Der Nachfolger hatte den Geschäftsplan schon fast fertig
Auch Jürgen Spessert ist da. Er hat bis September vergangenen Jahres bei Meusel gearbeitet. Er ist es, der die Firma gerne übernehmen würde. Samt Belegschaft. "Alle, wie sie da stehen", sagt er. Spessert war der große Hoffnungsträger seiner ehemaligen Kollegen. Wenn er den Betrieb weiterführen würde, wollten die Mitarbeiter dafür auf noch ausstehendes Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichten.
Kurz vor Weihnachten, sagt Spessert, habe er begonnen, mit der jetzigen Geschäftsführung zu verhandeln. Am 4. Januar habe Geschäftsführer Hoffmann seine Bereitschaft signalisiert, zu verkaufen. Spessert habe daraufhin einen Geschäftsplan für die Bank ausgearbeitet. "Ich wollte hier ab dem 1. April übernehmen", sagt er.
Die Stimmung vor Ort ist angespannt
Doch vor einigen Tagen sickerte dann durch, dass es offenbar einen weiteren Kaufinteressenten gebe. Ein Unternehmer aus Hollfeld, der an diesem Vormittag auch vor Ort ist, um das Gebäude zu besichtigen. Die Stimmung zwischen ihm und den Meusel-Leuten ist zeitweise angespannt.
Angeblich will er nur die Immobilie kaufen. Ein Interesse, die Waischenfelder Belegschaft zu übernehmen, soll er nicht haben. Der geplante Deal mit Spessert ist von heute auf morgen geplatzt. Die Lastwagen rollen vor, um Fertigungsmaschinen abzutransportieren.
Der Abtransport der Maschinen könnte noch ein Nachspiel haben
Die Polizei redet auf die Menschen vor Ort ein, das Transportunternehmen nicht bei seiner Arbeit zu behindern. "Wenn Sie hier was blockieren, ist das eine Nötigung", sagt einer der Beamten. Die Meusel-Mitarbeiter und ihre Unterstützer weichen langsam zurück, als die Laster vor das Firmengebäude rollen. Für die letzten 150 Meter brauchen die Autos fast eine Stunde.
Es könnte noch ein Nachspiel haben, dass die Maschinen nun weg sind. Denn nach Auskunft von Uwe Bauer wurden einige dieser Maschinen in den Jahren 2008 bis 2010 mit Fördergeld der Regierung von Oberfranken angeschafft. Mit der Maßgabe: Bis Ende 2016 müssen die Arbeitsplätze garantiert werden.
Regierung von Oberfranken könnte Fördergelder zurückverlangen
Bisher ging die Regierung auch davon aus, dass die Übernahme der Firma durch Jürgen Spessert auf gutem Weg sei. Noch letzte Woche habe es wegen der damals gewährten Fördergelder ein Gespräch zwischen Spessert und der Regierung gegeben, bestätigt Sprecher Oliver Hempfling auf Kurier-Anfrage. Dass Spessert nun aus dem Rennen ist, überrascht.
Geschäftsführer Frank-Oliver Hoffmann sei in den kommenden beiden Wochen nicht für die Presse erreichbar, heißt es auf telefonische Anfrage am Meusel-Sitz in Langenhagen. Auch sonst könne niemand im Haus über die Vorgänge in Waischenfeld Auskunft geben.
"Wir haben bis zuletzt gehofft, dass die Abmachungen eingehalten werden", sagt Thomas Schrüfer vor dem Werk. "Dass wir hier unsere Arbeitsplätze behalten können." Er ist bitter enttäuscht. Der Großteil der Belegschaft sei älter als 50. In dem Alter finde man kaum noch einen Job. Vor allem nicht hier in Waischenfeld und Umgebung. Schrüfer sagt: "Wir stehen vor dem Nichts."
Kommentar: 14 Existenzen aufs Spiel gesetzt