Geschäftsführer Jochen Sonntag: Sind vor allem am Markt Hof interessiert Motor Nützel will Standorte der Autowelt König

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Während sich der Pressesprecher des Insolvenzverwalters bei der Autowelt König noch bedeckt hält, macht Jochen Sonntag aus seinen Ambitionen kein Geheimnis. "Wir haben konkrete Angebote für Standorte der Autowelt König abgegeben", sagte der Geschäftsführer von Motor Nützel auf Kurier-Nachfrage.

 
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Konkret sei Motor Nützel "am Markt Hof und weiteren Standorten" interessiert, sagte Sonntag. Bei den weiteren Standorten soll es sich unter anderem um Wunsiedel handeln, was Sonntag allerdings nicht kommentieren wollte.

Christoph Möller, Pressesprecher der Insolvenzverwalter aus der Kanzlei Beck & Partner, wollte zu Namen von Interessenten nichts sagen. Nur soviel: "Der Investorenprozess läuft gut." Für die meisten der zehn verbliebenen Standorte gebe es Interessenten, mit denen verhandelt werde. Es gebe Interessenten für einzelne Standorte, aber auch solche, die mehrere im Visier hätten. Einen Zeithorizont, bis wann die Verhandlungen abgeschlossen werden sollen, gebe es nicht, so Möller. Es sei aber noch im Laufe des Sommers mit weiteren Abschlüssen zu rechnen. Ein Standort in Coburg ist bereits verkauft worden, alle 43 Mitarbeiter wurden übernommen. Geschlossen wurden allerdings auch schon die Betriebe in Coburg-Niederfüllbach mit 19 und in Hof-Mühlwiesen mit neun Mitarbeitern. Derzeit hat die insolvente Gruppe laut Möller noch gut 300 Beschäftigte. Vor dem Insolvenzantrag im März waren es 620.

100 bis 150 neue Mitarbeiter

Nützel-Chef Sonntag sagte dem Kurier, sein Unternehmen könne derzeit durchaus neue Standorte mit insgesamt 100 bis 150 Mitarbeitern verkraften. Ziel sei es, das eigene Marktgebiet abzurunden. Das Unternehmen, das vor allem Fahrzeuge des VW-Konzerns vertreibt und laut Sommer mit derzeit 530 Mitarbeitern auf etwa 170 Millionen Euro Jahresumsatz kommt, hat neben dem Hauptsitz in Bayreuth derzeit Standorte in Kulmbach, Burgkunstadt, Pegnitz, Bad Berneck, Himmelkron und Bamberg.

Zu den Chancen, bei den gewünschten König-Standorten den Zuschlag zu erhalten, äußerte sich Sonntag zurückhaltend. Es gebe teils sehr unterschiedliche Vorstellungen bei Interessenten, den Autoherstellern und dem Insolvenzverwalter. Rückenstärkung gebe es von den Herstellern, die sich in dem Verkaufsprozess stark positionieren würden. "Die wollen natürlich eine solide Marktabdeckung mit einem guten und stabilen Partner", sagte Sonntag. Motor Nützel sei ein solcher Partner.

Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft in Hof weiter gegen die Motorwelt König. Es gebe weiterhin zwei Verfahren, sagte Leitender Oberstaatsanwalt Gerhard Schmitt. Im ersten geht es um Steuerdelikte. Dieses könnte bald abgeschlossen sein. Im zweiten Verfahren gehe es um mögliche Insolvenzstraftaten. Diesen werde bei Insolvenzen routinemäßig nachgegangen - es gehe um Untreue, Unterschlagung und Insolvenzverschleppung. Bei der Autowelt König gebe es außerdem noch eine ansehnliche Zahl von Betrugsanzeigen, weil Kunden Fahrzeuge trotz hoher Anzahlungen oder sogar kompletter Bezahlung zunächst nicht ausgehändigt bekommen hätten. Es besteht der Verdacht, dass bei König mit den Kundengeldern nicht die Autos sondern andere Schulden bezahlt wurden. Am möglichen Tatbestand ändere auch die Tatsache nichts, dass die allermeisten Autos mittlerweile ausgeliefert seien. Eine Lösung hatte sich offenbar unter intensiver Mithilfe der Hersteller ergeben.

Gläubigerversammlung

Für den 27. August hat das Insolvenzgericht eine Gläubigerversammlung einberufen. Insolvenzforderungen müssen bis zum 26. Juli schriftlich beim Insolvenzverwalter angemeldet werden.

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