Medi-Gast mit dem Senior der Liga

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Immer noch bissig: Auch mit 39 Jahren kann Aleksandar Nadjfeji (rechts) auf BBL-Niveau Akzente setzen. Beim letzten Sieg gegen Crailsheim erzielte er acht Punkte, zwei davon in diesem Duell mit Patrick Flomo. Foto: Pressefoto Ulmer Foto: red

Ein Rekordhalter der Basketball-Bundesliga stellt sich am Freitag in der Oberfrankenhalle vor, wenn um 20 Uhr die Tigers Tübingen bei Medi Bayreuth antreten. Es ist nicht der Korbschützenkönig der Liga, oder der beste Rebounder, auch nicht der größte, kleinste oder schwerste Spieler – sondern der älteste: Aleksandar Nadjfeji hat am Dienstag dieser Woche seinen 39. Geburtstag gefeiert.

 
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Dabei war der gebürtige Serbe schon bei seiner Rückkehr nach Tübingen vor zwei Jahren eigentlich als Co-Trainer seines Landsmanns Igor Perovic vorgestellt worden. In Zeiten des Verletzungspechs erwies sich der routinierte 2,02 Meter lange Power Forward aber stets als wertvolle Alternative. 17 Einsätze absolvierte er über durchschnittlich fast 24 Minuten und sammelte dabei beachtliche 9,1 Punkte im Schnitt. Als er dann im Herbst 2014 die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt und keine Ausländerstelle mehr besetzte, gehörte er in der folgenden Saison sogar wieder zum Stammpersonal. Nadjfeji absolvierte alle 34 Spiele und kam in knapp 18 Einsatzminuten immer noch auf durchschnittlich 7,8 Punkte.

Das ändert aber nichts daran, dass Trainer Perovic seinen langjährigen Freund aus gemeinsamen Spielzeiten vor rund 20 Jahren in Belgrad während der ganzen zwei Jahre auch tatsächlich als einen seiner Assistenten beschäftigt. „Er arbeitet hauptsächlich individuell mit den Spielern auf den großen Positionen“, erklärt der nur zweieinhalb Jahre ältere frühere Aufbauspieler, der schon seit 2009 als Headcoach bei den Tigers amtiert. Welche Rolle seines Ex-Landsmanns im Vordergrund steht, will Perovic gar nicht pauschal festlegen: „Er spielt beide Rollen gut und ist in beiden sehr wertvoll vor allem für unsere jungen Spieler.“ Als erfahrener Rückhalt mit Führungsqualitäten ist Nadjfeji sicher auch morgen in Bayreuth auf dem Spielfeld gefragt, wenn beispielsweise der Offensivdrang seiner Teamkollegen allzu euphorisch zu werden droht. „Wir wollen schnell spielen, aber dabei muss man auch klug spielen“, sagt Perovic. „Da ist es wichtig, die richtige Balance zu finden.“

Zuverlässigkeit war schließlich immer schon ein Markenzeichen von Aleksandar Nadjfeji, und daran hat sich offenbar auch im Alter von 39 Jahren nicht viel geändert. 46 Minuten lang stand der Senior in den bisherigen fünf Spielen dieser Saison auf dem Platz und war dabei nur für einen einzigen Ballverlust verantwortlich. Dass er auch immer noch Akzente setzen kann, bewies er beim letzten 96:74-Sieg gegen die Crailsheim Merlins. In 15:30 Minuten Einsatzzeit trug Nadjfeji acht Punkte zur insgesamt überzeugenden Mannschaftsleistung der Tigers bei.

Wird der älteste aktuelle BBL-Spieler und dreifache Familienvater also sogar den langjährigen Bamberger und Bonner Center Chris Ensminger übertreffen, der seine Laufbahn 2013 ein halbes Jahr vor seinem 40. Geburtstag beendet hat? „Das müssen Sie ihn schon selbst fragen“, sagt Igor Perovic lachend. „Was ich sicher sagen kann, ist nur, dass er es liebt, zu spielen.“

428 Spiele in der Bundesliga und zwei Meistertitel

Seit 2001 spielt Aleksandar Nadjfeji in der Bundesliga und hat dabei 428 Spiele absolviert. Nach vier erfolgreichen Spielzeiten in Bonn mit drei Nominierungen im Allstar-Team der Liga trug er ab 2005 das Trikot der Köln 99ers, mit denen er gleich in der ersten Saison die Deutsche Meisterschaft gewann und ein Jahr später den Pokal. Nach der Insolvenz dieses Vereins im Januar 2008 beendete er die Spielzeit bei Alba Berlin und feierte dort seinen zweiten BBL-Titel sowie in der folgenden Saison seinen zweiten Pokalsieg.

2009/10 gab Nadjfeji ein erstes Gastspiel bei den Tigers Tübingen, ehe ihn der FC Bayern München für sein ambitioniertes Basketball-Projekt in der Pro A verpflichtete. Nach dem planmäßigen Aufstieg im Jahr 2011 wurde der Mittdreißiger bei den schnell steigenden Ansprüchen des Fußball-Rekordmeisters aber allmählich zu einer Randfigur. Im letzten Jahr seines Dreijahresvertrages absolvierte er nur noch acht Bundesliga-Einsätze.

So kam das Angebot seines Freundes Igor Perovic gerade recht: ein Dreijahresvertrag mit dem Übergang zu einer zweiten Laufbahn als Trainer.

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