Interview mit dem Afrika-Experten Helmut Opitz Mehr deutsche Soldaten nach Mali?

Von Elmar Schatz
Helmut Opitz ist heute Pensionär. Der Oberstleutnant a. D. war 15 Jahre im diplomatischen Dienst in Afrika. Foto: egs Foto: red

In Mali sind am Freitag bei einer Geiselnahme in einem Luxushotel in der Hauptstadt Bamako mindestens 22 Menschen getötet worden. Worum geht es in dem Konflikt? Der Mali-Experte Helmut Opitz aus Hummeltal (Kreis Bayreuth), der lange als Diplomat an deutschen Botschaften gearbeitet hat und zeitweise bei den Vereinten Nationen tätig war, erklärt es.

 
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Herr Opitz, richtet sich der Terror in Mali gegen die ehemalige Kolonialmacht Frankreich?

Helmut Opitz: Nicht nur. Es gibt drei Möglichkeiten: Einmal war zu
erfahren, was aber nicht bestätigt wurde, dass Gespräche über den Fortgang des Friedensprozesses zwischen verschiedenen Gruppierungen von Mali in Bamako stattfinden sollten. Das kann ein Grund gewesen sein. Ein anderer das militärische Vorgehen der Franzosen gegen die islamistischen Gruppierungen in Nord-Mali, die mit Al Kaida zusammenarbeiten. Vielleicht sollten auch Islamisten, die in Bamako im Gefängnis sitzen, freigepresst werden.

Wer kämpft gegen wen in Mali, welche Rolle spielen die Tuareg?

Opitz: Es handelt sich um einige extreme Gruppierungen, auch der Tuareg, die sich mit islamistischen Gruppen verbündeten. Das sind aber nicht die Tuareg generell.

Steckt Boko Haram hinter dem Terror in Mali?

Opitz: Boko Haram ist in Nigeria aktiv. In Mali gibt es vor allem im Norden den Zweig Al Kaida im Maghreb. Da gibt es islamistische Terrororganisationen, dabei könnte – aber das ist Spekulation – die Gruppierung Al Mourabitoun sein, die in Nord-Mali aktiv ist und teils aus Maliern, teils aus Libyern besteht, die für eine militärische Ausbreitung des Islam kämpft.

Finden Sie es sinnvoll, die Bundeswehr – die dort bereits in zwei Missionen engagiert ist – in Mali zur Entlastung der Franzosen zu verstärken?

Opitz: Was heißt sinnvoll? Die Bundesregierung hat Frankreich Hilfe versprochen nach dem Terror in Paris. Und das wäre eine Möglichkeit, die Franzosen zu entlasten. Zurzeit sind in Mali 208 deutsche Soldaten bei der europäischen Ausbildungsmission, und bei der UN-Mission MINUSMA sind etwa zehn Deutsche, die dort mitarbeiten.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will ein „robustes Mandat“ für Mali, wie könnte das aussehen?

Opitz: Mali ist eine der gefährlichsten UN-Missionen. Eine erweiterte Bundeswehrmission wird unter UN-Mandat stehen. Der Weltsicherheitsrat hat beschlossen, dass maximal 11 200 Soldaten entsandt werden und 1400 Polizisten. Ich sehe das so, dass die Deutschen die Franzosen unterstützen beziehungsweise dass eine gewisse Zahl französischer Soldaten frei wird, die andere Aufgaben übernehmen könnten. Die Bundesregierung und das Parlament müssten einen Einsatz erst beschließen.

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