Das bringt die Musica Bayreuth

Von Michael Weiser
Hohe Qualitäten, vielfach preisgekrönt: Das Armida Quartett ist bei Musica Bayreuth zu erleben. Foto: Felix Broede Foto: red

Musik an besonderen Orten, mit hervorragenden Interpreten: Das verspricht die Musica Bayreuth für die drei Wochen vom 23. April bis 13. Mai. Was die Besucher im einzelnen erwartet - Hörproben inklusive:

 
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Man hatte Musikproben erwarten können, klar, es geht ja um klassische Musik. Tatsächlich aber gibt es bei der Vorstellung des Programms der Musica Bayreuth (23. April bis 13. Mai) im Hotel Rheingold auch noch Videoschnipsel zu sehen. Weil Musik heutzutage eben auch stets etwas zum Anschauen und überhaupt eine Sache der Atmosphäre ist, ein Gesamtkunstwerk sozusagen. Also sieht man da Musiker, die klassische Instrumente spielen, aber dabei auch unterhalten. Die manchmal eher Bands als einem Kammermusikensemble ähneln (sieht man einmal vom Armida Quartett ab). Einmal, in einem Clip des Quintetts Spark, sieht man sogar eine Flötistin, die einen Einbein-Anzug trägt, wie weiland David Bowie, und die mit der Flöte tanzt wie Ian Anderson von Jethro Tull. Pop und Klassik liegen eben nah beieinander, beziehungsweise: Die Grenzen verschwimmen bis zur Unkenntlichkeit. „Die Musica bleibt ein Klassik-Festival“, sagt Veranstalter Clemens Lukas, „doch die Grenzen zu anderen Genres, zwischen E- und U-Musik, öffnen sich.“

Das heißt: Es gibt wohl klassische Musik zu hören, aber nicht mehr in einem klassischen Konzert, in einem Saal, vorne die Musiker, davor andachtsvoll das Auditorium, lauschend einem Programm, wie es von alters zum gutbürgerlichen Bildungs- und Unterhaltungskanon gehörte. Vielmehr läuft die Musica erneut ungewöhnliche Orte an, mit ungewöhnlichen Programmen, zum Mitmachen auch: Es gibt wieder Schülerkonzerte, die Gelegenheit für Jugendliche, mit Profis zusammen auf einer Bühne zu musizieren.

Der Pauker morst aus der Bibel

Das Programm hat einen starken Jazz-Akzent. Das David Gazarov Trio spielt schon die Musik von Johann Sebastian Bach, aber eben im Jazzgewand. Jazz-Elemente finden sich auch bei Spark, bei VerQuer und beim David Orlowsky Trio. Wie schon in den Jahren zuvor begibt sich die Musica auf eine Spazierfahrt, diesmal zu den Markgrafenkirchen in Trebgast, Langen-stadt und Neudrossenfeld. Karla Fohrbeck gibt eine Einführung zu diesen Prunkstücken des Barock in der Region Bayreuth-Kulmbach, es folgt jeweils ein kurzes Konzert.

Ungewöhnliche Formate präsentiert die Musica mit dem Mozart Narropera Trio und der „Geschichte vom Soldaten“. Narropera – das bedeutet erzählte Oper. In diesem Falle: „Die Hochzeit des Figaro“, in gerade mal 90 Minuten, mir nur drei Akteuren. Für Igor Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ hat die Musica in der Panzerhalle den schon vom Namen her angemessenen Ort gefunden. Auch die rohe, improvisiert erscheinende Umgebung passt ideal zu diesem szenischen Abend. Einen Höhepunkt des Festivals lassen auch die Akteure in der ehemaligen Markgrafenkaserne erwarten: Isabella von Karajan ist Erzählerin und Schauspielerin, begleitet wird sie von den Bamberger Symphonikern.

10 Die Geschichte vom Soldaten from Isabel Karajan on Vimeo.

Bach und Zeitgenossen sowie zeitgenössische Musik kommen bei der festlichen Orgel-Trompeten-Gala zusammen. Viktor Lukas ist an der Orgel zu erleben, zusammen mit dem Bach-Trompeten-Ensemble München unter der Leitung von Arnold Mehl, mit Werken von Bach, Stölzel und Delalande. Die zeitgenössische Musik hat Wilfried Hiller (Jahrgang 1941) geschrieben: Sein Werk „Musurgia“ bezieht sich auf eine musiktheoretische Schrift des Universalgelehrten Anastasius Kircher, ist aber alles andere als hochverkopft und intellektuell. Ein Pauker morst die ersten Worte der biblischen Schöpfungsgeschichte, Trompetenklänge illustrieren die sechs Tage der Schöpfung, deren Abschluss und Krönung der Klang eines Glockenspiels markiert: der erste Auftritt des Menschen.

Musica Bayreuth: Das Programm

Samstag,  23. April: 19.30 Uhr, Reichshof, David Gazarov Trio, Bachology; ein Weltklassepianist spielt Bach im innovativen Jazz-Gewand.

Donnerstag, 28. April: 19.30 Uhr, Festsaal im Neuen Schloss, VerQuer, Flötenquartett zwischen allen Stilen.

Freitag, 28. April: 19.30 Uhr, Stadtkirche, Slixs, A cappella trifft auf Bach und Shakespeare. 

Samstag, 30. April: 14.30 Uhr, Auf den Spuren der Markgrafen; musikalische Spazierfahrt nach Trebgast, Langenstadt und Neudrossenfeld.

Mittwoch, 4. Mai: 19.30 Uhr, Festsaal im Neuen Schloss; Dabvid Orlowsky Trio; ein Klarinetten-Ensemble von Klassik bis Klezmer. 

Donnerstag, 5. Mai: 19.30 Uhr, Panzerhalle;  Igor Strawinsky, „Die Geschichte vom Soldaten“, mit Isabel Karajan und den Bamberger Symphonikern.

Freitag, 6. Mai: 19.30 Uhr, Festsaal im Neuen Schloss; Mozart Narropera Trio, „Die Hochzeit des Figaro“ als erzählte Oper.

Sonntag, 8. Mai: 18 Uhr, Stadtkirche; festliche Orgel-- Trompeten-Gala, mit Organist Viktor Lukas und dem Bach-Trompetenen- semble München.

Donnerstag, 12. Mai: 19.30 Uhr, Zentrum;  Spark, die klassische Band,  mit neuen Klängen und Rockappeal.

Freitag, 13. Mai: 19.30 Uhr, Festsaal im Neuen Schloss; das ARD-preisgekrönte Armida Quartett spielt Streichquartette  von Schumann, Schostakowitsch und Brahms

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