Warum eine österreichische Behörde dem Hüttenwirt einen Strich durch den Supersommer gemacht hat Miese Saison für die Bayreuther Hütte

Von Manfred Scherer

Der Supersommer und vor allem stabiles Wetter freut die Wirte der Alpenhütten. Viele Menschen sind in die Berge gegangen. Nur einer jubelt nicht: Anton Herrmann (48), der Wirt der Bayreuther Hütte. Warum eine Behörde ausgerechnet ihm die Saison vermiest hat. 

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Herrmann erklärte am Mittwoch auf Anfrage, die Bilanz des Bergjahres auf der Hütte falle heuer so schlecht wie nie zuvor aus. Herrmann: „Das Tagesgeschäft ist heuer ziemlich flach gefallen.“ Der Grund: Die Sonnwendjochbahn, ein Sessellift, der jahrelang den Großteil der Bergurlauber auf die Bayreuther Hütte gebracht hatte, darf seit dem Frühjahr nicht mehr fahren. Medienberichten zufolge hatte schon im Herbst der österreichische TÜV die Sicherheit der im Jahr 1968 erbauten Bahn in Zweifel gezogen. Die Seilbahnbehörde reagierte und untersagte den Betrieb für 2015 aus Sicherheitsgründen. Für Hüttenwirt Herrmann eine mittlere Katastrophe – auch, weil die Nachricht erst an Pfingsten bekannt geworden sei.

Der Hüttenwirt vermisst die Tagesgäste

Während viele andere Hüttenwirte die Hitze des Supersommers als fördernd für den Bergurlaub ansehen – schließlich ist es in der Höhe durchaus kühler als im Tal – ist die Hitze für potenzielle Gäste der Bayreuther Hütte hoch über dem Achensee ein weiterer Hinderungsgrund geworden, meint Herrmann: Sich bei so hohen Temperaturen bis auf 1600 Meter Höhe hinaufzukämpfen, ist durchaus anspruchsvoll. Vom Ort Kramsach aus wären 1050 Höhenmeter zu bewältigen, Gehzeit drei Stunden.

Nur die Wochenenden sind sehr gut

Der Garmisch-Partenkirchener Herrmann trauert der Saison hinterher: Das Bergwetter sei so gut gewesen, dass „wir mit Sicherheit die beste Saison hätten haben können“. Wie gut, habe er an den Wochenenden sehen können: Da waren die Buchungen durchweg sehr gut, auch an den nächsten Wochenenden hat die Hütte viele Reservierungen – es sind nur mehr wenige Plätze verfügbar.

Andere Wirte erwarten einen "Rekordsommer"

Wie eine Hüttenbilanz ausfällt, wenn es keine Probleme gibt wie es im Fall der Bayreuther Hütte, kann mann erkennen, wenn man Susanne Härtl, die Wirtin des Soiernhauses im Karwendelgebirge fragt. Sie sagt: „Im Vergleich zum letzten Jahr ist es ein Supersommer. So ein stabiles Wetter gibt es bei uns selten.

Kein Platz mehr und Wasserknappheit

Manche Hütten kamen sogar an ihre Kapazitätsgrenzen. Und durch die Trockenheit wurde mancherorts das Wasser knapp. Dennoch seien die Hüttenwirte nach Angaben des Deutschen Alpenvereins (DAV) in München „überwiegend zufrieden“ mit der bisherigen Saison.

Die Gäste sind gut drauf

Härtl freut sich darüber, dass dieser Sommer „genau das Gegenteil“ vom vorherigen ist, in dem es viel Regen gab. „Die Sonne und Wärme tun einfach gut. Das merkt man auch den Leuten an – sie sind viel besser drauf bei dem Wetter.“ Zwar seien durch die große Hitze keine Menschenmassen in den Bergen unterwegs gewesen. „Aber über die Wochen verteilt waren doch viele Leute da.“ Ähnlich fällt die Bilanz von Matthias Geiger aus, Pächter des Edmund-Probst-Hauses im Allgäu. „In den heißen Wochen waren vielleicht nicht ganz so viele Leute in den Bergen. Aber alles in allem ist das schöne, warme Wetter viel besser als wenn es regnet.“

Für einen Wirt ist das Wetter "zu gut"

Rundum zufrieden zeigt sich auch Siegfried Hinterbrandner, Wirt des Kärlingerhauses bei Berchtesgaden. „Von den Besucherzahlen her ist es ein sehr gutes Jahr. Wenn sich das Wetter so weiterentwickelt und der September auch noch gut wird, könnte es ein Rekordsommer werden“, sagt er. Da der kürzeste Weg zur Hütte vier Stunden Zeit in Anspruch nimmt, seien durch die Hitze zwar etwas weniger Tagesgäste gekommen. Übernachtungsgäste kamen dafür so viele, dass das Kärlingerhaus oft ausgebucht war. „An manchen Tagen kamen mehr als wir logistisch vertragen können.“ Eher verhalten fällt die Freude über den heißen Sommer bei Peter Weihrer aus. „Das Wetter ist fast zu gut. Wenn es so heiß ist, gehen die Leute lieber zum Baden als zum Wandern. Bei uns hier oben ist dann so gut wie nichts los“, sagt der Wirt des Rotwandhauses oberhalb des Spitzingsees. Da der vergangene Sommer kein Badesommer war, sei er „zum Wandern ideal“ und für das Rotwandhaus so erfolgreich wie noch nie gewesen. „Die Zahlen vom Vorjahr werden wir dieses Jahr nicht erreichen.“ Das Auf und Ab von Saison zu Saison sei für Hüttenwirte jedoch ganz normal.

 In einigen Hütten wurden Duschen gesperrt

Dem DAV liegen derzeit noch keine Zahlen von Übernachtungsgästen in den Alpenvereinshütten vor. „Die Saison wird aber sicher gut, das Wetter könnte kaum besser sein“, sagt Xaver Wankerl vom Ressort Hütten, Wege und Kletteranlagen. Dass Hütten nicht nur ausgebucht, sondern zum Teil „übervoll“ sind und die Wirte ihren Gästen nur noch ein Notlager anbieten können, sei nichts Ungewöhnliches. „Das ist nicht dem Rekordsommer geschuldet, das passiert bei schönem Wetter regelmäßig.“ Denn die Alpenvereinshütten stünden zum Schutz allen Menschen im Gebirge offen, Hüttenwirte dürfen daher in der Regel keine Gäste abweisen.

Seltener sei dagegen die extreme Trockenheit, mit der die Hütten in diesem Sommer zu kämpfen hatten. „Auf einigen Hütten wurde das Wasser knapp. Dort mussten die Duschen gesperrt werden, um Wasser zu sparen“, sagt Wankerl. In Einzelfällen musste sogar Wasser hochtransportiert werden. „Viel trockener hätte es nicht mehr werden dürfen, der Regen in den letzten Tagen war dringend nötig.“

Wenigstens hier hat die Bayreuther Hütte kein Problem: „Wir haben eine eigene Quelle“, sagt Hüttenpächter Anton Herrmann.

Die meisten Berghütten in den bayerischen Alpen haben noch bis Oktober geöffnet. Nur die hochalpinen Hütten schließen früher. Mit Material von dpa

Bilder