Mit dem Rad zum Kaukasus

Von Michael Weiser
Schon damals regnete es, das aber bei wärmeren Temperaturen: Extremsportler Peter Richter (vorn) bei der Abfahrt am 22. Juni in Bayreuth. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Bayreuths härtester Radfahrer hat auf seiner großen Tour acht Länder durchquert und mittlerweile Georgien erreicht. Und bereitet sich auf die Winterpause vor. Peter Richter und seine Fahrt ans Ende des Regenbogens: Ein Zwischenstand nach über 7000 Kilometern.

 
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Vor kurzem konnten wir Peter Richter über nochmals Telefon erreichen. Im Hintergrund plärrte ein Fernsehapparat, er war dennoch gut zu verstehen. Und hörte sich gut an, wesentlich besser als das Wetter, das in seiner Umgebung herrschte. Er sitze in einem Café, in einer Stadt namens Hopa, am grau verhangenen Schwarzen Meer. Es regne ohne Unterlass, „auf der Hauptstraße haben sich Bächlein gebildet“, berichtete der 49-jährige Bayreuther, aber es hörte sich an, als lächle er dabei. Er wolle nachher noch weiterfahren, fügte er hinzu, über die Grenze nach Georgien. Fünfzehn Kilometer seien es bis dahin.

Zehn Euro pro Tag

7234 Kilometer hatte er bis dahin zurückgelegt, ungefähr 40mal Bayreuth-Nürnberg und zurück. Auf einem Fahrrad, das er bis an die Grenze des Zusammenbruchs beladen hatte. Mit Klamotten, einem Zelt, Kochgeschirr, aber auch einer Kamera und einem Laptop. Bislang sei alles so weit gut gelaufen, lediglich die Kette und die Bremsklötze habe er austauschen müssen. Ach ja, und seinen Laptop. Der alte sei unterwegs „gestorben“, in Belgrad habe er sich daher einen neuen zugelegt. „Das sind dann mal unerwartete Ausgaben, aber sonst habe ich im Schnitt vielleicht zehn Euro pro Tag gebraucht.“

Auch, weil Richter anspruchslos ist. Seit seinem Aufbruch Ende Juni hat er meistens im Zelt geschlafen, ab und zu bei Bekannten, selten in einem Hotel. Hitze, Kälte, Trockenheit, strömender Regen – Richter rollt unverdrossen. Wenn's schüttet, „dann ziehe ich mir halt was über, genug dabei habe ich ja. Blöd ist es bloß, wenn ein Auto neben dir durch eine Lache fällt und du geduscht wirst“. Krank geworden ist er aber noch nicht. Nur einmal ging dann doch etwas schief. Richter wollte auf kiesigem Untergrund zelten, die Heringe aber hielten nicht, und so faltete es sein Zelt zusammen. Als er seine Ausrüstung ordnen wollte, trug der Sturm seine Iso-Matte davon. Auf Nimmerwiedersehen. Richter breitete seinen Schlafsack auf hartem Boden aus, nahm's ansonsten aber gelassen. Einem Bekannten riss der Wind, wie er ein paar Tage später hörte, am selben Tag das ganze Zelt weg. „Muss dasselbe Tief gewesen sein“, vermutet der Bayreuther.

Flucht vor dem Winter

In Georgien will er sich vielleicht noch zweieinhalb Wochen lang aufhalten, man kann auch sagen, er dreht nochmal eine Schleife am Kaukasus. Dann kehrt er in die Türkei zurück – im hereinbrechenden Winter hätte er keine Chance, sein Rad über verschneite Pässe zu wuchten. „In den Iran werde ich es in diesem Jahr nicht mehr schaffen, im Winter ist es in Zentralasien viel zu kalt.“ In Georgien will er sich eine neue Schlafmatte kaufen. „Ich habe im Internet gesehen, dass es in Batumi einen Outdoor-Laden gibt.“

Die Winterpause will er überwiegend in der Türkei verbringen. Die Einsamkeit hat ihm noch nicht zugesetzt, „man trifft ja immer wieder Leute“, sagt er. „Schlimm wäre es, wenn man mit sich selber nicht im Reinen wäre. Vor sich selber kann man ja auch nicht davonfahren.“

Der Bayreuther Extrem-Radfahrer wird im Winter auch einmal nach Bayreuth zurückkehren. Um ein paar Sachen zu Hause abzuliefern, die er auf seiner Reise nicht gebrauchen kann. Und um seine Angelegenheiten mit dem Finanzamt zu klären. „Das habe ich so mit denen vereinbart.“ Sieht so aus, als könne man auch vor den Behörden nicht davonradeln.

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