Medi-Team in Hagen: "Geduld ist gefragt"

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Jubelnde Hagener, geschockte Medi-Fans: So war die Stimmung im Januar, als Niklas Geske (verdeckt) mit einem unglaublichen Wurf von der Mittellinie in letzter Sekunde den Phoenix-Sieg in Bayreuth erzwungen hatte. Foto: Peter Kolb Foto: red

Hagen gegen Bayreuth – kaum eine Begegnung hat in der Bundesliga eine längere Tradition als diese. Das ist aber längst nicht das einzige Indiz, das bei der Neuauflage am Samstag um 20.30 Uhr in Westfalen ein besonders Spiel erwarten lässt, und bei weitem nicht das beste.

 
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Dass es zwischen diesen Standorten oft denkwürdige Auseinandersetzungen gibt, lässt sich auch ganz aktuell belegen – anhand der vergangenen Saison: Da feierten die Bayreuther in Hagen einen hauchdünnen 79:78-Sieg, der für die gesamte Spielzeit ihr einziger in einer fremden Halle bleiben sollte. Und die Revanche war sogar noch dramatischer: Den Phoenix-Sieg in Bayreuth sicherte in buchstäblich letzter Sekunde ein sensationeller Treffer durch Niklas Geske von der Mittellinie zum 76:73.

Der spannende und oft auch sehr wechselvolle Verlauf von Spielen mit Hagener Beteiligung hat viel mit dem ungewöhnlichen Stil zu tun, den Trainer Ingo Freyer seit dem Aufstieg 2009 konsequent pflegt. „Sie spielen sehr hohes Tempo mit schnellem Abschluss“, sagt Medi-Trainer Michael Koch. „Dadurch wird das Spiel oft sehr intensiv, und es geht heftig rauf und runter.“

In den Statistiken finden sich dafür sehr überzeugende Belege: Keine Mannschaft hat eine schlechtere Trefferquote (41,4 Prozent), und keine produziert mehr Ballverluste (15,6 pro Spiel) – und trotzdem liegt Phoenix Hagen auf dem neunten Rang in Reichweite der Playoff-Plätze. Das ist nur damit zu erklären, dass die Mannschaft ihre vermeintlichen Mängel perfekt kompensiert: Viele Fehlwürfe werden durch den Liga-Höchstwert an Offensivrebounds wettgemacht (14,7) und die Ballverluste durch die schiere Menge an Angriffen: 65,6 Mal werfen die Hagener in den 40 Spielminuten auf den Korb – noch ein BBL-Rekord.

Zwei Siege gegen Europacup-Teilnehmer

In letzter Zeit schienen die wilden Korbjäger sogar auch noch ihre Defensive zu verbessern. Dafür sprach vor allem ihr eindrucksvoller 87:70-Sieg bei den ebenso offensivstarken und damals sogar als Tabellenführer amtierenden Riesen Ludwigsburg, die zuvor noch in keinem anderen Saisonspiel so wenig Punkte erzielt hatten. Und eine Woche zuvor hatten die Hagener mit 76:74 gegen Oldenburg schon einen weiteren ziemlich sicheren Playoff-Kandidaten bezwungen. Michael Koch sieht dafür aber noch eine ganz andere Erklärung: „Diese beiden Gegner spielen im Europacup und hatten daher wenig Zeit, sich auf Hagen einzustellen. Der besondere Hagener Stil verlangt jedoch eher etwas mehr Zeit als sonst für die Vorbereitung.“ Dazu passt die Tatsache, dass die Westfalen vor ihren beiden Husarenstreichen längst nicht so überzeugend gewirkt hatten, als sie den international unbeschäftigten Tübingern im korbreichsten Duell der bisherigen Spielzeit mit 103:112 unterlagen.

Hoffnung auf Mullings-Einsatz

Das damalige Erfolgsrezept der Schwaben mit vielen Treffern aus der Distanz will sich Koch allerdings nicht ohne weiteres zum Vorbild nehmen, obwohl auch sein eigenes Team in den letzten Spielen an der Dreierlinie recht erfolgreich war: „Wenn man sich zu sehr auf den Distanzwurf versteift und nicht trifft, dann produziert man lange Rebounds und kommt dem Hagener Tempospiel entgegen. Vielmehr muss man den Ball mit Pässen schnell machen und mit lieber noch einem Extrapass mehr den freien Wurf finden. Geduld ist gefragt!“ Und man müsse diesen Spielplan auch konsequent verfolgen: „Oldenburg hat das Spiel in Hagen 35 Minuten lang beherrscht, dann aber die Geduld verloren.“ Zuversichtlich stimmt den Medi-Coach die Tatsache, dass der zuletzt wegen Rückenbeschwerden fehlende Daniel Mullings gestern erstmals wieder mittrainieren konnte: „Ich denke, er ist so weit, dass es zumindest ein paar Minuten geht. Gerade bei dem schnellen Spiel in Hagen ist es wertvoll, etwas mehr wechseln zu können.“

 

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