Zunehmende Zahl von Wildunfällen alarmiert die Polizei Mehr Tempokontrollen geplant

Von Brigitte Grüner
Die zunehmende Zahl von Wildunfällen alarmiert die Polizei. Deshalb soll es mehr Geschwindigkeitskontrollen geben. ⋌Foto: red Foto: red

Mehr Wild, mehr Fahrzeuge, gut ausgebaute Straßen und zunehmende Freizeitaktivitäten in der Natur verbunden mit der Störung der Waldtiere sind Ursachen für die zunehmende Zahl von Wildunfällen. Im Bereich der Polizeiinspektion (PI) Auerbach soll jetzt mit häufigen Geschwindigkeitskontrollen gegengesteuert werden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

„Wir müssen unbedingt etwas tun“ betonte Polizeihauptkommissar Manfred Plößner am Dienstagnachmittag bei einem Pressegespräch. Die Zahl der Wildunfälle steige nicht nur oberpfalzweit, sondern auch im Bereich der PI Auerbach. Im Regierungsbezirk gab es 2015 insgesamt 10.374 Wildunfälle.

63 Prozent Wildunfälle

Von 411 Kleinunfällen im Gebiet der PI Auerbach und der Polizeistelle Vilseck im Vorjahr waren 63 Prozent Wildunfälle. In Zahlen: 260 Rehe, Hasen, Füchse, Wildschweine, Dachse, Marder oder Hirsche wurden angefahren oder gleich tödlich verletzt. Im laufenden Jahr gab es bislang 80 Wildunfälle. Die Hauptunfallzeit – die meisten registrierten Wildunfälle passieren im Mai und im Herbst – steht den Autofahrern aber noch bevor.

Viele Unfälle zwischen 6 und 8 Uhr

Viele dieser Unfälle passieren zwischen 6 und 8 Uhr, also im morgendlichen Berufsverkehr. Auch die Abendstunden – besonders die Dämmerung – sind betroffen. Im Bereich Auerbach-Vilseck passiert die Mehrheit aller Wildunfälle zwischen 20 und 23 Uhr, so Plößner, der die Unfälle des laufenden Jahres im Detail statistisch erfasst hat. In etwa drei Vierteln aller Fälle ist Rehwild betroffen.

Ursachenforschung

Die Schäden an den Fahrzeugen liegen im Durchschnitt zwischen 500 und 10 000 Euro. Die psychischen Nachwirkungen beim Unfallfahrer und das Leid der betroffenen Tiere kommen noch hinzu. Zusammen mit Inspektionsleiter Karlheinz Escher und Kollegen Bernhard Ziegler betrieb Plößner Ursachenforschung. Zum einen werden die Zahl der Autos auf den deutschen Straßen immer mehr: Zum 1. Januar 2015 waren 62,4 Millionen Fahrzeuge zugelassen. Zugenommen habe auch die Wildpopulation. „Es gab in den vergangenen Jahren keinen harten Winter. Die natürliche Selektion fehlt“, ist eine Begründung von Johannes Hauke, Revierleiter im Auerbacher Forst. In milden Winter bringen die Tiere im Wald mehr Nachwuchs durch. Ferner passieren viele Unfälle auf der „Pendlerstrecke“ B 85 zwischen Auerbach und Amberg. Besonders in den Abendstunden komme der freizeitorientierte Individualverkehr hinzu. Die Straßen werden immer besser ausgebaut, so dass oft zu schnell gefahren wird. Hier wird nun die Polizei ansetzen. Die Autofahrer müssen sich, besonders in der unfallträchtigen Tageszeit, auf verstärkte Geschwindigkeitskontrollen mit der Laserpistole einstellen. Wer zu schnell unterwegs ist, wird von den Beamten angehalten und in Sachen Wildunfall sensibilisiert.

Die Inspektion wird dazu Informationsbroschüren des Bayerischen Jagdverbandes verteilen, um auf die Thematik aufmerksam zu machen. Über die Möglichkeit von Zäunen und Schildern sprach Christian Luber von der Verkehrsbehörde im Amberger Landratsamt. Das generelle Problem sei wohl, dass es keine Unfallschwerpunkte gibt, und das Problem daher flächendeckend gegeben ist. Ein Hinweisschild auf Wildwechsel werde leider oft übersehen. Am besten sei es, wenn die Fahrer ihre Aufmerksamkeit erhöhen und die Geschwindigkeit anpassen. „Ein Schild ändert nicht das Fahrverhalten.“ Dies bestätigte auch Bernhard Ziegler von der Polizei. „Jeder Verkehrsteilnehmer muss vorausschauend unterwegs sein.“

Auch für Dieter Möller, den Vorsitzenden der Auerbacher Jägerkameradschaft, ist die Zahl der Wildunfälle zu hoch. Allein im Bereich Auerbach gab es im Vorjahr von 300 Rehen 50 Stück Fallwild. „Das sind rund 15 Prozent. Das ist eindeutig zu viel.“ Der Bayerische Jagdverband erprobt gerade ein System aus mit einem Wildwechsel-Radar in Verbindung mit einer kostenlosen App.

Saftiges Grün am Straßenrand

Bei Gefahrenpunkten bekomme der Fahrer ein Signal. Im Raum Straubing werde dieses Verfahren ab September erprobt. Da der Empfang nicht immer gleich gut ist und die Fahrer sich vielleicht zu sehr auf die Technik verlassen, könne eine solche App auch eine Gefahr sein, meinte Ziegler.

Jeder Fahrer solle wissen, dass zu bestimmten Tageszeiten wegen häufigen Wildwechsels langsameres Fahren angesagt ist. Wer aus 60 Stundenkilometern bremsen muss, steht schneller als ein Fahrer, der 100 Stundenkilometer fährt.

Revierleiter Johannes Hauke berichtete von einer Verbesserung der Lebensräume des Wildes durch die Verjüngung des Waldes. Dennoch äsen viele Tiere gerne das saftige Grün am Straßenrand. Nach dem Winter sei oft auch Streusalz am Fahrbahnrand ein zusätzlicher Anreiz für das Wild, wusste Manfred Plößner.