Naturschutzgebiet vergrößert

Von Klaus Trenz
Klaus Stangl, Leiter regionales Kartierteam (rechts) übergibt FFH-Managementplan an Bürgermeister Claus Meyer, Foto: Klaus Trenz Foto: red

Der Frauenschuh, eine unter strengstem Naturschutz stehen Orchidee, fühlt sich südwestlich von Betzenstein besonders wohl. Nicht nur deshalb sind neun Gebiete in der Nähe von Reipertsgesees, Hetzendorf oder Waiganz in einer Größe von rund 63 Hektar zu Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH) ausgewiesen worden. Artenreiche Laubmischwälder mit seltenen Baumarten wie Eisbeere und Maulbeere sowie die Vorkommen von Waldorchideen haben die Naturschutzbehörden und die Fachleute, die die FFH-Gebiete kartieren, beeindruckt.

 
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„Der Frauenschuh hat hier mit Abstand die höchste Population in Oberfranken“, sagt Klaus Stangl, Leiter des regionalen forstlichen Kartierteams am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth: „Wir finden hier eine Fülle von Waldorchideen, wie man sie sonst nicht findet.“ Das ist insofern auch bemerkenswert, weil es in Oberfranken immerhin 115 FFH-Gebiet gibt.

Glanzlichter der heimischen Orchideenpracht

„Wer im Juni und Juli offenen Auges durch die Wälder streift“, entdeckt weitere Glanzlichter der heimischen Orchideenpracht“, so Stangl. Wo der Frauenschuh wächst und dazu noch üppig, wächst vieles andere, was schützenswert ist. Die Orchidee ist ein Anzeichen für Artenvielfalt. Stangl weiß noch mehr Superlative für die Betzensteiner Gebiete: Sie seien im Vergleich zu den anderen oberfränkischen FFH-Gebieten von eher bescheidener Größe, stellen aber aufgrund seiner Waldstrukturen und der vorkommenden Arten „fraglos eine naturschutzfachliche Perle dar“.

Gestern überreichten Forstoberrat Matthias Huttner, Gebietsbetreuer für Natura 2000-Gebiete und Forstdirektor Stangl, den fertiggestellten Managementplan für das Natura 2000-Gebiet „Wälder südwestlich Betzenstein“ an die Stadt Betzenstein und an die Naturschutzbehörden bei der Regierung von Oberfranken und beim Landratsamt Bayreuth. Der vorliegende Managementplan soll einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt des Gebiets leisten. In ihm werden jene Maßnahmen aufgezeigt, die notwendig sind, um das Gebiet, wie von der Europäischen Union gefordert, in einem guten Zustand zu erhalten.

Im April und im Herbst dieses Jahren hat man sich mit den betroffenen Waldbesitzern getroffen. „Wir wissen, dass die FFH-Gebiet nicht beliebt sind und uns bläst manchmal der Wind ins Gesicht“, sagt Stangl. Weil die Waldbewirtschaftung nachhaltig erfolgen muss und meist in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde. Bürgermeister Claus Meyer sieht da keine großen Probleme kommen. Dass dort die Natur intakt scheint, „zeigt, dass die Leute verantwortlich mit den Flächen umgegangen sind“. Und das sollen sie nach den FFH-Richtlinien weiterhin tun. „Das heißt, den Wald sanft gestalten“, so FFH-Planer Roger Sauter. Der Wald darf nicht zu dicht wachsen soll aber auch nicht zu sehr freigestellt werden. Der Frauenschuh liebt den Halbschatten – eine halblichte Waldstruktur. Als notwendige Maßnahmen erachte man, dass auf Aufforstungen mit Nadelhölzern wie Fichte oder der Douglasie verzichtet wird.

Wünschenswert wäre, so Sauter, wenn man einen Schritt weitergehen würde: Tothölzer oder Biotopbäume, die Tieren Wohnraum bieten, stehen zu lassen. „Im Prinzip geht es nur darum, den Wald weiterhin so zu bewirtschaften, wie bisher“, sagt Stangl: „Wer in einem FFH-Gebiet drin ist, hat auch einen Vorteil“ Man komme beispielsweise leichter an Fördergelder des Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms (VPN), die als Erschwernisausgleich gelten, heran.

Plan mit FFH-Gebieten kann im Rathaus eingesehen werden

Der Plan mit den FFH-Gebieten ist kein Geheimplan und kann im Rathaus in Betzenstein eingesehen werden. Was man nicht zeigt, sind die genauen Standorte der Frauenschuhvorkommen. Wolfang Wurzel von der Unteren Naturschutzbehörde sieht keine Gefahr für die Vorkommen, wenn Wanderer und Spaziergänger vernünftig mit dem Naturschatz umgehen.

Er hat es aber schon erlebt, dass Orchideen ausgestochen worden sind. „Ein sinnloses Unterfangen“, wie Bürgermeister Claus Meyer weiß: „Die Orchidee wächst im Garten nicht“. Und eine unter Umständen teure Aktion zudem. Wer dabei erwischt wird, muss mit einer empfindlichen Geldbuße rechnen. Wurzel und Sauter richten daher einen eindringlichen Appell an Naturliebhaber: „Auf den Wegen bleiben“.

Und es ergeht auch ein Rat an Fotografen: Man sollte den seltenen Pflanzen nicht zu dicht zu Leibe rücken. „Oft ist alles rund um die Orchidee niedergetrampelt und dann sind die jungen Pflanzen, die man nicht bemerkt, kaputt“, so Wurzel.

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