Wohin führt ihn der Erfolg in der CSU? Fraktionsvorsitzender und Bürgermeister wollen Posten behalten Michael Hohl will Führungsposition

Von Frank Schmälzle
Von Platz 44 auf Rang Zwei: Alt-Oberbürgermeister Michael Hohl (CSU) hat den Sprung in den Stadtrat geschafft. Er sagt: "Das ist ein Auftrag der Wähler, an dem wir nicht vorbei können." Foto: Archiv Foto: red

Am Tag nach seiner kommunalpolitischen Wiederauferstehung ist Michael Hohl nicht in Bayreuth. Politik ist nicht mehr sein Hauptberuf. Er ist jetzt Geschäftsführer einer Forschungsstelle der Uni Bayreuth und muss am Tag nach der Wahl in Wien sein. Zu Hause macht man sich derweil Gedanken, wo nach diesem Paukenschlag künftig der richtige Platz für Altoberbürgermeister und Neu-Stadtrat Hohl sein soll.

 
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Michael Hohl ist der strahlende Wahlsieger. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach seiner bitteren Niederlage, zwei Jahre, nachdem die Mehrheit der Bayreuther ihn als Oberbürgermeister nicht mehr wollte, kehrt er in die Kommunalpolitik zurück. Und wie: Vom letzten Platz auf der Kandidatenliste schafft er den Sprung auf Rang zwei der neuen CSU-Stadträte – ein Sprung über 42 Listenplätze. 16 173 Stimmen haben ihm die Bayreuther gegeben. Unter den zehn beliebtesten Stadträten der Kommunalwahl 2014 in Bayreuth liegt Hohl damit auf Rang Drei. Kein Zweifel: Er ist wieder da.

Aber da sind auch andere. Stefan Specht zum Beispiel. Der Fraktionsvorsitzende der CSU im Stadtrat hat im Gegensatz zu Hohl bei der Wahl leicht verloren. Auf Platz drei der Kandidatenliste gestartet, auf Rang fünf in den Stadtrat gewählt. Specht spricht von der großen Einigkeit in der CSU: Hohl, Spitzenkandidat Thomas Ebersberger und er hätten im Wahlkampf perfekt zusammengearbeitet. Im Guten und im Schlechten – eine Anspielung auf den viel diskutierten Rückziehers des CSU-Kandidaten Matthias Steinbrecher. „Und in Zukunft wird es sicher für jeden von uns Dreien eine gute Aufgabe geben.“ Für sich selbst hat er diese Aufgabe schon im Blick. „Ich stehe gerne wieder für den Fraktionsvorsitz zur Verfügung.“

Bliebe also der Posten des Zweiten Bürgermeisters, des Stellvertreters von Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Da ist aber der CSU-Spitzenkandidat und absolute Stimmenkönig der Stadtratswahl 2014. Da ist Thomas Ebersberger – und der hat seit Sonntag noch mal tausend Stimmen mehr als Hohl auf seinem Konto. Dass Hohl ein gutes Ergebnis einfahren würde, daran habe er nicht gezweifelt, sagt Ebersberger. Woran er auch nicht zweifelt: „Ich habe das Amt als Zweiter Bürgermeister sehr brauchbar ausgeübt. Ich sehe keinen Grund, warum ich nicht wieder kandidieren sollte.“

Ebersberger möchte bleiben, was er ist. Und fragt indirekt, ob Hohl nicht nur bei der Wahl sondern auch im Stadtrat bereits wieder mehrheitsfähig ist. Nicht nur die CSU-Fraktion müsse einen Bewerber aus ihren Reihen gutheißen. Gewählt wird der Zweite Bürgermeister vom gesamten Stadtrat. Das könnte knapp werden. Die potenziellen Hohl-Ablehner der BG, bei den Grünen und in der SPD machen exakt die Hälfte der 44 neu gewählten Stadträte aus.

