Polizei hofft auf schlechtes Wetter - Nachbarn sind genervt - Neu-Bürgermeister sieht Ruf des Dorfs geschädigt Mistelbach rüstet sich für die Maiwanderer

Von Heike Hampl
Daniel Ermer (vorne) sichert die öffentlichen Toiletten in Mistelbach mit einem Bauzaun. Foto:Wittek Foto: red

Zerstörte Bänke, beschmierte Felsen, Scherben, Schlägereien. Das Maifest in Mistelbach ist in den vergangenen Jahren immer wieder eskaliert. Dieses Jahr rüstet sich die Gemeinde gegen die Feierwütigen, um den Schaden zumindest in Grenzen zu halten.

 
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Daniel Ermer ist gebürtiger Mistelbacher und Bauhofmitarbeiter. Und eigentlich ist Ermer auch ein Mensch, der Feste mag. Nur auf den 1. Mai freut er sich nicht. Seit etwa fünf Jahren hinterlassen Maiwanderer in Mistelbach Verwüstung. Gemeinsam mit seinen Kollegen vom Bauhof bringt Ermer alles in Sicherheit, was die Feiernden am 1. Mai zerstören könnten. Ermer sichert die öffentlichen Toiletten mit einem Bauzaun; er nimmt die Netze aus den Fußballtoren, bevor sie zerrissen, aufgeschlitzt oder geklaut werden.

Bauhof steht bereit

Ermer bleibt am 1. Mai in Bereitschaft, falls die Polizei anruft und etwas braucht. Schlüssel zum Beispiel. Dann, wenn die Beamten wieder einmal Einkaufswagen beschlagnahmt haben, die Jugendliche geklaut und nach Mistelbach geschoben haben. „Irgendwo müssen die Beamten die Wagen ja sicher verwahren“, sagt Ermer und seufzt. Damit die Beamten in diesem Jahr weniger Einkaufswagen beschlagnahmen müssen, warnt die Polizei alle Supermarkt-Geschäftsführer in der Bayreuther Altstadt und bittet darum, die Wagen am Vorabend einzusperren.

Am 2. Mai kehren Ermer und seine Kollegen sich die Hände wund - Richtung Mistelgau, Hummeltal und Bayreuth. Bis zur Gemeindegrenze. 3000 Liter Müll haben allein die Mistelbacher im vergangenen Jahr am 2. Mai eingesammelt. Scherben und Abfall. Ein ganzer Container voll. Von sechs Uhr morgens bis nachmittags um drei dauert die Aufräumaktion - alles auf Kosten des Steuerzahlers.

Früher war mehr Frieden

Ermer selbst hat als Jugendlicher auch in Mistelbach den 1. Mai gefeiert. Es gab Bratwürste und einen Bierwagen. Aber keine Eskalation. Damals war man im Ort noch stolz auf sein Fest. Heute empfinden viele Mistelbacher die Feier als eine Schande. „Diese Sache tut Mistelbach nicht gut“, sagt Neu-Bürgermeister Matthias Mann (SPD). Er selbst hat am 1. Mai Geburtstag, ein entspanntest Fest wird es wohl nicht. „Mir wird jedes Jahr bang, wenn ich die Sirene des Krankenwagens höre“, sagt er.

Neben dem Bauhof-Mitarbeitern haben auch die Polizisten im Landkreis viel zu tun in Mistelbach. „Wir zeigen, wie seit einigen Jahren, uniformierte Präsenz“, sagt Polizeihauptkommissar Thomas Linke. Für die Polizei ist es ein Problem, dass es in Mistelbach keinen Veranstalter gibt. Damit gibt es auch keinen Ansprechpartner und keinen Verantwortlichen. Linke hat die Hoffnung, dass das Fest in diesem Jahr vielleicht weniger ausarten wird. „Wir beobachten die sozialen Netzwerke und dort gab es heuer weniger Aufrufe“, sagt er. Außerdem war das Wetter in den vergangenen Jahren besser.

Es gibt auch mal Hiebe

Die meisten Maiwanderer kommen aus der Stadt, „der geteerte Weg nach Mistelbach bietet sich einfach an“, sagt Polizist Linke. Auf diesem Weg gibt es dann öfter Streit mit Radfahrern, in Mistelbach schlägern sich einige Anwesende, vor allem am Abend, „mit steigendem Alkoholpegel“.

Die Anwohner an der Timesstraße in Mistelbach sind langsam richtig sauer. „Ich würde gerne einen Ausflug machen. Aber ich muss daheim bleiben und aufpassen“, sagt Peter Opel. Schon einmal haben die Maiwanderer seinen Gartenzaun zerstört, die Latten abgerissen. Noch mal will er das nicht erleben. „Ich schere nicht alle über einen Kamm. Es sind auch nette Leute dabei“, sagt Opel. Wache schiebt er trotzdem. Und erinnert sich dabei wehmütig an das Maibaumfest, das es vor ein paar Jahren noch in Mistelbach gab. „Ein schönes kleines Fest, in aller Ruhe, mit Musik.“

Eigentlich: Tag der Arbeit

Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit. Gewerkschaften nutzen diesen Tag traditionell für Kundgebungen. „Die Frage nach der Arbeitszeit stand schon immer im Mittelpunkt. Aber natürlich auch aktuelle Fragen wie der Mindestlohn“, sagt Wolfgang Hasibether, der Kreisvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Der DGB lädt auf den Herzogkeller zur Kundgebung, während in Mistelbach gefeiert wird. „Die Jungen feiern lieber. Auch wenn das bedauerlich ist, hoffe ich, dass sie im Lauf des Lebens begreifen, was die Gewerkschaften bedeuten und vielleicht doch zu einer Kundgebung kommen.“

Das Maiwandern ist übrigens eine recht junge Tradition. „Das klingt für mich sehr nach einer Entwicklung der vergangenen Jahre“, sagt Bezirksheimatpfleger Günter Dippold.

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