"Mehr Unterstützung für Start-Ups"

Ein Vordenker in Sachen virtuelle Realität: der gebürtige Fürther Dominic Eskofier. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Digitaler Wandel und virtuelle Realität – zwei Schlagworte, die Dominic Eskofier mit Leben füllt. Der gebürtige Franke leitet bei Nvidia-Emeai, einem der größten Chipentwickler der Welt, den Bereich „Virtual Reality“. Nun war Eskofier zu Gast beim IT Campus an der Uni Bayreuth. Und im Interview mit dieser Zeitung erklärt er, wie die virtuelle Realität immer weitere Lebensbereiche erobert und was die Politik in Deutschland tun könnte, damit junge Unternehmen auch hier gute Ideen auf den Markt bringen können.

 
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Herr Eskofier, wo ist in Ihrem Alltag die virtuelle Realität schon präsent?

Dominic Eskofier: Virtuelle Realität gibt es bei vielen Menschen im Alltag schon im Unterhaltungsbereich. Die Unterhaltungsindustrie ist einer der ersten Branchen, die das Potnenzial von Virtual Reality erkannt hat. Auch weil dort viele der Grundlagen für Virtual Reality bereits in den vergangenen paar Jahren geschaffen wurden. Beispielsweise die fotorealistische Darstellung von 3D-Welten, die vorangetrieben wurde – davon profitiert Virtual Reality natürlich. Aber auch bei vielen Firmen ist das Thema schon im Alltag angekommen. Zum Beispiel trainiert Walmart seine Mitarbeiter mit Virtual Reality. Audi schult seine Mitarbeiter damit, nutzt es für Marketingzwecke und sogar dazu, die Abverkäufe ihrer Fahrzeuge zu erhöhen.

Wenn man „Virtual Reality“ hört, dann denkt man an die typischen Brillen und Computerspiele. Aber das Thema dringt nun auch in die Wirtschaft vor?

Eskofier: Der ganz große Wachstumsbereich ist tatsächlich die Wirtschaft. Kaum ein Großkonzern weltweit verzichtet noch auf Virtual Reality. Von den US-Giganten Amazon, Facebook, Google, Apple und Microsoft bis hin zu deutschen und europäischen Unternehmen wie Audi, VW und Airbus.

Im Digitalbereich liegen angeblich die USA immer vorne. Wo steht Deutschland bei der technischen Entwicklung in Sachen virtuelle Realität?

Eskofier: Die Amerikaner sind uns in Sachen Unternehmensgründungen und Kapitalfluss voraus. In Sachen Forschung und Entwicklung neuer Technologien sieht es in Europa eigentlich ganz gut aus. So wurde zum Beispiel das Münchener Unternehmen Metaio von Apple aufgekauft. Was Metaio entwickelt hat, ist das, was heute das AR-Kit von Google ist.

Technikpessimisten sagen, dass die Digitalisierung unserer Kommunikation das Zwischenmenschliche zerstört, und virtuelle Realität ist nur eine Flucht aus dem echten Leben. Stimmt das?

Eskofier: Die Tatsache, dass sich Kommunikationswege verändern, ist etwas Unaufhaltsames. Zuerst war die Technik, die wir für das Mitteilen von Gedanken verwendet haben, das Lesen und Schreiben. Aber so, wie das Telefon auf einmal ermöglich hat, den Nachbarn im nächsten Dorf zu sprechen, ermöglichen die Technologien heutzutage, sich mit Menschen rund um den Globus zu unterhalten. Die Menschheit wächst durch Kommunikationstechnologien enger zusammen. Ich persönlich halte die Entwicklung für eine gute Sache.

Welchen Beitrag leistet da virtuelle Realität?

Eskofier: Die Technik hat definitiv das Potenzial, die Menschheit noch enger zu verknüpfen – über Kontinente hinweg. Wenn man sich mit anderen Menschen in der virtuellen Realität trifft, dann hat man nicht nur die Sprachübertragung. Man hat in Zukunft auch die Gestik und Mimik des anderen. Die Kommunikation ist dann deutlich echter und deutlich näher dran am Original, als wenn ich das gleiche über Sprach- oder Textnachrichten machen würde.

Deutschland und die Digitalisierung: Da wird immer viel gerungen. Was erwartet sich die Branche von der neuen Bundesregierung?

Eskofier: Ich erhoffe mir mehr Unterstützung für die Start-Up-Landschaft in Deutschland. Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, als ich ein Virtual-Reality-Startup im Silicon Valley mitgegründet habe und dieses als CEO durch ein sogennantes Accelerator-Programm gebracht habe. Wir haben kostenlose Büroräume, eine kostenlose Unterkunft und Startkapital bekommen. Und wir hatten auf Anhieb ein großes Netzwerk, das wir anzapfen konnten. Dieses Netzwerk und der Kapitalfluss, das fehlt in Deutschland noch. Das liegt daran, dass Risikokapitalgeber in Europa weniger risikofreudig sind. Sie investieren erst, wenn ein Unternehmen etwas weiter ist. Das führt dazu, dass die guten Ideen alle in den USA zur Blüte gebracht werden. Und das ist etwas, da können die neue Bundesregierung und auch die Europäische Union helfen, indem sie einen Rahmen schaffen, in dem Start-Ups gut aufblühen können.

Zur Person

Dominic Eskofier (33) ist in Fürth geboren. Er ist Virtual-Reality-Experte, Tech-Enthusiast und wurde jüngst als "der einflussreichste europäische Virtual Reality-Spezialist" bezeichnet. In seiner Rolle als Leiter der europäischen VR-Geschäfte des Weltkonzerns Nvidia kümmert er sich um den Aufbau der VR-Industrie in Europa und darüber hinaus.

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