Mit Glyphosat gegen Riesenbärenklau

Von Luisa Degenhardt und Marcel Staudt
Der Riesenbärenklau wächst unter anderem am Bahndamm in der Nähe des Radwegs von Zips nach Schnabelwaid. Foto: red Foto: red

Das Landratsamt und die Deutsche Bahn haben dem Riesenbärenklau den Kampf angesagt. Während das gleich aktiv wird, wartet die Bahn bis 2017, um dann den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat einsetzen zu können.

 
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Der Landkreis Bayreuth hat sich zur Bekämpfung der giftigen Schönheit, die aus dem Kaukasus stammt und bis zu fünf Meter hoch werden kann, eine Taktik überlegt. „Je eher die Bekämpfung, umso kostengünstiger und erfolgsversprechender“, sagt Michael Benz, Pressesprecher am Landratsamt. Rund 40 Orte im Landkreis Bayreuth stehen unter Beobachtung. „Etwa die Hälfte davon sind ehemalige, durch chemische Bekämpfung erloschene Vorkommen, die nur noch kontrolliert werden“, so Benz.

Die Samen bleiben im Boden

Der Riesenbärenklau ist tückisch. Auch wenn die Pflanze bereits beseitigt wurde – die Samen blieben im Boden über viele Jahre keimfähig. Das Landratsamt geht auch davon aus, dass durch Samen, die in Reifenprofilen von Forstfahrzeugen hängen bleiben, neue Bärenklau-Felder an Forststraßen entstehen können. Saft der Pflanze kann große Blasen verursachen Wer mit dem Saft der Pflanze in Berührung kommt, kann sich böse verbrennen.

Große Blasen möglich

Es können sich große Blasen bilden. Deshalb wird die Herkulesstaude, wie der Riesenbärenklau auch genannt wird, massiv bekämpft. Zum einen mechanisch, so Benz. Dabei wird die Pflanze ausgegraben oder ausgestochen in einer Bodentiefe von mindestens 20 Zentimetern. Auch mithilfe von Chemie wird versucht, dem Gewächs den Garaus zu machen. „Aussicht auf Ausrottung im Landkreis ist gegeben“, gibt sich Benz zuversichtlich. In Tschechien ist der Riesenbärenklau ein großes Problem. Weite Teile des Landes seien extrem betroffen. Das Landratsamt ist allerdings nicht an allen rund 40 entdeckten Stellen im Kreis für die Beseitigung der Pflanzen zuständig. Beispielsweise an Bahndämmen muss sich die Deutsche Bahn um den Riesenbärenklau kümmern.

Zwei Möglichkeiten

Ein schwieriges Unterfangen, wie Thomas Binder, der regionale Serviceleiter der DB für den Bereich Vegetation in Oberpfalz und Teilen Oberfrankens sagt. Er und seine Mitarbeiter hätten nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie rücken der Pflanze mechanisch zu Leibe oder chemisch. Ersteres, also der Einsatz von selbstfahrenden Mulchern und Freischneidern, sei die deutlich schlechtere Alternative. „Dann wächst die Pflanze innerhalb drei bis vier Wochen vollständig nach“, sagt Binder, „es ist eine von wenig Erfolg geprägte Sisyphosarbeit.“ Also hat sich die Bahn in Absprache mit dem Landratsamt für Variante zwei entschieden: Glyphosat. „Es ist die einzige Möglichkeit, den Riesenbärenklau so zu bekämpfen, dass er nicht mehr nachwächst“, erklärt Binder.

Zulassung verlängert

Erst im Juni hatte die Kommission der Europäischen Union die Zulassung des Unkrautvernichters unter Protest von Umweltschützern und Pestizidherstellern um weitere 18 Monate verlängert. Bis zum Ablauf dieser Zeit soll eine neue Studie der europäischen Chemikalienagentur klären, ob Glyphosat krebserregend wirken kann. Aber: Für den Einsatz des Mittels benötigt die Bahn laut Binder eine Ausnahmegenehmigung vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. „In diesem Jahr werden wir die Genehmigung nicht mehr bekommen. Ich hoffe, dass sie uns für kommendes Jahr erteilt wird.“ Bis 2017 mit der Bekämpfung zu warten sei kein Problem, weil die Pflanze „nur gefährlich werden kann, wenn man mit ihrem Saft in Berührung kommt. Aber dafür müsste man schon an der Pflanze ziehen“, sagt Binder. Falls die Pflanze in der Nähe von Schulen und Kindergärten entdeckt wird und die Örtlichkeit im Zuständigkeitsbereich der Bahn liegt, würde das Unternehmen aber kurzfristig aktiv werden. Binder beruhigt: „Wir sollten den Riesenbärenklau nicht vernachlässigen. Aber es gibt deutlich gefährlichere Pflanzen, die in unserer Umgebung wachsen können.“