1. George Grosz ist souverän.
Wie er messerscharfen Schnitt mit der Fähigkeit zum „zärtlichen Strich“ vereint, wie Museumsleiterin Marina von Assel sagt: Das ist großartig.
2. An George Grosz lässt sich erkennen, mit welcher Härte Konflikte der Weimarer Republik ausgetragen wurden.
In welchem Klima von Duckmäusertum, Elend, Vergnügungssucht und Wut über den verlorenen ersten Krieg der Nationalsozialismus gedieh: Hier entfalten einige Blätter mehr Bildwucht als die Lektüre vieler Bücher.
3. Grosz' Antwort auf die Frage: Was darf Kunst?
Die Frage ist heute noch aktuell, sie war es noch mehr in einer aufgeregten Zeit, da um Werke George Grosz’ einige der erbittertsten Prozesse in der Geschichte der Weimarer Republik geführt wurden. Ist ein Gasmaskenträger am Kreuz Blasphemie? Nein, so lange die Anweisung, das „Maul“ zu halten und weiter zu „dienen“, als rüder Befehl an den und nicht vom Menschensohn interpretiert wird. Jesus wäre unter der Gasmaske ja auch gar nicht zu verstehen gewesen. Man sieht Jesus vielmehr erneut ins Millionenheer der Opfer eingereiht. Gemeingemacht mit den Menschenschlächtern hat er sich nicht, Granaten speien in Grosz’ Blättern nur die Priester.
4. Sie werden vieles wiederfinden.
Grosz ist der Künstler, der das kollektive Gedächtnis um einige der schlagendesten Bilder einer wirren, explosiven, aufregenden und doch faulenden Epoche bereichert hat. Man darf sich angesichts der Gegenwart dieser Bilder fragen, ob und was wir Heutigen aus der Geschichte gelernt haben.
5. Grosz ist modern.
Was er als Partner von Dramatikern und Regisseuren für die Bühne malte und entwarf, war stilbildend.
6. Grosz ist fast schon postmodern.
In seinen chaotischen, apokalyptischen, schmutzigen und manchmal, selten, auch berührend zärtlichen Menschen- und Massenbildern schildert er eine Welt, die an keine Überlieferung mehr glaubt, deren alte Bindungen zerfallen sind.
7. Grosz ist witzig.
Seine bösen Bildern von Kapitalisten, Klerikern und Kriegsherren sind erschreckend und reizen doch zum Lachen.
8. Grosz stellt vieles in Frage.
Am Höhepunkt des Bayreuther Jahreslaufes, da sich die Welt der Hochkultur auf dem Grünen Hügel wie immer ihrer Bedeutung vergewissert: Da erweist sich Grosz im Kunstmuseum erneut als großer Subversiver. Als Stachel im Lackschuh, so schmerzhaft wie zu Lebzeiten. Wenn man nur hinschauen mag.