtes Werk jetzt nicht gerade mit Handlung protzt. Da sitzen acht Personen in einer Hütte irgendwo im Nirgendwo und warten darauf, dass ein Schneesturm vorbeizieht. Doch es ist nichts, wie es scheint, jeder Charakter hat seine eigene, dunkle Vergangenheit und so kommen nach und nach Dinge ans Tageslicht, die vielleicht im Verborgenen hätten bleiben sollen. Dass das auf Dauer nicht lange gut gehen kann, ist einem schnell klar, da muss man kein Tarantino-Kenner sein. Wie in allen Filmen des Amerikaners ist auch ,The Hateful Eight' sehr dialoglastig. Zum einen wird wieder einmal ein ordentliches Beschimpfungs-Feuerwerk abgefeiert, zum anderen sind die Dialoge wieder herrlich schräg. Tarantino bleibt sich eben treu. Als Zuschauer kann man das lieben oder hassen. Zumindest wird es einem nicht langweilig dabei. Und natürlich lebt der Film von den vielen Charakteren, die unterschiedlicher nicht sein können. Jeder von ihnen hat auf seine eigene Art und Weise nicht alle Tassen im Schrank. Als Zuschauer wartet man eigentlich nur darauf, dass das Mit- und Gegeneinander außer Kontrolle gerät und das Ganze in einem blutigen Ende gipfelt. Denn auch das kennt man von Tarantino und das bekommt man meistens auch. ,The Hateful Eight' ist sicher nicht der beste Film, den Tarantino bislang gemacht hat. Wenn man sich aber auf ihn einlässt und etwas mit ausgedehnten und sehr schrägen Dialogen anfangen kann, wird man sicher gut unterhalten.“


Der Trailer:

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