Was will Hohl selbst? Am Kurier-Telefon sagt er: „Ich sehe in diesem Ergebnis einen Auftrag der Bayreuther Wähler, an dem wir nicht vorbei können.“ Das klingt nach einem Führungsanspruch. Sich aber öffentlich für ein Amt oder einen Posten ins Gespräch zu bringen, das will er nicht. „Ich möchte dieses Thema im Kreis meiner Parteifreunde besprechen.“ Am morgigen Mittwoch kommt der engere Führungskreis des CSU-Kreisvorstandes zusammen, am kommenden Montag tagt der gesamte Kreisvorstand. Dann ist Zeit, auch über Personalfragen zu reden. Jetzt freut sich Michael erst einmal riesig über seinen Wahlerfolg. „Ich hatte noch gar keine Zeit, das alles zu realisieren.“
In der politische Rehabilitation des Altoberbürgermeisters sieht der CSU-Fraktionsvorsitzende Stefan Specht durchaus Bezüge zur jetzigen Amtsinhaberin Brigitte Merk-Erbe (BG). „Der eine oder andere Wähler hat seine Entscheidung bei der OB-Wahl vor zwei Jahren inzwischen wohl überdacht“, sagt Specht. „Im Wahlkampf haben uns viele gesagt, dass sie sich die Stadtpolitik nicht so vorgestellt haben, wie sie jetzt gemacht wird.“ Auch die Tatsache, dass die BG um 4,4 Prozent absackte, müsse ein Alarmsignal für die Oberbürgermeisterin sein. „Wenn die Fraktion der Amtsinhaberin so abrutscht, ist das bedenklich.“
Oberbürgermeisterin weist Kritik zurück
Ihre Bayreuther Gemeinschaft verliert 20 Prozent und zwei Sitze. Michael Hohl, den sie im Amt des Oberbürgermeisters abgelöst hatte, schießt vom letzten Platz der Kandidatenliste auf Rang zwei der neu gewählten CSU-Stadträte nach vorn. Krisensymptome für Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe? Sie meint: „Nein.“ Der persönliche Erfolg ihres Amtsvorgängers sei nicht wegzudiskutieren, sagt sie im Kurier-Gespräch. „Aber das sehe ich nicht als Nachteil für mich.“ Auch dann nicht, wenn die CSU sagt Hohls Wahlergebnis sei ein deutlicher Hinweis darauf, dass viele Bayreuther ihre Entscheidung bei der OB-Wahl 2012 für Merk-Erbe und gegen Hohl inzwischen bedauern.
Dass sie den OB-Bonus für die Bayreuther Gemeinschaft nicht ausspielen konnte, ist ein weiterer Kritikpunkt, den Merk-Erbe nicht gelten lassen will. Bei der Stadtratswahl 2008 hatte die CSU verloren – damals stellte sie mit Hohl den Oberbürgermeister. „Vielleicht sind die Zeiten, da es einen Amtsbonus gab, ja einfach vorbei.“ Die Verluste der Bayreuther Gemeinschaft, der sie angehört, haben für Merk-Erbe vor allem einen Grund: Mit Bernd Mayer, Heinrich Friedlein, Gerhard Gollner und ihr selbst fehlten vier Stimmenfänger. 17,22 Prozent und acht Sitze im neuen Stadtrat nennt sie „ein Ergebnis, mit dem wir gut leben können“.
Ob sie insgesamt mit den neuen Kräfteverhältnissen im Stadtrat leben kann? „Die Frage stellt sich nicht“, sagt Merk-Erbe. „Wir werden sehen, ob sich die Kultur im Stadtrat ändert.“ Sie wünscht sich „sachorientierte Zusammenarbeit“ – die habe es zuletzt nicht immer gegeben.