Medi-Team erwartet Tabellenzweiten

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Wenn die Ludwigsburger Verteidigung funktioniert, wird es für jeden Gegner schwer. Das mussten auch die Berliner um Will Cherry (rechts) erkennen, als sie nun schon zum zweiten Mal im Europacup gegen das Team um Shawn Huff und Jon Brockman (von links) unterlagen. Foto: Imago Foto: red

Zum zweiten Mal in Folge hat Medi Bayreuth in der Bundesliga einen Playoff-Kandidaten zu Gast. Der letzte Sieg gegen Bonn (77:64) liefert ein paar Argumente dafür, dass mit dem entsprechenden Selbstvertrauen auch die Aufgabe am Sonntag um 17 Uhr gegen den Tabellenzweiten Riesen Ludwigsburg nicht unlösbar bleiben muss, aber wahrscheinlich müssen dafür taktisch einige andere Probleme gelöst werden.

 
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Über die Spielweise der Mannschaft von Trainer John Patrick, der die Riesen nach dem nur per Wildcard abgewendeten Abstieg im Jahr 2013 bereits zweimal auf Platz acht geführt hat, sagen zwei Statistiken schon viel aus: Kein anderes Team holt mehr Rebounds (40,6 pro Spiel), und kein anderes trifft so schlecht von der Dreier-Linie (28,8 Prozent). Auch die absolute Zahl der Dreier pro Spiel (6,4) gehört zu den niedrigsten und wird nur von drei Mannschaften mit je 6,3 noch ganz knapp unterboten.

Verteidigung in der Zone entscheidend

Beide Fakten zusammen legen nahe, die Verteidigung in erster Linie auf die Zone zu konzentrieren und dafür eher mal einen Distanzwurf zuzulassen – und so falsch findet Medi-Trainer Michael Koch diese schlichte Schlussfolgerung gar nicht: „Gegen die Ludwigsburger ist es tatsächlich ratsam, etwas konservativer zu verteidigen und nicht ganz so aggressiv. Sie suchen den Zug in die Zone, um ihre Stärken unter dem Korb auszuspielen.“ Eine der wichtigsten unter diesen Stärken ist in den Statistiken ebenfalls recht deutlich abzulesen: Riesen-Center Jon Brockman dominiert die Liste der erfolgreichsten Rebounder in der BBL mit einem Schnitt von 10,9 – der zweitplatzierte Owen Klassen (Hagen) kommt schon nur noch auf vergleichsweise bescheidene 7,6. „Natürlich muss es ein Ziel sein, ihn so weit wie möglich vom Korb weg zu halten“, sagt Koch. Das könne zuweilen so weit gehen, dass der direkte Gegenspieler (neben Drew Naymick auch der für dieses und das nächste Spiel in Gießen weiterverpflichtete Enosch Wolf) gar nicht mehr selbst für den Rebound verantwortlich ist: „Den müssen dann die anderen einsammeln.“

Allerdings ist die Defensivarbeit nur die halbe Herausforderung, denn als zweite große Stärke der Ludwigsburger gilt die Verteidigung im typischen Patrick-Stil: „Das ist eine extrem athletische Mannschaft, die enormen Druck ausüben kann“, sagt Koch. „Da muss man ruhig bleiben und darf nicht hektisch werden.“

Zwei Europacup-Siege gegen Berlin

Unterm Strich haben sich die vor zwei Jahren sportlich abgestiegenen Ludwigsburger mit ihren Qualitäten imponierende 14:2 Punkte erarbeitet. Zwar lässt sich einwenden, dass sie sich erst einmal mit einem Gegner auf den acht Playoff-Plätzen auseinandersetzen mussten (und da haben sie prompt verloren: 82:88 gegen Oldenburg), aber das schmälert für Koch die Bilanz nicht: „Es gibt nicht viele einfache Aufgaben in dieser Liga. Wer da sieben von acht Spielen gewinnt, holt sich starken Rückhalt auch für die noch schwierigeren Gegner.“

Auch das haben die Ludwigsburger mittlerweile bewiesen, und zwar im Eurocup. Da gewannen sie beide Duelle mit den in der Bundesliga noch unbesiegten Berlinern. Nach dem 79:60-Sieg im Hinspiel fiel am Mittwoch dieser Woche der Erfolg in Berlin mit 90:79 sogar fast ebenso deutlich aus (75:52 nach dem dritten Viertel). Dabei verwandelten die Riesen übrigens zwölf von 24 Dreiern – ganz so einfach ist das mit der Statistik also wohl auch wieder nicht.

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