Aber eines ist auch klar: Nach diesem Ergebnis und als ehemaliger Oberbürgermeister „wird Michael Hohl sicher kein ganz normales Fraktionsmitglied sein“, sagt Ebersberger. Und weiter: „In der Fraktion und in den Ausschüssen gibt es viele interessante Aufgaben.“

Was will Hohl selbst? Am Kurier-Telefon sagt er: „Ich sehe in diesem Ergebnis einen Auftrag der Bayreuther Wähler, an dem wir nicht vorbei können.“ Das klingt nach einem Führungsanspruch. Sich aber öffentlich für ein Amt oder einen Posten ins Gespräch zu bringen, das will er nicht. „Ich möchte dieses Thema im Kreis meiner Parteifreunde besprechen.“ Am morgigen Mittwoch kommt der engere Führungskreis des CSU-Kreisvorstandes zusammen, am kommenden Montag tagt der gesamte Kreisvorstand. Dann ist Zeit, auch über Personalfragen zu reden. Jetzt freut sich Michael erst einmal riesig über seinen Wahlerfolg. „Ich hatte noch gar keine Zeit, das alles zu realisieren.“

In der politische Rehabilitation des Altoberbürgermeisters sieht der CSU-Fraktionsvorsitzende Stefan Specht durchaus Bezüge zur jetzigen Amtsinhaberin Brigitte Merk-Erbe (BG). „Der eine oder andere Wähler hat seine Entscheidung bei der OB-Wahl vor zwei Jahren inzwischen wohl überdacht“, sagt Specht. „Im Wahlkampf haben uns viele gesagt, dass sie sich die Stadtpolitik nicht so vorgestellt haben, wie sie jetzt gemacht wird.“ Auch die Tatsache, dass die BG um 4,4 Prozent absackte, müsse ein Alarmsignal für die Oberbürgermeisterin sein. „Wenn die Fraktion der Amtsinhaberin so abrutscht, ist das bedenklich.“

Oberbürgermeisterin weist Kritik zurück

Ihre Bayreuther Gemeinschaft verliert 20 Prozent und zwei Sitze. Michael Hohl, den sie im Amt des Oberbürgermeisters abgelöst hatte, schießt vom letzten Platz der Kandidatenliste auf Rang zwei der neu gewählten CSU-Stadträte nach vorn. Krisensymptome für Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe? Sie meint: „Nein.“ Der persönliche Erfolg ihres Amtsvorgängers sei nicht wegzudiskutieren, sagt sie im Kurier-Gespräch. „Aber das sehe ich nicht als Nachteil für mich.“ Auch dann nicht, wenn die CSU sagt Hohls Wahlergebnis sei ein deutlicher Hinweis darauf, dass viele Bayreuther ihre Entscheidung bei der OB-Wahl 2012 für Merk-Erbe und gegen Hohl inzwischen bedauern.

Dass sie den OB-Bonus für die Bayreuther Gemeinschaft nicht ausspielen konnte, ist ein weiterer Kritikpunkt, den Merk-Erbe nicht gelten lassen will. Bei der Stadtratswahl 2008 hatte die CSU verloren – damals stellte sie mit Hohl den Oberbürgermeister. „Vielleicht sind die Zeiten, da es einen Amtsbonus gab, ja einfach vorbei.“ Die Verluste der Bayreuther Gemeinschaft, der sie angehört, haben für Merk-Erbe vor allem einen Grund: Mit Bernd Mayer, Heinrich Friedlein, Gerhard Gollner und ihr selbst fehlten vier Stimmenfänger. 17,22 Prozent und acht Sitze im neuen Stadtrat nennt sie „ein Ergebnis, mit dem wir gut leben können“.

Ob sie insgesamt mit den neuen Kräfteverhältnissen im Stadtrat leben kann? „Die Frage stellt sich nicht“, sagt Merk-Erbe. „Wir werden sehen, ob sich die Kultur im Stadtrat ändert.“ Sie wünscht sich „sachorientierte Zusammenarbeit“ – die habe es zuletzt nicht immer gegeben.

Kommunalwahl 2014 Ergebnisse

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