Die Ermittler sehen einen Zusammenhang zwischen den beiden Morden, finden bei den Leichen identische Spermaspuren. Schnell sei klar gewesen, „wir suchen den letzten Freier“, sagt ein 50-jähriger Kriminalbeamter bei seiner Zeugenaussage vor Gericht. Verbindungsdaten auf dem Telefon des ersten Opfers führen die Beamten zum heutigen Angeklagten.
Zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft will sich der Nürnberger am ersten Prozesstag nicht äußern. Durch seinen Verteidiger Manfred Neder räumt er die Tötung der Frauen aber ein. Zum genauen Tathergang schweigt der Mann im grauen Sakko.
"So schee"
Das Schwurgericht lässt Videoaufnahmen von zwei Vernehmungen laufen - gegen den Willen der Verteidigers. Darin plaudert R. über seine Eltern, Großeltern, sein Leben in einer Jugend-Pension, über Freunde und Frauen. Bordelle seien ihm zu unpersönlich, „mir ist sowas Privates lieber“, sagt er. Man fühle sich einfach wohler - auch bei den zwei Frauen habe er sich wohlgefühlt.
Spezielle Vorlieben, was Sexpraktiken angehe, habe er nicht. Mit beiden Prostituierten habe er ungeschützten Verkehr gehabt. In der Regel habe er in den Wohnungen nur „die Arbeitszimmer und das Bad“ gesehen.
Auf Jenny sei er durch einen Bekannten aufmerksam geworden, sagt er den Beamten. Sie sei „so schee“, so schön und so gut, habe man ihm gesagt. „Man kann sagen, das Blasen war nicht gut“, sagt er bei der Vernehmung. Bei ihr habe er eine halbe Stunde für 50 Euro gebucht, bei der Chinesin seien es 150 Euro für 60 Minuten gewesen.
Doch nach mehr als drei Stunden gesteht der gelernte Koch bei der Polizei unter Tränen. Er habe die Frauen umgebracht. „Wir haben uns gestritten“, sagt er. Es sei um die Bezahlung der Liebesdienste gegangen. „Ich habe sie gepackt - ich wusste nicht, was ich tue in dem Moment.“ Danach sei er in Panik geraten.
Lautes Weinen
Während sein lautes Weinen aus den Verhörvideos zu hören ist, blickt der 22-Jährige im Gerichtssaal immer weiter nach unten - bis sein Kopf fast komplett hinter der Anklagebank verschwindet. Optisch hat er kaum noch etwas mit dem Mann auf dem Video zu tun. Die Haare sind länger, das Auftreten in Sakko und Hemd wirkt sicherer. Doch die Nervosität, sie ist bei der Vernehmung und auf der Anklagebank spürbar.
14 weitere Verhandlungstage sind bis zum 25. Juni für den Prozess angesetzt. Auch am zweiten Tag sollen wieder Verhörvideos gesichtet und weitere Zeugen gehört werden.