Naturschützer gegen Radweg an der B22

Von Moritz Kircher
Die Biologen Pedro Gerstberger, Bärbel Heindl-Tenhunen und Peter Lenk vom Landesbund Vogelschutz engagieren sich für ein renaturiertes Teichgrundstück. Sie sind dagegen, dass ein neuer Radweg an der B22 direkt an den Teichen vorbei führt, der zahlreichen Tierarten als Rückzugsort diene. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wenn’s nicht anders geht, dann eben entlang der Bundesstraße: Das war der einstimmige Beschluss des Eckersdorfer Gemeinderates zum Ausbau des Radweges zwischen Eckersdorf und Bayreuth. Entlang der B22? Auf keinen Fall, wenn es nach dem Landesbund Vogelschutz geht, der an der Strecke ein Teichgrundstück renaturiert hat. Die Naturschützer hoffen nun auf Rückendeckung durch den Bayreuther Stadtrat.

 
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Etwa auf halbem Weg zwischen dem Ortsausgang von Eckersdorf und dem Abzweig an der Bundesstraße Richtung Mistelbach liegt das Teichgrundstück, das in der Diskussion um den Radweg zum Zankapfel geworden ist. Durch das Grundstück führt parallel zur Bundesstraße ein Trampelpfad, der als Trasse für den Radweg dienen könnte.

Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere

„Der Weg darf auf keinen Fall als Radweg genutzt werden“, sagt Peter Lenk vom Landesbund Vogelschutz (LBV). Seit Jahren sind die Naturschützer auf dem Grundstück zugange. Was eine etwas heruntergekommene Fischzuchtanlage mit ausgetrockneten Teichen war, haben sie in mühevoller ehrenamtlicher Arbeit in einen Lebensraum für seltene Pflanzen und gefährdete Tierarten verwandelt. Sechs der ehemals zehn Teiche sind wieder mit Wasser gefüllt. Der Besitzer des Grundstückes, ein Bayreuther aus Meyernberg, habe das Grundstück dafür zur Verfügung gestellt, sagen die LBV-Vertreter.

Wie es vorher ausgesehen hat, lassen die vier Teiche erahnen, an die die Ehrenamtlichen noch keine Hand angelegt haben. Ohne Wasserzufuhr aus dem Teufelsgraben sind die Teiche staubtrocken. In den Teichbetten wachsen unzählige junge Erlen. „Das hier haben wir alles mit viel Mühe und Einsatz wieder in Ordnung gebracht“, sagt Pedro Gerstberger vom Landesbund Vogelschutz, der auch im Naturschutzbeirat der Stadt sitzt.

„Dieses Kleinod hier wäre gefährdet"

In den sanierten Teichen ist wieder Leben eingekehrt, was das Grundstück auch zum Rückzugsraum für zahlreiche Vogelarten mache, sagen die Naturschützer und zählen auf: Grasfrosch, Erdkröte, Berg- und Teichmolch, Wasserfrosch, 13 Libellenarten, Teichhuhn, Eisvogel, Graureiher - all diese Tiere seien schon auf der Anlage beobachtet worden. Dazu kämen 35 weitere gezählte Vogelarten. „Dieses Kleinod hier wäre gefährdet, wenn man hier einen Radweg durchbaut“, ist Gerstberger überzeugt.

Und das ohne Not, sagen die Naturschützer. Denn es gebe Alternativen. Zum einen den bestehenden Radweganschluss über Meyernberg. Bis zum Abzweig Meyernberg führt der in Eckersdorf neu gebaute erste Abschnitt des Radweges derzeit hin. Zum anderen komme man über den Schlosspark in Eckersdorf ins Tal auf den viel genutzten Radweg zwischen Bayreuth und Mistelbach.

Bauamt sieht Vor- und Nachteile des Radweges

„Wir befinden uns derzeit in der Variantenplanung für verschiedene mögliche Trassen für den Geh- und Radweg“, teilt das Staatliche Bauamt auf Kurier-Anfrage mit. Die Behörde ist für den Radweg zuständig und bestätigt, dass der Weg entlang der Bundesstraße und durch das Teichgrundstück eine der möglichen Varianten sei.

Dafür sprächen eine „hohe Akzeptanz für Berufspendler, wirksame Trennung der Verkehrsarten, direkte Anbindung des ersten Bauabschnittes und keine zusätzlichen Durchfahrten in Meyernberg“. Gegen den Radweg entlang der B22 spricht aus Sicht des Bauamtes der zusätzliche Flächenverbrauch. Außerdem sei damit im Vergleich zur bestehenden Variante Meyernberg ein höherer Eingriff in die Natur verbunden.

Horrorvision für den LBV wären abgeholzte Bäume

Fällt die Entscheidung am Ende für den Radweg entlang der B22, gibt es zwei Varianten: Entweder der Besitzer der Teichanlagen tritt Land für einen Radweg ab. Dann führt der Weg direkt entlang der Teiche - was die LBV-Leute kategorisch ablehnen.

Oder es kommt aus Sicht der Naturschützer sogar noch schlimmer: Wenn der Radweg ohne Grundstückserwerb direkt entlang der Bundesstraße geführt würde, müssten die großen Bäume abgeholzt werden, die derzeit die Straße und das Teichgrundstück optisch voneinander trennen. Eine Möglichkeit, die in Betracht kommt, bestätigt das Staatliche Bauamt.

Eckersdorf für Bundesstraßen-Radweg, Stadt muss noch entscheiden

Im Eckersdorfer Gemeinderat gab es nur vereinzelte Bedenken gegen den Radweg an der B22. So sagte etwa von Claus-Dieter Vogel (CSU): „Ich bin ein absoluter Verfechter des Radweges durch den Schlosspark.“ Zuvor hatte Bürgermeisterin Sybille Pichl gesagt: „Es ist einfach die beste Route an der Bundesstraße entlang.“ Schließlich sprach sich der Gemeinderat einstimmig dafür aus, dem Bauamt den Radweg entlang der B22 zu empfehlen.

Jetzt muss sich noch die Stadt Bayreuth äußern. „Detaillierte Planunterlagen liegen der Stadt erst seit kurzem vor“, teilt Stadtsprecher Joachim Oppold auf Anfrage mit. „Sie werden nun geprüft.“ Dann gehe das Thema durch die Ausschüsse und Gremien - gegebenenfalls bis zum Stadtrat. Die Naturschützer hoffen nun darauf, dass die Stadt dem Bauamt eine andere Wegführung für den Radweg nahelegt.

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