Nach fast zwei Jahre langer Pause steht der Bayreuther im ersten Aufgebot des neuen Bundestrainers Michael Müller kehrt ins Nationalteam zurück

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Einen seiner bisher letzten Auftritte im Nationaltrikot hatte Michael Müller (rechts) im Juni 2012 bei einem WM-Qualifikationsspiel gegen Bosnien-Herzegowina in Stuttgart. Mehr als zwei Jahre später kehrt er ins DHB-Team zurück. Foto: Kolb Foto: red

Fast zwei Jahre nach dem bisher letzten seiner 55 Längerspiele (120 Tore) steht Michael Müller wieder in der Nationalmannschaft. Der Bayreuther vom Bundesligisten MT Melsungen gehört zum ersten Aufgebot, das der neue Bundestrainer Dagur Sigurdsson nominiert hat.

 
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Der Isländer von den Füchsen Berlin versammelt 17 Spieler am Montag, 15. September, zu einem Lehrgang in Heilbronn, der mit zwei Länderspielen gegen die Schweiz am 20. September in Göppingen und am 21. September in Ulm abgeschlossen wird. Damit steht fest, dass Michael Müller seinen 30. Geburtstag am 19. September nicht mit seinem Zwillingsbruder und Teamkollegen Philipp feiern wird, sondern im Trainingslager der Nationalmannschaft. Das ist eines der Details, die den Rückraumspieler bei der Nachricht des Bundestrainers nicht gleich in helle Begeisterung ausbrechen ließen: „Ich erinnere mich an meinen 28. Geburtstag. Da saß ich in einem Hotelzimmer in Rostock wegen zwei Länderspielen gegen Serbien, in denen ich jeweils gefühlte fünf Minuten gespielt habe.“

Selbst überrascht

Die Skepsis zeigt, dass Müller selbst von der Einladung überrascht worden ist: „So sehr ich mich über die Aufmerksamkeit des Bundestrainers freue – ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.“ Schließlich sei er aktuell mit seinen Leistungen im Verein gar nicht so ganz zufrieden: „Zumindest nicht so, dass man sagen müsste: Der Müller muss dabei sein! Holger Glandorf – ja: Der spielt derzeit so, dass man auf ihn nicht verzichten kann.“ Doch der Weltmeister von der SG Flensburg hat gerade seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gegeben und damit eine große Lücke auf Müllers Position im rechten Rückraum hinterlassen. Zudem steht mit dem für Kiel spielenden Erlanger Steffen Weinhold ein anderer etablierter Linkshänder gegenwärtig wegen eines ausgekugelten Fingers auf der Verletztenliste.

Muss sich Michael Müller also auf eine Rolle als Lückenbüßer einstellen? „Dazu hätte ich keine große Lust“, legt sich der Bayreuther fest und denkt dabei an Erfahrungen gegen Ende seiner bisherigen Länderspielkarriere unter dem damaligen Bundestrainer Martin Heuberger. Zum bislang letzten Mal trug er das Nationaltrikot bei einem EM-Qualifikationsspiel im November 2012 in Israel, in dem er überhaupt nicht mehr zum Einsatz kam: „Für einen jungen Spieler ist es sicher toll, überhaupt dabei zu sein und so eine Reise zu machen. Aber in meinem Alter erscheint das nicht mehr ganz so verlockend.“

Vorzug vor Pfahl und Häfner

Immerhin: So ganz selbstverständlich war die Reaktivierung von Michael Müller nach dem Rückzug von Holger Glandorf auch wieder nicht. Unter Heuberger hatten Adrian Pfahl (Hamburg) und Kai Häfner (Hannover) stets den Vorzug erhalten, wenn es Probleme mit den Stammkräften gab – und beide fehlen in Sigurdssons Aufgebot. Weinhold steht zwar auf der Kaderliste, falls sein verletzter Finger einen Einsatz zulässt – aber in der Spalte für die Optionen auf der Spielmacherposition. Für den rechten Rückraum sind ausdrücklich Michael Müller und der junge Berliner Senkrechtstarter Fabian Wiede nominiert – in dieser Reihenfolge.

Ob sich daraus tatsächlich auf einen Neuanfang für den WM-Teilnehmer von 2009 (Platz fünf) und EM-Teilnehmer von 2010 (Platz zehn) schließen lässt, vielleicht sogar mit Blick auf die Weltmeisterschaft 2015 in Katar, soll der erste Lehrgang mit dem neuen Bundestrainer zeigen: „Ich hoffe, dass es Gelegenheit zu einem Gespräch gibt, und da erhoffe ich mir ganz einfach nur Ehrlichkeit. Wenn der Trainer mich wirklich braucht, dann bin ich sehr gerne und mit allem Einsatz dabei.“

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