Verfahren gegen Ex-Prokurist Uwe K. ist eingestellt - nun soll er aussagen Mitangeklagter im NKD-Prozess wird zum Zeugen

Von Manfred Scherer
Im Prozess um die Millionen-Untreue beim Bindlacher Textildiscounter NKD kommt es zu einer pikanten Zuspitzung: Der ehemals mitangeklagte Prokurist Uwe K. soll nach Einstellung seines Verfahrens als Zeuge aussagen. Foto: Archiv Foto: red

Vom Angeklagten zum Entlastungszeugen? Der Prozess um die Millionenuntreue beim Bindlacher Textildiscounter steuert auf eine pikante Situation zu: Ex-Prokurist Uwe K., neun Monate lang neben dem ehemaligen NKD-Chef Michael Krause auf der Anklagebank, soll nach der Einstellung seines Verfahrens in den Zeugenstand.

 
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Wie berichtet, hatte die 3. Strafkammer des Landgerichts Hof das Verfahren gegen den 47-jährigen Bindlacher am 2. Dezember wegen geringer Schuld vorläufig eingestellt. Die für die endgültige Verfahrenseinstellung notwendige Geldauflage von 30 000 Euro hat Uwe K. mittlerweile bezahlt, gab der Gerichtsvorsitzende Siegbert Übelmesser zu Beginn des 38. Verhandlungstags am Freitag bekannt – worauf Staatsanwalt Uwe Demuth beantragte, das Verfahren gegen Uwe K. endgültig einzustellen.

Dubioses Firmengeflecht

Uwe K. und Michael Krause waren angeklagt worden, weil im Jahr 2012 insgesamt 3,7 Millionen Euro von den Konten des Bindlacher Unternehmens zu einer Auslandstochter in Hongkong überwiesen und von dort an ein Beratungsunternehmen namens Zarando in Zypern weitertransferiert worden waren. Während der Ex-NKD-Chef Krause die Zahlungen mit dem Einkauf geheimer Informationen über Herstellerkosten erklärt, ist die Hofer Wirtschaftsstaatsanwaltschaft sicher, dass Krause das Geld unter Mithilfe eines Jugendfreundes veruntreut hat – und die geheimen Herstellerinformationen nur eine Legende zur Verschleierung des Griffs in die NKD-Kasse sind.

Tatsächlich ergaben internationale Finanzermittlungen, dass Krauses Jugendfreund hinter der zypriotischen Beratungsfirma Zarando steckt und der Jugendfreund parallel ein weit verzweigtes Firmennetz gestrickt hatte, in dem die NKD-Millionen versickert sein könnten. Zwischen 1,6 und 1,8 Millionen Euro sollen demnach von Konten des Jugendfreundes an Krause gegangen sein. Die Verteidigung bestreitet das nicht, trägt aber vor, dass Krause berechtigte Darlehensforderungen an seinen Freund gehabt habe.

"Als Zeuge steht er unter Wahrheitspflicht"

Auf die Einstellung des Verfahrens gegen Uwe K. ließen die Krause-Verteidiger umgehend einen Beweisantrag folgen: Uwe K., der zur Zeit Krauses kaufmännischer Leiter bei der NKD war, soll als Zeuge aussagen. Der Hauptverteidiger Volker Beermann erwartet, dass der ehemalige Prokurist Krause entlastet: „Als Zeuge steht er unter Wahrheitspflicht.“ Bei den Beweisthemen, die in der Befragung von Uwe K. beleuchtet werden sollen, geht es unter anderem um die Rolle der damaligen Geschäftsführerin der NKD-Auslandstochter Sunfortune in Hongkong. Die Frau war zu Beginn des Prozesses als Hauptzeugin der Staatsanwaltschaft aufgetreten. Sie hatte Krause beim damaligen NKD-Eigentümer, dem niedersächsischen Millionär Claas Daun, angeschwärzt. Danach war NKD-intern ermittelt worden. Nach dem Bericht einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wurde Krause im Frühjahr 2013 gefeuert.

Der Bericht der Wirtschaftsprüfer floss nach Ansicht der Verteidigung zu stark in die Anklage gegen Krause und Uwe K. ein. Krause-Verteidiger Beermann erklärte, eine Zeugenbefragung von Uwe K. könne erhärten, dass entscheidende Passagen in dem Prüfbericht zuungunsten des ehemaligen NKD-Chefs manipuliert seien. Es geht dabei unter anderem um eine eidesstattliche Versicherung von Uwe K., in der steht, dass der ehemalige Prokurist von den Gegenleistungen für die 3,7 Millionen nichts gewusst habe. Tatsächlich hat die Beweisaufnahme mehrere starke Indizien ergeben, dass Uwe K. sich erfolglos gegen die von NKD-Anwälten vorformulierte eidesstattliche Versicherung wehrte und möglicherweise unter Zwang stand, als er sie unterschrieb. Ein Ende des Prozesses ist nicht absehbar.

Die Strafkammer hat wieder neue Termine bis Ende Januar angesetzt.

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