Mehr als kunstvoll gravierte Ostereier

Von Sophie Scholl
Die Bindlacherin Karin Dörfler garviert Eier nach den Wünschen ihrer Kunden, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Gelb, rosa oder grün, mit Häschen, Hühnern und Marienkäfern: Körbeweise Ostereier stehen auf dem braunen Esstisch der Familie Dörfler in Bindlach. Konzentriert graviert Kathrin Dörfler die Noten des Liedes „Alle Vögel sind schon da“ in die Notenlinien der Eierschale. Ostern sei zwar ihre Hauptsaison, aber auch zu besonderen Anlässen lassen sich die bunten Eier mit den verspielten Motiven und Mustern verschenken. „Meines Wissens bin ich weltweit die Einzige, die Eier auf diese Art und Weise, naturgefärbt und graviert, bearbeitet“, sagt sie. Und immer wieder erreichen sie auch exotische Gravurwünsche.

 
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Auch russische Sammler hätten ihre Eier auf einem Ostereiermarkt in Seligenstadt gekauft. „Es ist schon komisch, wenn richtige Sammler um die Stände ziehen, mit ihrem Katalog und Fotos von den Eiern, die sie bereits in der Vitrine stehen haben. Die Sammlerstücke, die mit Acryl bemalt oder gelocht sind, kosten dann aber auch 200 oder 300 Euro“, sagt Dörfler.

Aber es freue sie, dass auch ihre Eier von Sammlern gekauft werden. „Die meinten, dass sie meine Eier aufhängen werden. So stehen die zwar nicht in der Vitrine mit den 300-Euro-Sammlerstücken, aber dafür hängen sie am Strauch – das finde ich einfach lebendiger.“

Ein Hobby weitet sich aus

Seit 14 Jahren graviert die 47-Jährige schon Eier. Die Idee kam zum 60. Geburtstag der Schwiegermutter: „Sie hat sich immer Eier für den Rosenbogen gewünscht. Da sie im Dezember Geburtstag hat, wollten wir die 60 Eier individuell gestalten – also nicht österlich. Auch die Kinder sollten sich ausprobieren dürfen – wir haben marmoriert, naturgefärbt oder mit Schalen geklebt. Aber natürlich sollten auch ein paar Edle dabei sein“, sagt Dörfler.

Und so fing es dann an: Mit Skalpell und Nadeln kratzte die Sozialpädagogin die aufwendigen Muster in die bunten Eier. Als dann im Freundeskreis die ersten Kinder auf die Welt kamen, kratzte sie die ersten Eier für Kinder mit Tieren im Stil der naiven Malerei. „Das fand in meinem Freundeskreis großen Anklang – aber immer mit dem mahnenden Finger, dass man bei dem großen Aufwand das nicht verschenken, sondern eher verkaufen sollte.“

Preise variieren je nach Aufwand

Heute graviert Kathrin Dörfler die Eier mit einer feinen Fräse mit einem Kugelkopfaufsatz. Mit der Fräse geht das Gravieren schneller und sie kann die Menge an Eiern gravieren, die sie für die Märkte braucht. Im Jahr sind es ungefähr 500 Eier. Das aufwendigste Ei, ein Straußenei mit aufwendigem Motiv und spezieller Technik, könne ungefähr vier Stunden reine Gravurzeit in Anspruch nehmen. Schnelle Muster und Motive können auch in 15 Minuten graviert werden.

Die Preise der Eier hängen vom Aufwand ab. Ein Hühnerei mit schnellem Muster könne man schon für fünf Euro kaufen, ein großes Gänseei mit Gravur liege bei ungefähr 25 Euro. Kaputt gingen die Eier bei der Gravur allerdings so gut wie nie. „Wenn mir Eier kaputtgehen, dann entweder beim Ausblasen oder beim Färben“, sagt Dörfler.

Die Töchter helfen mit

Gefärbt würden die Eier nur mit Naturmaterialien wie Beeren, Blättern, Rinden, Zwiebelschalen oder Kaffee. Auch das mache jedes Ei noch individueller. Denn durch die Naturfärbung werde nicht jedes Ei gleichmäßig gefärbt. „So wird ein Verlauf oft schon vorgegeben“, sagt Dörfler. Die Eier von Hühnern, Enten, Gänsen oder Straußen bezieht sie bereits ausgeblasen aus dem Internet oder, soweit es geht, der Umgebung.

Ein gewisses Talent habe sie aber schon, wie sie sagt. „Ich war zu Schulzeiten im Kunst-Leistungskurs“, gibt Dörfler zu. Aber gravieren kann eigentlich jeder: „Man kann auch ohne großes Zeichentalent schöne Muster, wie Kringel oder Punkte, gravieren.“ Auch ihre beiden Töchter helfen mit. „Ihre Motive sind aber meist anders und auch aufwendiger: Einhörner sind momentan sehr beliebt bei den Mädchen. Aber auch Drachenmotive oder eine Weltkarte haben sie auf Eierschalen gebracht“, sagt Dörfler. Sie selbst graviert oft auch für ein gewisses Standardsortiment für den Markt: Vögel, zwei ineinander verschlungene Herzen oder die Kindereier. „Es gibt immer die Möglichkeit, das Ei noch individueller zu gestalten – mit Namen, Geburtsdatum oder Jahrestag.

Namen eines Hochzeitspaares auf Elbisch

Doch oft weichen die Kunden auch von den klassischen Motiven zu Ostern, der Konfirmation oder der Hochzeit ab und kommen mit etwas anderen Ideen zu Kathrin Dörfler. „Es gab einmal eine Kundin, die eine Hochzeitseinladung im Stil der Fantasy-Reihe ,Herr der Ringe‘ mitbrachte. Darauf war der Turm von Mordor und das Zitat ‚Ein Ring, sie zu knechten‘“, sagt die 47 Jährige. „Ich habe dann den Ring aus ,Herr der Ringe‘ und, Google Übersetzter sei Dank, die Namen des Paares auf Elbisch und das Hochzeitsdatum graviert.“

Das sei schon eine der außergewöhnlichsten Anfragen gewesen. Aber auch einen lachenden Zahn habe sie schon graviert. „Das Ei war für ein Mädchen, das eine Zahnoperation vor sich hatte“, sagt Dörfler. Ein Motiv habe sie noch nie ablehnen müssen. „Bis jetzt konnte ich immer Skizzen machen, die gefielen“, sagt Dörfler.

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